14.07.2002

Ferndorf beginnt hinter der Kirche

Vor 935 Jahren schlug die Geburtsstunde des Kreuztaler Stadtteils

(thm) „Ferndorf? Natürlich kenn' ich Ferndorf! Da fährt man doch durch, wenn's von Kreuztal nach Hilchenbach geht. Ist nicht so schön..." So mag mancher denken, der den Kreuztaler Stadtteil nur aus der Autofenster-Betrachtung kennt.

Doch gemach, gemach, Ferndorf hat viel mehr zu bieten als Häuser, die zu nah an der Durchgangsstraße stehen. Denn direkt hinter der evangelischen Kirche beginnt das alte, das eigentliche Ferndorf. Hier stehen Fachwerkhäuser, die teilweise älter als 300 Jahre sind, wunderschön erhalten und natürlich bewohnt. Wobei sich hier Menschen mit Gardemaß nicht so wohl fühlen werden: Früher waren die Bewohner halt kleiner, und dementsprechend wurde
die Zimmerhöhe bemessen.

Doch sind diese Häuser noch richtig jung, verglichen mit dem ältesten Haus in Ferndorf, das in Teilen noch heute besteht. Denn das älteste, urkundlich erwähnte Gebäude, der Irlenhof, datiert aus dem Jahr 1434. In den folgenden Jahrhunderten hat sich natürlich fast alles in Ferndorf geändert. Doch die ländliche Struktur hat sich bis heute gehalten. Der Irlenhof wird bis heute bewirtschaftete, hinzu kommen drei weitere kleinere landwirtschaftliche Betriebe. Erich Arnold, in Ferndorf geborener Mitautor der Ferndorfer Dorfchronik, betont: „In Ferndorf gibt es kein brach liegendes Feld."

Vielmehr umgibt eine spürbare Idylle die Häuser zu beiden Seiten der B 508. Häuser, in denen Menschen wohnen, die ihre eigene Art haben. Erich Arnold: „Auswärtige sagen, wir Ferndorfer wären ein bisschen großspurig. Doch das ist quatsch! Aber wir Ferndorfer halten zusammen."

Das äußert sich bei vielen Festen, die von den zahlreichen Vereinen im Jahresverlauf veranstaltet werden. Treffen zur Maifeier, zu Pfingsten oder zum „Raawewerfen" locken immer wieder viele Besucher aus Ferndorf und aus der weiteren Umgebung zu den verschiedenen Veranstaltungsorten. Ob Turnverein oder Schützenverein, ob Männerchor oder Verein zur Pflege der Dorfgemeinschaft: In Ferndorf findet jeder, der es wünscht, eine Heimat. Rund um den Kirchturm ist jeder willkommen.

Apropos, Kirchturm: Der aufmerksame Autofahrer entdeckt auf dem Turm einen goldenen Wetterhahn, eigentlich ein Zeichen für eine katholische Kirche. Doch die Laurentiuskirche ist seit Jahrhunderten evangelisch. „Der Hahn ist unser Wahrzeichen, der bleibt da oben", bestimmt Erich Arnold. Ob Ferndorfer wohl doch ihre eigene Art haben...