12.12.2009

Advent in "Werners Scheune"

KREUZTAL ♦ Früherer Unterstand für Kreuztaler Dreschmäschine stimmungsvoll zweckentfremdet - Mitglieder des CVJM feierten in rustikalem Flair.

uha • Einen völlig ungewöhnlichen Adventsabend erlebten dieser Tage etwa 30 Kreuztaler CVJM-Mitglieder in „Werners Scheune" zwischen Kreuztaler Friedhof und Ferndorfer Fliegerhalle in der Wiesenflur „Zimmerseifen". Start eines Lichterfackelzugs war das Haus Ginsterweg, wo sich der neue CVJM-Jugendkreis „undercover - secured by Jesus" mit einer Reihe weiterer Mitglieder auf den Weg machte. In gleicher Weise nahm die CVJM-Jungschar den Weg über die „Rodenull", um letztlich in der Scheune den Nikolaus zu treffen.

„Werners Scheune" ist das Gebäude der ehemaligen Kreuztaler Dreschmaschine, die in früheren Jahren lange Zeit in der Nähe des Sportplatzes Moltkestraße beheimatet war. Hierher wurden zur herbstlichen Erntezeit über Jahrzehnte hinweg die mit Getreidegarben hochbeladenen Wagen der Ernsdorfer Kleinbauern gefahren, hier in der Dreschmaschine wurden die reifen Garben voller Roggen-, Hafer-, Weizenund Gerstenkörner „ausgedroschen". Übrig blieben die mit Getreide gefüllten Kornsäcke als Lohn für die mühevolle Feldarbeit, übrig blieben auch abgebundene Strohballen als Viehstreu für Kuh-, Ziegen- und Schweinestall wie auch zur Abdichtung der Ställe gegen die damals bittere Winterkälte. Das Arbeiten an und mit der Dreschmaschine, oft auch abends bis in die späte Nacht hinein, war sehr wetterabhängig, denn die Getreidehalme mit der wertvollen Frucht mussten absolut trocken sein. Dafür war das Dreschen selbst umso staubiger und anstrengender, für die Kinder damals eine äußerst interessante und aufregende Zeit, die aber im Spätsommer nur vier bis sechs Wochen andauerte.

Etwa ab 1948 hatte die Gemeinde Kreuztal am Sportplatz die Dreschmaschine in Betrieb, die damals von Erich Werner verwaltet wurde. Für das umsichtige Arbeiten am Garbentisch - hier wurden die gebundenen Garben aufgeschnitten und eingeführt - sind den Älteren „Schusters Mina" und zuletzt „Hoss Herta" noch in guter Erinnerung. Anfang der 60er Jahre wurde das Gelände für erweiterte Sportanlagen benötigt. Kurt Werner (75) erinnert sich, dass Friedrich Flick damals aus der Verlegenheit half. Er stellte ein Wiesengrundstück im Zimmerseifen zur Verfügung und übernahm die Umsetzkosten für Gebäude und Maschine einschließlich Stromanschluss. Eine Dreschgemeinschaft wurde gegründet, und Walter Huth und Kurt Werner übernahmen die Regie. Bereits etwa 1970 kamen überall im Land die ersten fahrbaren Mähdrescher zum Einsatz, die Zeit der stationären Dreschmaschine war bald Vergangenheit. Aber „Werners Scheune", inzwischen samt Grund und Boden im Besitz der Stadt Kreuztal, steht heute noch und wird weiter für landwirtschaftliche Zwecke genutzt. Sie bleibt in der Flur zwischen Ferndorf und Kreuztal ein Symbol vergangener Zeiten.

Niemand hätte damals geahnt, dass die alte ausgediente DreschmaschinenScheune einmal als interessanter Treffpunkt dienen würde. Für die Mitglieder des Kreuztaler CVJM war es ein besonderes Erlebnis, im rustikalen Flair bei Kerzenlicht, einem Punsch-Umtrunk und Advents-Liedern vorweihnachtliche Atmosphäre zu erleben. Jörn Sohler als CVJM-Vorsitzender begrüßte die muntere Schar. Vorweihnachtliche Geschichten und Erinnerungen wurden wach, bevor Jugendreferentin Ursula Giebeler mit einer adventlichen Besinnung die Tür einen Spalt breit zu Weihnachten hin öffnete: Advent ist Erwartung Gottes, zum einen in der Krippe von Bethlehem, zum anderen die Einladung zu einem inhaltsreichen Leben. Die CVJM-Mitglieder hatten den Eindruck, nicht zum letzten Mal in „Werners Scheune" zu Gast gewesen zu sein. Denn der nächste Sommer kommt bestimmt.