10.01.2008

Tochter hatte "richtigen Riecher"

Seife „made in Ferndorf"
Bernadette Linden-Heibein kreiert Pflegendes für Mensch und Tier

nja Ferndorf. Die Tür zur Hütte und Garten öffnet sich, und schon ist einer der Sinne derart gefordert, dass er sozusagen alle anderen erst einmal blockiert Ein, drängende Frage muss unverzüglich gestellt werden. „Wonach riecht es denn hier so gut?“ Hausherrin Bernadette Linden Heibein weiß es ganz genau: „Nach allem“, sagt sie lachend und lädt zu einen, Rundgang durch ihre .Geruchsmanufaktur ein, die erstaunlicherweise den Namen „Blickfang Wohlgefühle“ trägt. Am Waldesrand, unterhalb von Irlenhecken, hat die Ferndorferin eine Geschäftsidee entwickelt und sukzessive mit Leben gefüllt, die die Sinne anspricht: Die 35-jährige Tierliebhaberin produziert Naturseife - für Zwei- und Vierbeiner.

Seit zwei Jahren verdient sie damit ihre Brötchen. Vorher hatte sie als Floristin gearbeitet - daher rührt auch noch der Firmenname „Blickfang“ - und ein Studium der Sozialarbeit absolviert. Als dann ihre Tochter von einer Klassenfahrt nach Frankfurt zurückkehrte, hatte diese am Main angesichts eines Fachgeschäfts einen guten „Riecher“, teilte Ihrer Mutter sodann mit: „Du solltest Seiten vorkaufen!'

Bernadette Linden-Heibein fand den Gedanken interessant, begann in den heimischen vier Wänden zu experimentieren, fand Gefallen an der kreativen Handarbeit - und nahm sodann die Produktion auf. Eines stand von vornherein fest: Die Ferndorfer Seifen sollten Naturprodukte sein, die Materialien wo immer möglich aus Bioanbau stammen.

Eine wahrscheinlich nicht ganz ernst gemeinte Frage einer Bekannten brachte sodann einen weiteren Stein ins Rollen: "Wann machst Du denn mal Seifen für Tiere?“ Bernadette Linden-Heibein, zu deren Familie neben Ehemann und Kindern auch Pferde und Hunde zählen, fand die Idee interessant: Und so umfasst ihr Sortiment mittlerweile 25 Seifen für Vertreter der Gattung Mensch und jeweils fünf für Pferd und Hund. Das Geschäft - der Verkauf erfolgt über das Internet - läuft sehr gut. „Das hatte ich anfangs nicht für mögIich gehalten“, freut sich die Selbstständige. „Zugpferd“ für die Vierbeiner ist die Seife, die sich laut Linden-Heibein bei Mauke und Ekzemerkrankungen von Pferden bewährt hat. Dieses meldete sie auch rasch als Gebrauchsmuster beim Patent- und Markenamt an.

Woraus aber bestehen die Seifen für Mensch und Tier? Eine schwierig zu beantwortende Frage angesichts der Sortenvielfalt. Basisbestandteile aller Kreationen sind aber Pflanzenöle, z.B. von der Olive. der Avocado, aus Sesam. Sonnenblumen oder der Mandel. Hinzu kommen feste Öle, bevorzugt Kokos- und Palmöl, die geschmolzen und mit den flüssigen Ölen kombiniert werden. Durch Zugabe von Lauge wird die „Verseifung“ eingeleitet, das Ganze ferner mit Natnumhydroxyd angerührt. Sodann wird der individuelle „Pfiff“ – z.B. Kräuter, ästherische Öle, natürliche Geruchsstoffe, Zusätze für einen Peeling-Effekt – hinzugefügt. Details verrät sie nicht: Betriebsgeheimnis.

Die Ferndorferin setzt auf das die positiven Wirkungen der verwendeten Substanzen erhaltende Kaltrührverfahren. Die Seife muss in ihrer Holzkiste reifen. Sodann werden die „Brocken“ in kleine Stucke geschnitten - 90 Gramm für die Artgenossen, 120 Gramm schwer für die Vierbeiner - auch dies eine Wissenschaft für sich. Und so kommt beispielsweise für kleine runde Seifen eine Art „Guillotine“ zum Einsatz, zumeist aber eine Schneidevorrichtung aus dünnen Drähten Marke Eigenbau - bei deren (Weiter) Entwicklung wird der Ehemann kreativ. Vier bis sechs Wochen Lagerung vor dem europaweiten Verkauf - rund 2000 Stücke werden monatlich hergestellt - sind nötig, um Einfluss auf den ph-Wert zu nehmen.

Die Ferndorfer Seifen - per Hand graviert und eingeschachtelt - tragen Namen, die die Sinne ansprechen, Lust auf eine Dusche machen. „1001 und eine Nacht“ zum Beispiel. Oder „Fit and Fun“. Was genau darin enthalten ist, wird auf der Verpackung vermerkt; der Ingredenzien-Mix ist vorab von einem unabhängigen Labor untersucht und für gut befunden worden. Die „Gute Laune“ enthält so zum Beispiel Raps-, Kokos-, Palm- und Olivenöl, Zedernholz, Zimt, Ylang-Ylang. Petit Grain, Grapefruit, Lemongras, Zirbelkiefer und als Pflanzenfarbstoff, Gardenie.

Zurzeit tüftelt die Ferndorferin an einer neuen Rasier- und einer Wellness-Seife. Bernadette Linden-Heibein geht in ihrem Handwerk voll auf. „Das alles macht total viel Spaß“, freut sie sich und deutet an, dass ihr die Ideen noch lange nicht ausgehen Der letzte Akt ihrer „Seifenoper“ ist noch nicht geschrieben…