29.11.2006

Schüler lernen eigene Stärken kennen

Jeden Mittwoch nehmen 14 Schüler der Kindelsbergschule an einem besonderen Integrationsprojekt teil. (WR-Bild: Kuhn)

Kreuztal-Ferndorf. "Macht mir jetzt alles nach", fordert Dia Alihanga die 14 Jungen und Mädchen auf. Sie drehen sich, heben die Hände, umarmen sich: eine außergewöhnliche Doppelstunde, die seit Anfang des Monats wöchentlich an der Kindelsbergschule stattfindet.

Der aus Gabun stammende Medieninformatik-Student der Uni Siegen leitet ein Projekt, das "Integration durch Stärkung eigener Stärken" überschrieben ist und für Jungen und Mädchen, für deutsche Schüler und solche mit "Migrationshintergrund", angeboten wird. Tatsächlich ist die Gruppe ideal gemischt. Die 13- bis 15-Jährigen werden noch bis zu den Osterferien an dem Projekt teilnehmen. Vor einigen Wochen kamen sie sogar an einem unterrichtsfreien Tag zur Schule, um es nicht zu versäumen.

Unterstützt wird das Integrationsprojekt vom Förderverein der Kindelsbergschule sowie vom Ausländerbeirat der Stadt Kreuztal - nicht nur ideell, sondern auch finanziell. Frank Niederhausen, Vorsitzender des Fördervereins, macht deutlich, dass Selbstvertrauen, gegenseitiger Respekt und die Erfahrung, welches die eigenen Stärken jedes einzelnen teilnehmenden Schülers sind, Schritte auf dem Weg zum Ziel des Projektes sind. Lehrer Peter Terweiden bringt es auf die Formel: "Es geht um mehr Toleranz und die Schwierigkeit, Normen anzunehmen." Schulleiter Walter Schwenke sieht den Vorteil vor allem darin, dass die Persönlichkeit der Jungen und Mädchen gestärkt wird und ihre Bereitschaft steigt, einander zu akzeptieren. Dazu dienen Entspannungsübungen und Elemente wie Capoeira und Slam Poetry (siehe Kasten), die nach und nach in das Projekt eingeführt werden.

"Kleine Schritte" sollen im Laufe des Kurses dazu beitragen, das Miteinander der Kindelsbergschüler zu fördern, die ohnehin nach Beendigung ihrer schulischen Laufbahn einen schwierigen Stand auf dem Arbeitsmarkt haben werden. Da die Förderschule viele ausländische Kinder unterrichtet, war die Unterstützung den Mitgliedern des Beirats ein besonderes Anliegen. Das dokumentierten sie durch den einhelligen Beschluss, nachdem Frank Niederhausen das Projekt vorgestellt hatte. Werner Irle vom Ausländerbeirat betont den Integrationsgedanken: "Wir suchen weiter nach Wegen zu einer friedlichen Gemeinschaft in dieser Stadt."

 

Slam Poetry und Capoeira
HINTERGRUND
 Capoeira ist eine afrikanisch-brasilianische Tanzsportart, die Kraft, Beherrschung und Gelenkigkeit des Körpers erfordert. Dabei werden die Konzentrationsfähigkeit geschult und die innere Balance gefördert.
 Slam-Poetry bietet den Teilnehmern die Möglichkeit, sich in verbaler, schriftlicher oder mimischer Form auszudrücken.
 Mit dem Erlernen von Entspannungstechniken verschiedener Art werden Vertrauen, Gemeinschaft und auch Loslassen ermöglicht. Teilnehmer lernen ihre Stärken kennen.