05.10.2008

Große Kulisse - aber klare Verhältnisse

Alex Orlov (am Ball) war bester Spieler beim TuS Ferndorf im Duell mit Titelaspirant TV Korschenbroich und erzielte acht Treffer. (Foto: Agentur rs)

Kreuztal. (miso) Die Voraussetzungen für ein absolutes Regionalliga-Spitzenspiel waren am Samstag in der "Stählerwiese" definitiv gegeben: Rund 1 300 Zuschauer sahen die 36:40 (18:23)-Niederlage des TuS Ferndorf gegen Meisterschaftsfavorit TV Korschenbroich. Im Vorfeld des Spiels gab es bereits Positionskämpfe - aber nicht von den Mannschaften, sondern von den Zuschauern.

Bereits eine Stunde vor der Partie konnte auf dem großen Parkplatz vor der Halle allerhöchstens noch ein Moped parken, das Spiel "Erster gegen Zweiter" lockte Fans aus weitem Umkreis nach Kreuztal - es roch nach "ganz großem Sport". In der proppevollen Halle selbst waren die Verhältnisse dieses Mal allerdings recht früh geklärt: Nach der 1:0-Führung des TuS Ferndorf zog Korschenbroich verdient auf 4:1 (4. min.) und 5:2 davon. "Ich war überrascht, wie schnell wir heute die Partie diktiert haben", war auch Gästetrainer Khalid Khan etwas erstaunt auf der Suche nach Gründen, aber schnell fündig: "Wir sind eine Mannschaft, die die Fehler des Gegners gnadenlos bestraft."

Und die produzierte Ferndorf gegen die mit ehemaligen Zweitliga-Spielern gespickte Gästemannschaft im eigenen Aufbauspiel reihenweise. Viele Ballverluste, sogar Fangfehler schlichen sich ins Angriffsspiel der Hausherren, was zu einer folgenschweren Entscheidung von Caslav Dincic führte: Der serbische Trainer brachte bereits nach vier Minuten Spielzeit Michael Lerscht in die Partie.

Der hatte zwar nach seinem Kreuzbandriss im Februar bereits schon wieder einige Wochen voll mittrainiert, aber noch keinen spielnahen "Praxistest" absolviert. Sein Auftritt sollte nur von kurzer Dauer sein. Eine Minute nach der Einwechslung knickte der Mittelmann ohne gegnerische Einwirkung weg, hielt sich das Knie, in dem er vor rund acht Monaten gegen Verl den Kreuzbandriss erlitten hatte: Allem Anschein nach erneut etwas "Schwereres". Dass die erneute Verletzung Lerschts ein Schock für die Mitspieler gewesen sein muss, ist verständlich.

Dennoch muss dem TuS der Vorwurf gemacht werden, dass Korschenbroich im Angriff schlicht zu leichtes Spiel hatte. "Die Absprache hat gefehlt. Der Gegner läuft ein Kreuzen vom Kreisläufer mit dem Rechtsaußen und unsere Spieler verstehen das nicht", meckerte auch Dincic, der nur den starken Orlov von Kritik verschont ließ und Korschenbroich als "auf jeder Position besser" lobte. So kam es, dass Orlov in der 10. Minute den 8:10-Anschluss erzielte - neun Minuten später hieß es aber schon wieder 16:10 für den TVK, der immer wieder mit schönen Kombinationen über die Kreis- und die beiden Außenpositionen zum Torerfolg gelangte. Mit dem Publikum im Rücken spielte sich Ferndorf wieder bis auf 17:20 heran. Durch unnötige Aufbaufehler waren es zur Pause (18:23) aber erneut fünf Tore Rückstand für den TuS.

"Ergebniskorrektur" erfolgte in den letzten zehn Spielminuten
Nach dem Seitenwechsel zeigte Korschenbroich dann, "wo der Hammer hängt": Der nur kurz eingewechselte Dennis Marquardt katapultierte den Ball vier Mal mit beneidenswerter Leichtigkeit aus dem Rückraum ins Ferndorfer Netz - 19:26. Glück für den TuS, dass neben Orlov jetzt auch andere Spieler langsam die Nervosität vor der Kulisse ablegten. Allen voran Nils Hambloch und Dennis Aust zeigten im Angriff deutlich mehr als in Hälfte eins, Ferndorf spielte sich bis zur 40. Minute auf fünf Tore (24:29, 40. Min.) heran. In der Folge gelang dann aber überhaupt nichts mehr bei den Gastgebern, erneut wurden im Angriff viele Bälle "verschenkt".

Sogar in Unterzahl legten die Gäste nun weiter vor, beim 35:25 für den TVK (48. Min.) drohte Ferndorf eine unverdient "hohe"Packung". Gut, dass Korschenbroich jetzt die zweite Garde auflaufen ließ und Ferndorf, immer noch lautstark von der Halle unterstützt, Kampfgeist bewies. So waren es beim 36:40-Endstand nur vier Tore Differenz. Die verdeutlichten den sichtbaren Unterschied zwischen den beiden Teams angemessen und haben mit Sicherheit etwas Gutes: Hätte Ferndorf nämlich die Sensation gegen den TVK bewältigt, wären die Ansprüche weiter in die Höhe getrieben worden - und das wäre vielleicht eher Gift als Ansporn für die junge Ferndorfer Truppe gewesen.

TuS: Wellen, Gorobtschuk - Orlov (8), Hambloch (7/2), Aust (7/1), Hilger (4), Lange, M. Sijaric (jeweils 3), Pallach (2), A. Sijaric, Stenske (jeweils 1), Blanz, Lerscht, Nelles.