24.12.2009

Als der Kirchgang kürzer wurde

Erinnerungen an das Gemeindejugendhaus und Pfarrer Gustav Laaser
Nicht immer hatte Kreuztal eine eigene ev. Kirche.

Die Südansicht der Kreuzkirche vor einigen Jahren. Wegen der weiteren Bebauung des „Ziegeleifeldes“ wäre dieses Foto heute nicht mehr möglich. Foto: uha

uha ♦ So war es seit jeher: Kreuztal ohne ev. Kirche. Heute kaum vorstellbar, dass die ev. Gottesdienstbesucher zu Fuß zur altehrwürdigen Ferndorfer Kirche pilgerten, die von Kreuztal und Kredenbach, die von Fellinghausen und Osthelden, auch die von Buschhütten und ganz früher auch die von Dahlbruch und Müsen. Die Ferndorfer Kirche war der geistliche Mittelpunkt im gesamten Amt Ferndorf und darüber hinaus. Das sollte sich für Kreuztal bald ändern, als Gustav Laaser, damals 39 Jahre alt, den bereits früher eingerichteten zweiten Pfarrbezirk 1946 übernahm. Der gebürtige „Schalker Jung“ erkannte sehr bald die Notwendigkeit eines kirchlichen Versammlungsraums in der Kreuztaler Ortmitte, vor allem der Jugend wollte er ein Zuhause geben.

Mit bewundernswertem Geschick und großer Tatkraft ging der Pfarrer zu Werke. Er erreichte, dass die Erbengemeinschaft Dresler einen Teil des Parks der Kirchengemeinde zum Geschenk machte. Das war der Startschuss. Gustav Laaser nahm vieles, fast alles selbst in die Hand. Unter Einschaltung aller nur denkbaren Unterstützer konnte das Werk begonnen und bald fertiggestellt werden. Das damals so genannte „Gemeindejugendhaus“ – erster Bauabschnitt der heutigen Kreuzkirche – wurde bereits 1952 in Dienst gestellt. Die Konfirmanden jener Jahrgänge mussten die Fenster finanzieren, mit Spardosen aus Zinn zogen sie jedes Wochenende von Haus zu Haus, alle Gemeindeglieder wurden in vielfacher Weise mobilisiert. So entwickelte sich schon während der Bauzeit ein Gemeindebewusstsein, auf das später aufgebaut werden konnte. Ein wichtiger Begleiter und Unterstützer war damals Kirchmeister Oskar Thomas, erster Organist war Walter Hadem, der die Gemeindelieder noch auf dem Harmonium begleitete.

Mit viel Provisorium aber auch Ideenreichtum setzte Gustav Laaser den Gemeindeaufbau fort. Als früherer Vikar der Bekennenden Kirche war sein Wesen von einem tiefen Glauben geprägt. So fragte er in mancher Predigt immer wieder und eindringlich: „Glaubst du das?“ Bald entstanden die ersten Jugendkreise, vor allem dem Kindergottesdienst galt seine große Liebe. Sein Sohn Johannes gründete bald den ersten Kirchenchor, Wachstum war angesagt. So kam es sehr bald zur Realisierung der heutigen Kreuzkirche, deren 34 Meter hoher Turm seit dem Jahr 1963 die Kreuztaler Stadtmitte überragt und deren Glocken in der Innenstadt den Ton angeben. In den nun stattlichen Kirchenräumen konnte sich in der Folgezeit ein reges und buntes Gemeindeleben entfalten und weiter aufbauen. Heinz-Günter Friele war in langen Jahren ein aufmerksamer und hilfreicher Küster. Bald zog die Diakoniestation ein, die Kreuzkirche ist bis auf diesen Tag Treffpunkt für manche Institutionen und neu entstandene Gruppen. „Cross Point“, die Kreuztaler Jugendkirche, ist hier zu Hause, nicht wegzudenken ist auch der Mittagtisch dienstags und freitags für viele Bedürftige.

Im Jahr 1972 trat Pfarrer Gustav Lasser nach 26 Kreuztaler Dienstjahren in den Ruhestand. Seine Nachfolger wurden Winfried Schmidt (bis 1979), Theo Jobelius (bis 1998) und Ernst-Otto Menn (bis 2007). Seit Frühsommer 2008 ist Karsten Kinkelbur Pfarrer des heute so genannten Bezirks „Kreuztal-Mitte“ mit Kreuzkirche und Dietrich-Bonhoeffer-Haus in der Fritz-Erler-Siedlung. Nicht aber die Gebäude sind das wirkliche Kapital der Kirche, sondern die Gegenwart des lebendigen Gottes.