20.06.2006

OT Ferndorf schließt zum Jahresende

Kreuztal-Ferndorf. Das Haus der Offenen Tür der evangelischen Kirchengemeinde Ferndorf wird nun doch zum Jahresende geschlossen. Das haben acht von zwölf anwesenden (der insgesamt 16) Presbyter in ihrer Sitzung am Montagabend beschlossen.

Die "sehr angespannte Haushaltslage der Kirchengemeinde" war für das Gremium Ausschlag gebend, die offene Jugendarbeit nach mehr als drei Jahrzehnten zu beenden. Die beiden hauptamtlichen Sozialpädagoginnen Kornelia Klein-Reimann und Petra Ermisch, die seit 16 beziehungsweise sechs Jahren jeweils halbtags beschäftigt sind, erhalten die Kündigung zum 30. Dezember. Gestern saßen die Kinder der Dienstagsgruppe der Sieben- bis Zehnjährigen traurig zusammen. Auch sie hatten vom bevorstehenden Ende der Einrichtung gehört. Einige Mädchen wollten gar den Inhalt ihrer Spardose opfern und einige Euro spenden, um das Defizit zu stopfen. Doch das Angebot wurde dankend abgelehnt.

Die noch am Sonntag in der Gemeindeversammlung vorgetragenen Argumente zur Weiterführung der Einrichtung (die WR berichtete) waren von den Presbytern wohl abgewogen worden. Vorschläge zur Erschließung alternativer Finanzquellen wurden zwar intensiv besprochen, ließen aber keine anderen Einschätzung der Gesamtsituation zu.

Die Bedeutung der Kinder- und Jugendarbeit soll zwar trotz der Schließung "nach wie vor einen hohen Stellenwert in der Arbeit der Kirchengemeinde behalten", betonte Pfarrer Peter Renschler. Nur unter geänderten Rahmenbedingungen möchte das Presbyterium das Angebot für Kinder- und Jugendarbeit weiterführen. Das heißt, durch den Einsatz von ehrenamtlichen Helfern und Beibehaltung der genutzten Flächen im Untergeschoss des Gemeindehauses. Den neun dort probenden Bands werden weiterhin die Räume überlassen. Planmäßig stattfinden wird auch der am Montag, 26. Juni, beginnende "Ferienspaß".

Ehrenamtliche Angebote, das weiß die Kirchengemeinde, müssen aber zunächst aufgebaut werden. Dafür gibt es derzeit keine Mitarbeiter. So setzt Pfarrer Renschler auf Helfer aus dem Kindergottesdienstbereich, auf Väter und Mütter. Für ein solches Modell blieben 10.000 Euro an laufenden Kosten, die vielleicht durch Abtrennung und Vermietung von Räumen des jetzigen Jugendtreffs eingenommen werden könnten.

Aus Sicht der städtischen Jugendförderung entsteht durch den Wegfall der OT Ferndorf allemal eine Versorgungslücke in einem der größten Kreuztaler Stadtteile. Der Leiter des Amtes für Jugend, Familie und Stadtteilmanagement, Uwe Montanus, sagte der WR: "Wir haben stets auf eine dezentrale wohnortnahe Jugendarbeit gesetzt. Wenn Ferndorf schließt, gibt es nicht nur in den westlichen Stadtteilen des Heestals, sondern auch im östlichen Bereich kein Angebot mehr." Bedauerlich sei der Ferndorfer Beschluss vor allem deshalb, weil das Haus der offenen Tür die älteste Einrichtung dieser Art in Kreuztal ist. Erst viel später kamen die städtische Jugendbege-gnungsstätte Roonstraße (1980), die Jugendtreffs Eichen, Littfeld und Buschhütten. Montanus: "Wir waren angetreten, alle Stadtteile einzubeziehen. Jetzt wäre nur noch die Nord-Süd-Schiene abgedeckt."