Ferndorf - »Es fehlen 16 Personalstunden« / »Knirpse«-Öffnungszeit wurde schon reduziert
nja– Die Eltern der Jungen und Mädchen, die den städtischen Kindergarten »Ferndorfer Knirpse« besuchen, sind verärgert über die personelle Ausstattung der Einrichtung und wollen dies nicht unkommentiert hinnehmen. In einem Schreiben an Bürgermeister Rudolf Biermann (siehe auch gesonderten Artikel auf dieser Seite), unterschrieben von 63 Betroffenen, teilen sie mit: »Wir erwarten von der Stadt Kreuztal Nachbesserungen, insbesondere eine Erhöhung der Leitungsfreistellung auf die vom neuen Kinderbildungsgesetz (KiBiz) empfohlenen 22,1 Stunden.«
Fakt sei, so erläuterte Nicole Schulz als Vorsitzende des Elternbeirats im SZ-Gespräch: Leiterin Bettina Flender sei von der Stadt lediglich sechs Stunden für Verwaltungsarbeiten freigestellt worden. »Es fehlen also 16 Personalstunden.« Hinzu komme: Bis zum Sommer, also bis Inkrafttreten des neuen Kinderbildungsgesetzes, sei sie komplett von der Kinderbetreuung freigestellt gewesen – »seinerzeit wurden auch noch zehn Kinder weniger betreut«. Die Aufstockung der Kinderzahl, sie ging mit der räumlichen Ausdehnung auf das Obergeschoss einher, habe keine Aufstockung des Personals nach sich gezogen. So kam eins zum anderen – und für das »Knirpse«-Team offensichtlich nicht zum Besseren.
Probleme bereitet dem Kindergarten auch die Stundenwahl der Eltern: So wurden für fünf Kinder 25 Stunden gebucht, für 40 waren es 35 und für 22 Kinder 45 Stunden. Und da nicht alle 70 vorhandenen Plätze belegt sind, fehlen der Einrichtung hierfür die entsprechenden Personalstunden. Bettina Flender musste bereits in die Angebotsstruktur eingreifen: Und so wurde Anfang Oktober die Öffnungszeit um die erste halbe Stunde am Morgen gekappt. Das stellte einige berufstätige Eltern vor handfeste Probleme, wie Nicole Schulz berichtete.
Besonders in den »Randzeiten«, also morgens und am fortgeschrittenen Nachmittag, werde es schwierig, sagt Bettina Flender auf SZ-Anfrage: Dann könnten die Kinder tatsächlich nur noch verwahrt, nicht aber pädagogisch betreut werden. Eltern, so Nicole Schulz, würden bereits aushelfen: zum Beispiel als Vorleserinnen, damit die Erzieherinnen sich pädagogisch intensiver um die »Schulkinder« kümmern könnten. Oder auch beim Laternen-Basteln: »Früher haben das die Kinder mit den Erzieherinnen selbst gemacht. Doch dafür reicht die Zeit nicht mehr aus.« Es fallen mehr Überstunden als früher an; wenn diese dann abgefeiert würden, gebe es erst eine Vertretung ab dem siebten Tag. Flender: »Wir gehen auf dem Zahnfleisch.«
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Ferndorfer Knirpse sind am meisten geutelt
Freistellung von Kindergartenleitung: „KiBiz"-Empfehlung würde fünf neue Stellen bedingen
nja Kreuztal. „Der Kindergarten Ferndorfer Knirpse ist tatsächlich mit Blick auf die Freistellungsstunden am meisten gebeutelt. Aber nicht, weil wir nicht anders wollen, sondern weil wir nicht anders können", sagte Bürgermeister Rudolf Biermann gestern Vormittag, als Nicole Schulz, Vorsitzende des „Knirpse"-Elternbeirats, die Unterschriftenliste gegen die Kürzungen (siehe obigen Bericht) im Rathaus überreichte.
Biermann zeigte Verständnis für den Unmut der Eltern. „Die Kürzung muss als ungerecht empfunden werden. Aber wir haben uns nach Inkrafttreten von KiBiz um größtmögliche Gerechtigkeit bemüht." Die Kindelsbergkommune hat entschieden, die Freistellungen auf freiwilliger Basis zu gewähren. KiBiz, so Biermann, sehe eine andere „Schichtung" zugunsten von Familienzentren vor. Die Sonderstellung der „Knirpse" als Tagesstätte sei aufgehoben, hieß es aus dem Rathaus: Sieben weitere Einrichtungen betreuten seit August Kinder im Umfang von 45 Wochenstunden.
Laut Schulverwaltungsamtsleiter Dieter Loske befasste sich erst vergangene Woche der Arbeitskreis aller städtischen Kindergartenleitungen mit der Freistellungs-Problematik. Folge die Stadt der KiBiz-Empfehlung für die Freistellung von Kindergartenleitungen, so müssten fünf neue Stellen besetzt werden. „Das wären für alle Einrichtungen rund 204 Stunden. Vor KiBiz hatten wir 92. Und dabei haben wir es auch belassen."
Allein die Verteilung wurde neu geregelt. Bislang hätten die Leitungen der „Knirpse" und des Eichener „Regenbogen"-Familienzentrums jeweils eine volle, 38,5 Stunden umfassende Freistellung gehabt, der Kindergarten Fritz-Erler Siedlung wegen seiner Lage im sozialen Brennpunkt 15. Seit August sei dies anders. Der „Regenbogen" und die Einrichtung in der Erler-Siedlung, die auf dem Weg zum Familienzentrum ist, erhielten jeweils 19,5 Freistellungsstunden, und die übrigen 53 Stunden wurden anhand eines Schlüssels auf alle anderen Kindergärten verteilt, die mehr als eine Gruppe haben.
Mehr Kinder, weniger Freistellung - warum dies? Loske wies darauf hin, dass die „Knirpse" bis zum Sommer aufgrund der (nun behobenen) Raumnot per Sonderregelung bei vollem Personal 15 Kinder weniger betreuen mussten als dies die normale Gruppenstärke eigentlich vorgesehen habe. Doch auch die Leitungen der Ein-Gruppen-Einrichtungen hätten sich jüngst beschwert: Schließlich falle auch bei ihnen Verwaltungsarbeit an. Loske: „Die KiBiz Empfehlung geht auf, wenn der Kindergartenträger mit der Kinderpauschale auskommt. Das ist bei uns aber nicht der Fall. Wir haben viele ältere Mitarbeiterinnen, und die sind relativ teuer. Daher haben wir keine großen Spielräume."
Der Status quo werde zunächst bis zum Ende des Kindergartenjahrs beibehalten. Aus dem Arbeitskreis sei der Wunsch an die Verwaltung herangetragen worden, die bisherige Verteilung der Freistellung neu zu überdenken. Loske: Wir werden aber wohl auch restriktiver mit den ElternWünschen umgehen müssen. Jeder Wunsch ist künftig wohl nicht mehr überall zu erfüllen." Auch Bürgermeister Biermann versprach der Elternratsvorsitzenden gestern: Die Problematik werde nicht unhinterfragt ad acta gelegt.