06.07.2006

53 Jahre für 4000 Meter langen Stollen

Kreuztal. Der Kronprinz-Friedrich-Wilhelm-Erbstollen ist das letzte in der Kreuztaler Stadtmitte noch sichtbare Zeugnis einer alten Bergbau-Vergangenheit. Die Stadt hat jetzt die Tafeln vor dem Stollen und dem gegenüberliegenden "Bethaus" renovieren lassen. Die "in die Jahre gekommenen" Informationstafeln am Eingang zum Erbstollen und am Stollenhaus erstrahlen nach ihrer kompletten Überarbeitung in neuem Glanz. Die Restaurierung war nötig geworden, nachdem im Laufe der letzten 25 Jahre die Texte durch Verwitterung nahezu unleserlich geworden waren.

Fachleute der Glocken- und Kunstgießerei Rincker aus dem hessischen Sinn wurden mit der Aufarbeitung der im Jahre 1980 von ihr erstellten Bronzetafeln beauftragt. Die Hinweistafeln enthalten einerseits einen geschichtlichen Abriss über den in über 53 Jahren gebauten KronprinzFriedrich-Wilhelm-Erbstollen und andererseits die Geschichte des 1825 errichteten Bethauses, das gegenüber vom Stolleneingang steht. Dort versammelten sich die Grubenarbeiter zum Gebet, ehe es in den Berg ging.

1825 wurde mit dem etwa 4000 Meter langen Stollen, der vorrangig zur Entwässerung des Stahlbergs und der Müsener Gruben diente, begonnen. Die Arbeiten wurden erst 1878 beendet. Für die Ernsdorfer Bergleute, die zuvor über die Martinshardt nach Müsen wandern mussten, war er auch eine willkommene Abkürzung zu den Gruben. Die Planungen für den Stollen gingen bereits auf die nassauische Zeit zurück, verwirklicht wurden sie jedoch erst, nachdem das Siegerland 1815 preußisch geworden war. Aus diesem Grunde wurde der Stollen nach dem preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm benannt.

Die große Zeit des Martinshardter Reviers war jedoch schon bald nach der Fertigstellung des Stollens vorüber. Eine Grube nach der anderen musste die Förderung einstellen. 1931 wurde in Müsen die letzte Schicht gefahren. Danach wurde der Stollen für die Wasserversorgung der Gemeinde Kreuztal genutzt. Im Zweiten Weltkrieg bot er der Bevölkerung Schutz vor Luftangriffen. Gleichzeitig mit der Renovierung der Tafel wurden zwei fehlende Buchstaben am historischen Stollenportal erneuert. Die Kosten für beide Objekte wurden aus städtischen Denkmalpflegemitteln beglichen.