28.07.2003

Geldstrafe für Tötung eines Bäckers war dreimal so hoch

Am Anfang die Backwaren mit Hundegespann ausgefahren
Stenger wird 120 Jahre alt

Kein Jubiläum, aber immerhin ein stolzes Alter, das es verdient hat, erwähnt zu werden. Der Rewe-Markt Stenger in der Ferndorfer Straße in Ferndorf feiert im Rahmen einer kleinen Festwoche mit Rahmenprogramm sein 120-jähriges Bestehen. Firmenchef bereits in vierter Generation ist Albrecht Stenger, der mit Ehefrau Elena, der Seniorchefin Elfriede Stenger, geb. Stötzel, die seit 49 Jahren mit im Betrieb tätig ist, und einer mehrköpfigen Belegschaft Woche für Woche für die treuen Kunden aus Ferndorf und darüber hinaus präsent ist.

Angefangen hat alles im Jahr 1883 mit dem Bäckermeister Eduard Stenger in dem heute über 300 Jahre alten Haupthaus. Welch hohen Stellenwert das Bäckertandwerk in frühen Zeiten hatte, das ist im ersten deutschen Rechtsbuch, dem „Sachsenspiegel“ nachzulesen. Albrecht Stenger: „Die Geldstrafe für die Tötung eines Bäckers war damals dreimal so hoch wie für die Tötung eines gewöhnlichen Menschen". Das sei aber sicher für den Urgroßvater nicht ausschlaggebend gewesen, sich als Bäckermeister niederzulassen, fügt der Juniorchef gleich schmunzelnd an.

Mit Fleiß, Sparsamkeit und einfachster Lebensführung habe der Urgroßvater seine Bäckerei und 1910 seinen ersten Läden eröffnet, in dem es dann unter anderem auch Rübenkraut, Seife und Petroleum aus dem Fass zu kaufen gab. Bereits 1922 war Eduard Stenger Mitbegründer der heutigen, Rewe-Genossenschaft. Über Umbauten, Errichtung einer Filiale mit Frischfleischabteilung in der Dallnstraße und schließlich einem Neubau am Stammhaus in 1976 zu einem Supermarkt und der Eröffnung einer Filiale in der Fritz-Erler-Siedlung entwickelte sich das Familienunternehmen Stenger weiter.

Seit vier Jahren führt der Rewe-Markt auch eine Postagentur. Die Filialen gibt es aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr. Und auch die Postagentur werde man wegen Vertragsverschlechterungen durch die Deutsche Post Ende November schließen. Früher, so erinnern siech Albrecht Stenger und Mutter Elfriede, seien die Backwaren noch mit dem Hundegespann, später mit dem Fahrrad und dann mit dem Dreirad-Auto „Tempo" ausgeliefert worden.

Nach Urgroßvater Eduard Stenger ging die Firma auf Albrecht Stenger Senior, darin auf Werner und Elfriede Stenger und schließlich seit 1992 auf Albrecht Stenger junior über. So wird wohl die Firma auch in Zukunft in der Familie bleiben. Die beiden Kinder Vivien (10) und Dario Werner (7) haben bereits jetzt ihre zukünftigen Aufgaben aufgeteilt, und selbstverständlich werden die Freundinnen als Verkäuferinnen eingestellt.