13.05.2009

170 Arbeitsplätze bei TKS im Siegerland in Gefahr

Bis zu 170 Arbeitsplätze können bei Thyssen-Krupp Steel in Eichen und Ferndorf abgebaut werden

Der 13. März 2009 wird den Arbeitnehmervertretern von Thyssen-Krupp Steel als ein Tag mit zwei Gesichtern im Gedächtnis haften bleiben: Einerseits beruhigt es sie, dass ihnen vom Bevollmächtigten der Hauptanteilseigner, Berthold Beitz, höchstpersönlich in der „Essener Erklärung” zugesichert worden ist, die Umstrukturierung des Konzerns ohne betriebsbedingte Kündigungen abzuwickeln.

Andererseits herrscht jetzt traurige Gewissheit, dass von den 1080 Beschäftigten in Eichen und Ferndorf bis zum Neubeginn am 1. Oktober zwischen 140 und 170 das Unternehmen verlassen müssen. Darin enthalten sind allerdings 119 Mitarbeiter, die auf Grund ihres Alters vorzeitig in den Ruhestand treten können.

Das ist aber nicht das letzte Wort: Denn laut Betriebsratsvorsitzendem Wolfgang Otto wird mit dieser Maßnahme lediglich das interne Kostensenkungsprogramm von Thyssen-Krupp Steel umgesetzt. Dem fallen auf jeden Fall rund 2000 der rund 17 800 Arbeitsplätze zum Opfer. Obendrein droht den Siegerländer Standorten aber auch noch ein weiter gehender Stellenabbau durch die neue Konzernstruktur. Und die wird die Streichung von bis zu 5000 Stellen zur Folge haben. Otto: „Diese Auswirkungen sind nocht nicht zu überschauen.”

Weiterer Abbau durch neue Struktur
Das war am Mittwochnachmittag nach wochenlangem Vorlauf aus Siegerländer Sicht das vorläufige Ergebnis von langwierigen Verhandlungen in Betriebsräten und Aufsichtsräten der Einzelgesellschaften des Thyssen-Krupp-Konzerns. Seit Wochen hatten die Gremien permanent getagt, oft auch an den Wochenenden.

Die Stahl-Sparte bildet im TKS-Konzern bislang eine von fünf Säulen. Doch das wird in Zukunft nur bedingt so bleiben. Denn aus fünf Obergesellschaften unter dem Dach der Thyssen-Krupp-Holding werden zwei Kernkompetenzfelder geformt: „Materials” und „Technologies”, wie Vorstandschef Ekkehard Schulz verkündete.

Die bisherige Thyssen-Krupp Steel AG wird mithin in den 43 Dienstjahren von Wolfgang Otto zum sechsten Mal den Namen ändern und in ihrem derzeitigen Umfang als „TK Steel Europe” (mit sieben Standorten in NRW) dem Bereich „Materials” zugeschlagen. Aber sie wird als Aktiengesellschaft auch weiterhin die volle paritätische Montanmitbestimmung behalten.

Das ist für den Siegerländer Betriebsratsvorsitzenden und TKS-Aufsichtsrat bei allen negativen Begleiterscheinungen eine gute Nachricht. Denn die Montanmitbestimmung half seit seinem Eintritt in die Dienste der Hüttenwerke Siegerland im Jahre 1966, die Arbeitnehmerrechte zu sichern - über alle Eigentümerwechsel hinweg: Aus den Hüttenwerken wurde zunächst Hoesch, dann Estel Hoogovens, wieder Hoesch, dann Krupp-Hoesch und vor zehn Jahren erst Thyssen-Krupp Stahl, später Steel. Entsprechend veränderte sich auch die Größe: Wolfgang Otto begann in einem Unternehmen, das einstmals 5000 Beschäftigte hatte und heute kaum noch ein Viertel zählt, aber mit seinen Anlagen im Siegerland zu den modernsten weltweit gehört.