02.08.2002

Historische Siegerländer Leckerbissen

Renovierung des Ferndorfer Heimatmuseums so gut wie abgeschlossen

tb Ferndorf. Kunstvoll geschnitzt erscheinen die Lehnen der alten Stühle, die zu einer gemütlichen Sitzecke zusammengestellt sind. Den antiken Tisch dekoriert eine alte Spitzentischdecke, wie sie heute nur noch selten zu finden ist. Doch nicht nur innen lädt das Heimatmuseum Ferndorf zum Verweilen ein. Auch von außen laufen die Renovierungsarbeiten auf Hochtouren. Der erste Abschnitt der insgesamt rund 7000 € teuren Maßnahme (städtischer Anteil) ist bereits abgeschlossen. Auf dem Plan stehen nun noch die Türlackierung, die Restaurierung der Lampe im Eingangsbereich sowie viele kleinere Arbeiten.

Viele Relikte stammen von Dachböden
"Neu ist auch ein alter Pflug, den wir in diesen Tagen vor dem Haus installiert haben", weiß Museumsleiter Joachim Kampmann stolz zu berichten. Das gute Stück hat über 100 Jahre "auf dem Buckel" und stellt einen echten historischen Leckerbissen dar - wie übrigens viele der in Ferndorf beherbergten Exponate. Nicht umsonst ist das Heimatmuseum in der ehemaligen "Roten Schule" weit über die Kreisgrenzen hinaus bekannt. Hier fanden viele kulturgeschichtliche Relikte Siegerländer Tradition ein neues Zuhause. "Die Mehrheit unserer Exponate sind Spenden und stammen unter anderem von Dachböden, aus alten Garagen oder Nachlässen", erklärte Kamnmann im Gespräch mit der Siegener Zeitung. "Die Leute denken einfach an das Museum, und wir sind immer dankbare Abnehmer" Vor allem wenn es um Kleinteile geht, schließlich sind die Räumlichkeiten begrenzt. Der Ferndorfer sucht zum Beispiel noch alte Tassen, Vasen oder ähnliche Dinge. "Eben alles, was man in Vitrinen stellen kann." Und genau auf diese Art und Weise wurde auch das Heimatmuseum ins Leben gerufen.

Im Sommer des Jahres 1967 beging Ferndorf seine 900-Jahrfeier, und jeder Bürger stellte sich damals in irgendeiner Weise zur Verfügung. Als Beitrag zu den Feierlichkeiten übernahm die SGV-Abteilung Ferndorf-Kreuztal, die heute noch offizieller Träger der Einrichtung ist, den Aufbau der Heimatstube. Ihr Ziel: das Pflegen und Erhalten von altem Volks- und Kulturgut.

Jährlich rund 450 begeisterte Besucher
Mit zuerst nur einer Arbeitsgruppe ging es ans Werk. Die engagierten Helfer starteten einen Aufruf an alle Bürger, das Vorhaben mit Leihgaben und Spenden historischer Gegenstände aus dem eigenen Besitz zu unterstützen. Die Resonanz war groß. Manchen fast vergessenen Schatz holten die eifrigen Sammler in den Kellern und Speichern der Bauernhäuser aus dem Staub der Zeit hervor. Bereits am 5. Februar 1972 konnte der zweite Raum der Öffentlichkeit übergeben werden. Das Echo war überzeugend. Die Sammlung wuchs, und so kam am 1. April 1978 ein drittes Zimmer hinzu. Seitdem statten jährlich rund 450 Gäste der ehemaligen ,Roten Schule" einen Besuch ab.

Besichtigen alle Exponate vom historischen Webstuhl über alte Kirchen-Kerzenständer und Filmprojektoren bis hin zum urigen Mäckes-Kännchen. Das faszinierende dabei: "Jedes dieser Exponate hat seine eigene Geschichte - auch wenn wir leider nur die wenigsten kennen", so der Museumsleiter. Der Bauer-Kinofilmprojektor, Baujahr 1928, gehöre zum Beispiel erst seit kurzer Zeit zum Museum. "Er stammt aus dem alten Kreuztaler Kino, das schon vor vielen Jahren geschlossen wurde. Ein ehemaliger Filmvorführer hatte das gute Stück lange Zeit in seiner Garage und spielte dort noch alte Wochenschauen aus den 60er-Jahren ab. Sie sind natürlich auch in unseren Besitz übergegangen", meinte Kampmann.