21.09.2008

Carsten Lange heizt Kreuztaler Hexenkessel so richtig ein

Stimmungsvoll ging es zu, als die Ferndorfer Handballer das Parkett betraten. Mit der Choreographie der rot-weißen Fähnchen hatte man sich mal wieder was Neues einfallen lassen. Foto: Friedrich Lück

Kreuztal (von Hans-Georg Moeller). Es war mal wieder ein unvergesslicher Handball-Abend in Kreuztal. Und das nicht nur wegen des 36:34 (14:17)-Erfolges des Regionalligisten TuS Ferndorf im Spitzenspiel gegen die HSG Lemgo II (aber auch). Es war einmal mehr die Super-Stimmung unterm Dach, verbreitet von 1200 begeisterten Fans, die kein Auge trocken ließ. Beeindruckend die rot-weiße Choreographie der Plastik-Fähnchen, die tausendfach auf den Rängen beim Einlaufen der Ferndorfer Protagonisten geschwenkt wurde. Eindrucksvoll die stehende Wand der Fans, als es den Ferndorfern gelungen war, ein Spiel zu drehen, das viele verloren geglaubt hatten.

Denn Lemgo war die sprichwörtliche "harte Nuss", von der TuS-Trainer Caslav Dincic im Vorfeld gesprochen hatte. Die zu knacken, dazu gehörte am Samstagabend eine gewaltige Steigerung der gesamten Mannschaft und der Mitte des zweiten Durchgangs endlich sprühende Funke, der vom Hallenparkett auf die Ränge übersprang. Da hatten die Nord-Siegerländer endlich zu ihrem Spiel gefunden, den Kampfhandschuh ausgepackt, der nötig war, um die routiniert ihren Stiefel herunter spielenden Ostwestfalen in Verlegenheit zu bringen.

Die trugen ihre Angriffe fast schon stereotyp über die Halbpositionen im Rückraum vor, wo die Gebrüder Dirk und Malte Schröder viel zu lange viel zu viele Freiräume besaßen. Die Ferndorfer, mehr als 35 Minuten mit viel zu vielen Fehlern im Abwehrverband und auch im technischen Bereich, lagen zu diesem Zeitpunkt 18:22 im Hintertreffen. Mühsam kamen sie auf zwei Treffer heran, um erneut durch Malte Schröder das 21:24 zu fangen. Als nach 41 Minuten Gintaras Kausys mit dem 22:26 wieder der Vier-Tore-Abstand gelang, war man auf Ferndorfer Seite noch keinen Schritt weiter.

Den Initialfunken zündete einmal mehr ein Torhüter: Stanislaw Gorobtschuk. Reaktionsschnell, mit einer Bierruhe parierte er in der Folge zwei-, dreimal gegen die Schröders, verwirrte sie, zwang sie zu Fehlwürfen und zog ihnen den Zahn. Die "Dincic-Geheimwaffe" dieses Abends hieß zudem Carsten Lange. Drei Treffer vor der Pause waren ihm gelungen, doch die richtig wichtigen sollten erst noch folgen. Beim 27:28 (50.) waren die Ferndorfer dran, beim 28:28 eine Minute später war der Gleichstand erreicht, erstmals seit der 13. Minute.

Und die Halle kochte, jetzt saß kein Zuschauer mehr auf seinem Platz. Rhythmisches Klatschen, das Trommeln der "Füchse", die Stählerwiese wird zum Tollhaus, als Maik Pallach den Hexenkessel mit seinem einzigen Tor zum 31:30 (54.) so richtig anheizt. Noch einmal wehrt sich Lemgo, Lasse Bracksiek gleicht aus, Malte Schröder bringt die HSG nach vorn. 31:32 (55.), Mirza Sijaric kassiert die einzige Ferndorfer Zwei-Minuten-Strafe des Spiels.

Unterzahl. Und doch gelingt die Wende noch einmal. Alex Orlov, nicht oft im Brennpunkt, aber der wichtige Ausgleich gelingt ihm und Carsten Lange schafft wieder die Führung. Als Dennis Aust sogar das 34:32 nachlegt, ist der Sieg greifbar (58.). Kausys bringt Lemgo noch einmal heran, Tim Hilger stellt den Abstand wieder her. Mit dem 36:33 macht Lange den Sack zu. Der Lemgoer Siebenmetertreffer nach der Schlusssirene ist Makulatur. Die erhitzten Gemüter kühlen sich nach Spielschluss bei einem Fläschchen Pils ab. Caslav Dincic ganz cool: "Solche Spiele werden wir in der Regionalliga öfter sehen. Jetzt beschäftigen wir uns mit Nordhemmern." Das nächste Spitzenspiel wartet.

Ferndorf - Lemgo II 36:34 FERNDORF: Wellen, Gorobtschuk; Alen Sijaric, Hambloch (5/2), Orlov (3), Aust (7/4), Blanz (2), Hilger (6), Lange (7), Stenske (3), Mirza Sijaric (2), Pallach (1). - LEMGO II: Nolte, Spanke; Dirk Schröder (7), Bracksiek (1), Tempelmeier (2), Scholz (4/4), Kausys (5), Fröbel (4), Toepelt (1), Malte Schröder (8), Lutschitzki (2). - Zuschauer: 1200.