20.08.2007

Ein "feucht-fröhliches" Lebehoch

Ferndorfer feierten vergnüglichen 80. Geburtstag des Freibades in der Zitzenbach

bjö Ferndorf. „Feemdoorf“ jauchzt ein erwachsener Mann quer über das Freibadgelände, als er von der Uferböschung mit der Seilbahn gen Wasseroberfläche zu fliegen scheint. Sekunden später platscht er auf der ansonsten glatten Wasseroberfläche auf. „Habt ihr nichts womit ihr das Wasser ein bisschen aufwärmen könnt? Einen Tauchsieder oder so?“, fragt ein anderer Besucher des Freibadfestes die Feuerwehrleute, die die abenteuerlustigen Wasserratten über eine Steckleiter hoch zum Aufstiegsort für jenes Gefährt geleiten, das quer über das Becken gespannt ist. Unübersehbar ist: Personen in Badehose und Bikini sind an diesem Tag deutlich in der Minderheit, obwohl Freibadfest ist. Ein Geburtstagsfest, genauer gesagt. Fotos vom Freibadfest

Die Ferndorfer nutzten das mäßig warme Spätsommerwetter am Samstag für ein feucht-fröhliches Lebehoch auf ihr Naturfreibad in der Zitzenbach. Zum 80-jährigen Bestehen des Freibades am Waldrand von Ferndorf hatte der Verein zur Pflegt der Dorfgemeinschaft viele Helfer mobilisiert, um ein Fest für ihre Zitzenbach auf die Beine zu stellen. „An den 75 hat keiner gedacht“ erklärt Heimatvereinsvorsitzender Helmut Nölling den Grund, warum ausgerechnet zum 80. eine Fete steigt. Würstchen und Waffeln, Kaffee und Schminkspaß für die Kinder gehören zu den Attraktionen an Land, während im Wasser die Taucher dar DLRG-Ortsgruppe die Rettung eines Ertrinkenden nachstellen. Anschließend kommt auch die Wiederbelebungspuppe für die Herz-Lungen-Wiederbelebung zum Einsatz, an der sich auch Kreuztals stellvertretende Bürgermeisterin verausgabt.

Am Schwimmmeister-Häuschen zeigt eine große Schautafel von den Anfängen des Ferndorfer Naturfreibades bis heute. Reichlich Fotos und Fakten hat dazu Katrin Stein zusammengetragen. Sie freut sich an diesem Nachmittag vor allem über die vielen Ferndorfer, die gekommen sind, um von vergangenen Zeiten am und im Becken der Zitzenbach zu erzählen. Dazu gehört auch Günter Preis. Mit 74 Jahren ist er vermutlich der älteste Stammschwimmer, der im Sommer bei jedem Wetter an jedem Morgen zwischen 6.15 und 7.30 Uhr in die Fluten steigt. Heute sei das Wasser 17 Grad frisch, die Luft am Morgen gerade neun Grad kühl gewesen. „ Das sei schon ein bisschen happig“, gibt der Senior zu. Mit bis zu einem Dutzend „Hartgesotten“, darunter auch Frauen aus Hilchenbach und Fellinghausen gönnt er sich die morgendliche Erfrischung. „Ich bin hierhin geboren worden“ erzählt Günter Preis, der von den unzähligen Stunden schwärmt in denen er in der Zitzenbach Erholung und Spaß fand. Mehr Infos zum Freibad

Natürlich kommt beim Schwelgen in Erinnerungen auch die Anekdote der Nacktbadenden zu vorgerückter Stunde zur Sprache, denen die Ferndorfer in den 50er Jahren einen Streich spielten, indem sie am Ufer deren Kleidungsstücke vertauschten. Als der Bademeister sie zum Verlassen des Beckens aufforderte, muss die Schadenfreude für die Spaßvögel im Scheinwerferlicht eines herbeigeholten Traktors groß gewesen sein.

Um das Fortbestehen des Freibads in der Zitzenbach machen sich die Ferndorfer übrigens keine Sorgen - auch nicht in Zelten, in denen in anderen Stadtteilen die Bürger für ihren Badespaß vor Ort kämpfen. "Die Zitzenbach ist einfach nicht wegzudenken", ist sich Helmut Nölling sicher. "Die bleibt auch, da habe ich gar keine Sorge." Sollte die Stadt doch an eine Schließung denken, müsste sie jedenfalls mit einer echten Ferndorfer Revolution rechnen.