07.09.2008

Ferndorf feiert Auftaktsieg in prickelnder Atmosphäre

Der eine geht, der andere kommt: Stanislaw Gorobtschuk (rechts) löste schon vor der Pause David Wellen ab. Im Hintergrund: Trainer Caslav Dincic.

Kreuztal (Michael Schütz). Schon zwei Minuten vor dem Ende standen 950 der 1000 Zuschauer von ihren Sitzen auf und feierten frenetisch den ersten Handball-Regionalliga-Sieg des TuS Ferndorf seit acht Jahren. Die Halle bebte, die Spieler schunkelten: So kann es weitergehen.

30:25 (15:11) hieß es am Ende gegen einen ebenwürtigen OSC Rheinhausen, der sich durch die völlig überflüssige Meckereien selbst um den Lohn der Arbeit brachte. Schon in der 19. Minute flog Jörg Schürmann vom Platz, weil er einen Referee nach einer Zwei-Minuten-Strafe beleidigte. "Wir liegen 8:6 vorne und dann das. Das war ein schweres Handicap für uns", erklärte ein geschockter Rheinhausener Trainer Achim Schürmann nach dem Abpfiff. Der Rotsünder ist der um zwei Jahre jüngere Bruder des Trainers. Der Familienfrieden war auf der Rückfahrt mit Sicherheit gestört.

Doch es lag nicht nur an Schürmanns früher Hinausstellung, dass die Ferndorfer gewannen. Der TuS tat auch etwas für den ersten Erfolg. "In der Oberliga war der Angriff unser bester Mannschaftsteil, diesmal waren es Abwehr und Torhüter. Wir müssen in dieser Liga 110 Prozent geben, nur so können wir bestehen. Wir waren aber noch zu ängstlich, ich hoffe aber, dass es am nächsten Samstag besser wird", fasste Ferndorfs Trainer Caslav Dincic 60 sehr abwechslungsreiche und jederzeit rassige Minuten zusammen.

Jeder der TuS-Fans konnte die neue Atmosphäre förmlich riechen, in Liga drei gibt es kein Kanonenfutter mehr, das einfach aus der Halle geschossen wird. Dazu kommen sehr lautstarke Gäste-Fans, gegen die die eingefleischten Ferndorfer "Füchse" ihre liebe Mühe und Not haben. Für die Rheinhausener Anhänger gab es einen eigenen Block und mehr Ordner. Unter dem Strich eine prickelnde Stimmung, die wahrlich unter die Haut ging.

Die Gastgeber zogen kurz vor der Pause eines überragend treffenden Timo Blanz, der dafür ein Sonderlob von Dincic erhielt, auf vier Tore davon. Bis dato war das Match total ausgeglichen gewesen. "Wir wissen, was auf uns zukommt. In dieser Liga herrscht ein ganz anderes Niveau. Dazu kam, dass wir Spieler nach acht Jahren Regionalliga-Abstinenz auch sehr nervös waren", schilderte Nils Hambloch seine Gefühlswelt. Er ist einer der wenigen, der die glorreichen Tage um die Jahrtausendwende in der Stählerwiese noch miterlebt hat.

Nach der Pause kamen die Gäste aus dem Ruhrgebiet immer wieder gefährlich nah an die Ferndorfer heran, ließen nicht locker. Die entscheidenden Bälle hielt dann der überragende neue Keeper Stanislaw Gorobtschuk, der schon vor dem Wechsel den keineswegs schwachen David Wellen ablöste. Gorobtschuk war begeistert: "Diese Fans in unserem Rücken sorgen für eine einmalige Atmosphäre. Ich war richtig heiß auf mein erstes Spiel für Ferndorf, so kann es weitergehen."

Auch mit seinen Leistungen kann es so weitergehen. Hält Gorobtschuk weiter so verzüglich, werden sich noch einge Gegner die Zähne an der ohnehin schon guten Ferndorfer Abwehr ausbeißen. Verbessert werden muss aber die Angriffsleistung. Dincic eiskalt: "Da hatten wir zu viele Ausfälle, Namen will ich nicht nennen."

Doch am Ende eines äußerst unterhaltsamen Handball-Abends jubelten die Ferndorfer. Und die Rheinhausener wollen in der nächsten Saison wiederkommen. Trainer Schürmann trotz Rot für Bruder Jörg: "Es tut der gesamten Regionalliga gut, dass Ferndorf aufgestiegen ist. Das Publikum ist absolute Weltklasse."

Ferndorf - Rheinhausen 30:25 FERNDORF: Gorobtschuk, Wellen; A. Sijaric (1), Hambloch (6/2), Orlov (1), Aust (7), Blanz (4), Nelles, Hilger (3), Lange (3/1), Stenske (1), M. Sijaric (2), Pallach (2). - RHEINHAUSEN: Schmidt, Bothe; Loschinski (2), Benner (5), Voss (4), Wozniak (3), Schneider (1), Boschwitz (5/3), Reiners (2), Schürmann (1), Hofmeister, Dickel (1), Gentges (1). - Rote Karte: Schürmann (19., Rheinhausen) wegen Meckerns.