Neue Infotafeln an Ferndorfer Gebäuden angebracht
Hausnamen und Erläuterungen
js Ferndorf. Wenn sie sprechen könnten, hätten sie mit Sicherheit einiges zu berichten. Viele Ferndorfer Gebäude prägen schon lange das Ortsbild, haben Jahrzehnte, manchmal sogar Jahrhunderte überstanden und vielen Generationen ein Dach über dem Kopf geboten. Jetzt hat ihnen der Verein zur Pflege der Dorfgemeinschaft Ferndorf eine Stimme verliehen. Auf Plexiglasschildchen geben sie uns nun zumindest einen kleinen Einblick in ihre Geschichte.
Die Hausschilderaktion ist ein Projekt der vereinsinternen Arbeitsgruppe Ortsgeschichte. Die hat es sich zur Aufgabe gemacht Traditionen am Leben zu halten. "Wir möchten, dass auch künftige Generationen etwas mit den alten Hausnamen anfangen können", erklärte Katrin Stein, Leiterin der Arbeitsgruppe. Etwa 90 Fachwerkhäuser habe es im Jahr 1835 in Ferndorf gegeben, 80 davon sind noch heute erhalten. Um das genaue Alter der betagten Bauten zu ermitteln, hatten die Dorfhistoriker eine große Datierungsaktion gestartet. Diplom-Ingenieur Hubert Michel, ein Experte aus Arnsberg, hatte auf Wunsch der Eigentümer Probebohrungen im Holzgebälk durchgeführt. "Auf diese Weise konnten wir das Fälljahr der verwendeten Bäume bestimmen. Und das sei damals zugleich das Baujahr gewesen."
Bei 30 Fachwerkhäusern haben die Ferndorfer bisher unter die Balken geschaut, haben das Alter der Gebäude bestimmt und sich einen Überblick über die Bausubstanz und -geschichte im Ort gemacht. "Damit sind wir schon etwas Besonderes in der Region", versicherte Katrin Stein. Hubert Michel habe ihr bestätigt, dass er keinen vergleichbaren Ort in Westfalen kenne, der sich so flächendeckend mit seinen alten Gebäuden auseinandersetze.
Das genaue Hinschauen hat sich gelohnt: Mit dem 1581 erbauten "Nachdwächderhuss" zwischen Bahnhof und Kirche beheimatet Ferndorf wahrscheinlich den ältesten Schuppen des Siegerlandes. Unter dem Hausnamen "SchurImeißdersch" bekannt ist zudem das Wohnhaus mit dem ältesten Kern im Siegerland - der stammt aus dem Jahre 1524. Doch nicht nur diese beiden ausgesprochen betagten Beispiele gilt es zu endecken. Die druckfrischen Hausschilder verraten den Interessierten nun den Hausnamen des jeweillgen Gebäudes und geben Aufschluss darüber, woher diese im Dorf bekannte Bezeichnung kommt. In manchen Fällen war es gar nicht so leicht, erklärte Helmut Nölling, Vorsitzender des Vereins zur Pflege der DorIgemeinschaft.
Auch bei der Schreibweise seien sich die Heimathistoriker nicht immer einig gewesen. Man habe sich an der Siegerländer Aussprache orientiert. Aber das sei nicht immer so problemlos machbar gewesen wie bei "Boujahnches" im Backhausweg, das beim Pressetermin beispielhaft für die Vorstellung der Schilder ausgewählt worden war. Das liebevoll in Schuss gehaltene Zuhause der Familie Loos steht auf dem ehemaligen Standort eines Backes und war offenbar das 1871 erbaute Wohnhaus von Karl Berg und seiner Marianne ("Jahnche"), Tochter aus dem Hause "Bou".
Doch nicht nur alte Gebäude werden in den nächsten Wochen mit informativen Plexiglasschildchen versehen, auch öffentliche Gebäude und Einrichtungen stehen auf der Liste: der Sportplatz, die Kindelsbergschule, das Feuerwehrgerätehaus, der Kindergarten "Ferndorfer Knirpse", das Naturtreibad Zitzenbach und der Standort der einstigen Jugendherberge Ferndorf. Zehn Infoschilder werden an einigen Grabtafeln in der ev. Laurentiuskirche angebracht. Insgesamt 85 Tafeln sind fertig - ein Ende der Aktion ist aber nicht in Sicht. Katrin Stein: "Wir denken bereits an eine Neuauflage im nächsten Jahr".