15.02.2006

Südumgehung - Tunnelbau ist für den Bund zu teuer

Kreuztal (hn). Wenn Ende des Jahres die Hüttentalstraße durchgängig über die A 4 bis zur Sauerlandlinie befahrbar wird, ist mit einem enormen Verkehrszuwachs im Kreuztaler Zentrum zu rechnen. Abhilfe könnte die Südumgehung (B 508 neu) zwischen Buschhütten und Ferndorf schaffen. Aber die ist noch nicht genehmigt.

Der Landesbetrieb Straßen in Siegen hat gestern den Entwurf im Infra-struktur- und Umweltausschuss vorgestellt, der jetzt an Bund und Land weitergereicht wird. Planungschef Karl-Hermann Metz gab vor einem interessierten Publikum einen Überblick über die Trasse, die von der Hüttentalstraße in Buschhütten abzweigt und durch das Mattenbachtal über den Mühlenkopf ins Ferndorftal geführt wird.

Ein zehn Meter tiefer Einschnitt auf der Kuppe ist an Stelle der vom Rat der Stadt Kreuztal geforderten Tunnellösung vorgesehen. Bei 28 Millionen Euro Kosten für die B 508 neu mit ihren sieben Brückenbauwerken wäre ein Tunnel - als Deckel oder "bergmännisch" durch den Mühlenkopf getrieben - angesichts der Finanzlage des Bundes kaum noch verkraftbar: Bei nur zweispuriger Verkehrsführung durch eine Röhre sind schon acht Millionen Euro mehr fällig. Vierspurig wird die B 508 neu auf die Anhöhe zwischen Buschhütten und Ferndorf geführt. Auf beiden Seiten werden sechs Prozent Steigung erreicht. 400 Meter vor dem "Gipfel", der 50 Höhenmeter über dem niedrigsten Punkt liegt, fällt ein Fahrstreifen weg, sodass der Berg dreispurig überquert wird. Drei Fahrspuren bedeuten aber mindestens zwei Tunnelröhren.

Deshalb stellte auch CDU-Fraktionschef Werner Müller in Frage, ob bei der "einzigen Lösung, die greif-bar nahe" sei, riskiert werden dürfe, dass das gesamte Projekt scheitert. Müller wusste von 20 Millionen Euro Mehrkosten, die für die Untertunnelung der Bergkuppe erforderlich wären. "Wir müssen wissen, was auf uns zukommt, wenn wir auf einer Tunnellösung bestehen", machte er seinen Standpunkt deutlich. Karl-Hermann Metz ließ keinen Zweifel daran, dass ein Beharren der Stadt auf ihren Beschlüssen pro Tunnellösung das Straßenprojekt gefährden könnte: "Der Bund wird gegen den Willen einer Kommune keine Straße bauen." Axel Ganseuer (SPD) indes fand acht Millionen Euro für einen Tunnel vertretbar, während Elke Fuhr-mann (Grüne) das Vorhaben vollständig in Frage stellte. Statt eine Entlastung zu bringen, werde die Kombination aus HTS und Südumgehung nur mehr Verkehr anziehen.

1986 war die Südumgehung in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans aufgenommen worden. 1987 folgten Umweltverträglichkeitsstudie und Verkehrsuntersuchung. Die Linienbestimmung fand 1993 statt. Von der Südumgehung erwarten die Planer für Ferndorf 70 Prozent Entlastung vom Pkw-Verkehr und zehn Prozent weniger Lkw, während Kredenbach mehr Verkehr bekommen wird. Gegen die Straße hat sich vor zehn Jahren eine Bürgerinitiative unter Vorsitz des CDU-Politikers Jochen Billich formiert, die das Projekt mit allen Mitteln bekämpfen will.