40. Geburtstag des Heimatmuseums wird Anfang September (verspätet) gefeiert / Ehemalige Wohnung im Obergeschoss wurde in das Ausstellungskonzept integriert.
nja • Es klingt zunächst etwas befremdlich, ist aber durchaus verständlich: Im 41. Jahr seines Bestehens wird am ersten Septemberwochenende der 40. Geburtstag des Heimatmuseums Ferndorf gefeiert. „Der 100. Geburtstag des Kindelsbergturms wurde 2007 begangen, die SGV Hütte Irlenhecken wurde 25 Jahre alt, die Ferndorfer Straße vor der Tür des Heimatmuseums war Baustelle. Und: Wir kamen hier nicht richtig vorwärts", erläuterte Museumsleiter Eckhardt Dippel und meinte mit der letzten Anmerkung die nun vollzogene Ausweitung der Ausstellungsfläche auf das Obergeschoss. Die neuen Räume, bereits ansprechend mit Exponaten zu verschiedenen heimatgeschichtlichen Themen ausgestattet, sollen nun bei der Feier zum „40-Jährigen" am 6. und 7. September erstmals offiziell der Öffentlichkeit präsentiert werden. Die Siegener Zeitung nahm sie vorab schon einmal in Augenschein.
Wie berichtet, konnten die Männer und Frauen des Trägervereins, das ist die SGV Abteilung Ferndorf-Kreuztal, nun auch die Wohnung im Obergeschoss in ihr Konzept integrieren. Dort wurde zunächst die Bausubstanz saniert, bevor Dippel in stundenlanger Detailarbeit die neuen Räume mit altem Leben füllte - und dabei auf den rund 100 Quadratmetern jede Nische ausnutzte.
Wofür wurde nun Platz geschaffen? Vom Irlenhof stammt ein großer Blasebalg, der nun ein Herzstück in der Schmiedeabteilung des Museums ist. Direkt nebenan hat Dippel einen „Döppe-Poahl" errichtet und bestückt - einen Topf-Pfahl", an dem die gesäuberten Behältnisse früher zum Trocknen aufgehängt wurden. Landwirtschaftliche Gerätschaften aus Urgroßvaters Zeiten sind im nächsten Raum zu bestaunen. Darunter ein Ochsen-Schneepflug aus dem Heestal und ein „normaler" Pflug, den Eckhardt Dippel grundlegend sanieren musste: „Die Räder waren vom Wurm zerfressen." Das weitere Sortiment erstreckt sich von Eggen über eine Dengel-Maschine bis hin zum Handjauchefass. Eine selbst gefertigte Kuhnachbildung dient dazu, den Besuchern zu demonstrieren, wie die Tiere früher angespannt wurden.
Ein Zimmer weiter hat der Museumsleiter eine „Schneider-Werkstatt" eingerichtet: "Die Nähmaschinen haben alle ihre 100 Jahre auf dem Buckel." Und nebenan hat er eine kleine Schuster-Werkstatt eingerichtet, die neben Werkzeug und einem Leimofen sogar über eine etwa 120 Jahre alte Leder-Stepp-Maschine aus dem Ferndorfer Hause Schwarz verfügt: Mit ihrer Hilfe wurden seinerzeit Nähte und Verzierungen ins Leder gesteppt.
Ebenfalls rund 100 Jahre alt dürfte eine Schulbank sein, die samt Tafel, Waage und Ranzen an die „Lehrjahre" in der früheren alten Schule, sie stand einmal neben dem Museumsgebäude auf dem Areal des jetzigen Spielplatzes, erinnert. Im selben Zimmer ist eine Puppen-Ecke eingerichtet. Das älteste Exponat stiftete eine heute 96-jährige Nordsiegerländerin: Sie hatte die Puppe im Alter von zwei Jahren erhalten. Das Besondere daran, abgesehen vom Alter: Ihre Mutter hatte ihr eigenes Haar verwendet, um die Puppe zu frisieren.
Haushaltsgeräte und auch solche, die für Hausschlachtungen nötig waren, alte Wintersportgeräte - von alles andere als die Gelenke schützenden Schlittschuhen bis hin zu handgefertigten Skiern aus Eichenholz - und eine Waschküche sind ebenfalls zu bestaunen. Dabei erinnert z. B. eine Handwaschmaschine aus den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts an die Mühen der Hausarbeit, eine Single-Waschmaschine" aus den 50ern, optisch stark an eine Zementrührmaschine angelehnt, sodann an den fortschreitenden und sich den gesellschaftlichen Gegebenheiten anpassenden Service.
Alle Exponate in den neuen Räumen sind bereits mit einer Nummer versehen - Eckhardt Dippel hat mit der „Katalogisierung" des Bestands begonnen. 2700 Nummern sind bislang vergeben: „Da ist der Inhalt der Vitrinen aber noch nicht bei", deutete er auf die noch anstehende Arbeit hin. Im Winter würden Nummern und Fotos der entsprechenden Ausstellungsstücke sodann im Computer archiviert.
Und noch immer haben die Ferndorfer Museumshüter interessante Exponate in der „Hinterhand", für die der Ausstellungsplatz jedoch fehlt. Eckhardt Dippel nennt beispielhaft eine 250 Jahre alte Schrotmühle aus Saßmicke, die er vorübergehend beim Klärwerk in der Mühlbergsiedlung „untergestellt" hat, aber auch eine Drechselbank und eine Feuerwehr-Handspritze.
Sonderausstellung
Am Samstag, 6., und Sonntag, 7. September, werden im Rahmen der Geburtstagsfeier von 11 bis 17 Uhr nicht nur die „alten" und die neu gestalteten Räume zu sehen sein. Unter dem Motto "Wild, Wald, Wasser" wurde zudem eine Sonderausstellung initiiert. Beteiligt sind daran der Hegering Kreuztal sowie die Fischereigenossenschaft Kreuztal. Für das leibliche Wohl an beiden Tagen sorgt die SGV Abteilung Ferndorf-Kreuztal.