15.05.2008

Ortsumgehungskette beginnt mit Südumgehung Kreuztal

2010 soll Baubeginn sein - Tunnels nicht möglich

Die Kette der Ortsumgehungen im Korridor der Bundesstraßen 508 und 62 zwischen Kreuztal und Erndtebrück könnte schon ab 2010 begonnen und etwa bis 2016 vollendet werden.

Das ist laut Landesbetrieb Straßen (LBS) NRW in etwa der Zeitplan für die fünf Teilabschnitte. Erstes Projekt wird auf jeden Fall die Kreuztaler Südumgehung durch das Mattenbachtal sein. Dies führte LBS-Chef Ludger Siebert gestern Abend im Kredenbacher Gasthof Merje auf Einladung des SPD-Bundestagsabgeordneten Willi Brase vor zahlreichen heimischen Politikern und Vertretern der vereinigten Bürgerinitiativen gegen die Bundesfernstraßenplanung aus. Spätestens Anfang 2009 sei mit Einleitung des Planfeststellungsverfahrens zu rechnen.

Aber diese umstrittene Trasse vom Abzweig der Hüttentalstraße ins Ferndorftal wird weiterhin ohne Tunnel geplant, betonte Siebert. Denn aus Kreuztal waren Stimmen laut geworden, die gleiches Recht für die Buschhüttener forderten, wie es in Wittgenstein angewandt wird: Dort ist die Teilortsumgehung zwischen Lützel und Erndtebrück mit zwei Tunnels ausgestattet.

Der Kreuztaler SPD-Chef Karl-Heinz Schleifenbaum wollte deshalb nicht ausschließen, dass die Tunneldiskussion im Rat der Stadt trotz inzwischen eindeutiger Abkehr von den Stollenbauwerken wieder aufflammen könnte. Unterstützung fand Schleifenbaum bei Mitgliedern der Bürgerinitiative aus Buschhütten, die andeuteten, über eine Südumgehung mit Tunnellösung ließe sich durchaus reden. Doch Ludger Siebert machte deutlich, dass sich gerade die Südumgehung Kreuztal nicht für eine unterirdische Straßenführung eigne: Das sei nicht bezahlbar. Zudem müsste die Fahrbahn auf zwei Streifen reduziert werden, weil die Trasse zahlreiche Kurven aufweist.

Der Landesbetrieb zeigte auf, wie es weitergehen könnte mit den vier weiteren Teilabschnitten bis zum Anschluss an die B 480 hinter Schameder. Die Behörde hat bislang nur den Auftrag, bis dahin zu planen. Damit wollte Ludger Siebert auch belegen, dass es keine Pläne gibt, die Bundesfernstraße über Frankenberg bis Hattenbach weiterzuführen.

Entgegen der verbreiteten Auffassung der Kritiker des Vorhabens sei aber nur eine dreistreifige Straße geplant: „Nirgends ist festgehalten, dass vierspurig geplant wird”, sagte Willi Brase zur Einleitung. Es werde eine regionale Verbindungsstrecke entstehen, die in erster Linie die vom Durchgangsverkehr belasteten Orte entlang der B 508 und der B 62 befreit und vor allem das Wittgensteiner Land näher an das Oberzentrum heranrückt. Es sei den Wittgensteinern nicht zuzumuten, auch in Zukunft „mehr als eine Stunde” Fahrzeit bis Siegen und Kreuztal hinzunehmen. Brases Vision war die eines durchgängigen Straßennetzes zwischen Mudersbach und der Krombacher Höhe, Welschen-Ennest und Erndtebrück: „Dann haben wir, was wir brauchen.”

Erndtebrücks Bürgermeister Karl-Ludwig Völkel und seine beiden Kollegen Rudolf Biermann (Kreuztal) und Rüdiger Bartsch (Netphen) forderten ebenfalls den Bau der Umgehungen. SMS-Betriebsratsvorsitzender Wolfgang Schlabach schilderte die tägliche mühsame Fahrt der Wittgensteiner an ihren Arbeitsplatz im Siegerland.

Ein Allenbacher Bürger machte dagegen geltend, dass neben der Industrie die Natur eine der Stärken der Region sei. Dieter Bingener von der Bürgerinitiative in Buschhütten sah seinen Heimatstadtteil durch Bahnhof und vorhandene HTS genug vorbelastet: „Wir sind auch unseren Nachkommen verpflichtet. Wer will die Verantwortung für die weitere Zerstörung unserer Täler übernehmen?”