24.09.2009

Am Thron des Favoriten gerüttelt

HANDBALL: 2. RUNDE DHB-POKAL - TuS Ferndorf verliert gegen Zweitligisten TuSEM Essen mit 32:35

Kreuztal-Ferndorf. Es hat nicht viel gefehlt für die große Überraschung: Nach einer unterhaltsamen und spannenden Partie musste sich der TuS Ferndorf dem TuSEM Essen in der zweiten Runde des DHB-Pokals am Ende knapp mit 32:35 geschlagen geben.

Vor allem in den ersten dreißig Minuten boten die Ferndorfer dabei ihrem Publikum eine sehenswerte Leistung, stellten den Klassenunterschied phasenweise auf den Kopf.

Vom Anpfiff an bewiesen die Ferndorfer Spieler, dass sie in den Spielen der vergangenen Wochen deutlich unter ihren Möglichkeiten geblieben waren. Gegen den TuSEM präsentierte sich die Dincic-Sieben von der ersten Minute an deutlich konzentrierter und spielfreudiger im eigenen Angriff als noch in der vergangenen Woche gegen Barnstorf. Vergessen war die Ideenlosigkeit und die zahlreichen technischen Fehler: Die 6:0-Deckung der Essener wurde entweder durch schöne Einzelaktionen von Orlov oder Lange durchbrochen, die Kreisläufer wurden freigespielt - und gegen zu defensive Abwehrspieler packte Rückraum-Schlaks Timo Blanz seine Wurfraketen aus.

„Gegen Spenge diese Leistung wieder abrufen”
In der eigenen Defensive präsentierte sich der TuS als agressiv und beweglich, die 3:2:1-Deckung bereitete den Essenern genauso große Probleme wie Ferndorfs Torwart Hilmare Gudmundsson, der allein im ersten Durchgang zehn wichtige Paraden verbuchen konnte. Bereits nach 20 Minuten musste Dincic dann A-Jugendspieler Kevin John aufs Parkett schicken - Dennis Aust hatte sich eine Zerrung im Oberschenkel zugezogen und konnte nicht mehr eingreifen. Und auch John fügte sich gut in die Vorstellung der Hausherren ein, erzielte kurz vor der Pause per Gegenstoß das 16:9 für Ferndorf. Zur Pause hatte sich der TuS eine sechs-Tore-Führung erarbeitet, es roch nach Sensation.

Direkt nach dem Seitenwechsel erfolgte dann aber ein Bruch im Ferndorfer Spiel. Die alten Fehler der letzten Wochen tauchten wieder auf: unpräzise Pässe, einfache Fehler in der Defensive - und Essen arbeitete sich Tor um Tor heran, hatte beim 24:24 erstmals wieder ein Remis erkämpft. In der 46. Minute führte Essen mit 28:25, bei Ferndorf lief nichts mehr zusammen. Für Hilmar Gudmundsson, der nach starken 35 Minuten nicht mehr viel ausrichten konnte, kam Rottschäfer zwischen die Pfosten. Die Tempogegenstöße der Gäste ließen ihm aber keine Möglichkeit, sich auszuzeichnen. Der TuS kämpfte, biss sich ins Spiel zurück - erreichte aber nicht mehr das Niveau der ersten dreißig Minuten.

Und auch, wenn Essen keinesfalls Überragendes zu Tage förderte: Der Gast erarbeitete sich einen sicheren Vorsprung (32:28, 52. Minute), dem Ferndorf bis zur Schlusssirene hinterherlief.

Trainer Caslav Dincic zeigte sich insbesondere mit den ersten dreißig Minuten seiner Mannschaft sehr zufrieden: „Wir müssen jetzt sehen, dass wir gegen Spenge diese Leistung wieder abrufen können.” Und auch, wenn in der zweiten Hälfte längst nicht mehr alles Gold war, was die Ferndorfer produzierten, und wenn es so mit dem von der Essener Presse im Vorfeld befürchteten „TuSEM-Stahlbad an der Stählerwiese” nichts geworden ist - die Leistungskurve der Ferndorfer scheint den Tiefpunkt überschritten zu haben und wieder zu gehen.

TuS Ferndorf: Gudmundsson, Rottschäfer, Wellen - Blanz, Orlov (jeweils 6), Pallach (6/3), Klatt (4), Lange (3), Hilger, Feldmann (jeweils 2), Aust, John, A. Sijaric (jeweils 1), M. Sijaric.