07.10.2009

Ehrenmal wich Geschäftshaus

Erscheinungsbild der alten Kreuzung hat sich gewaltig gewandelt.
Gedenkstätte wurde in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts abgerissen.

uha  ♦ Ursprünglich war „auf dem Creuzthal“ nur ein Flurname, hier kreuzten die alten Fuhrwege und späteren Landstraßen. Als erstes Haus an diesem Kreuzungsbereich entstand 1825 ein stattlicher Fachwerkbau, der oben links im Bild zu sehen ist und unter den Älteren noch als Bäckerei Solms bekannt ist.

Daneben zu erkennen ist das Kontorgebäude der Dreslerschen Drahtwerke, die noch bis etwa 1925 in Betrieb waren. Dominanter Mittelpunkt der Bebauung des sich immer mehr zum Zentrum entwickelnden Kreuzungsbereichs war über lange Jahre das Ehrenmal mit den auf Bronzetafeln festgehaltenen Namen der im 1. Weltkrieg (1914 bis 1918) gefallenen Soldaten.

Die Kyffhäuser- und Schützenkameradschaft Kreuztal 1871 unter der damaligen Leitung von Arnold Stahlschmidt machte es sich zur Aufgabe, die Erinnerung an die 47 aus Ernsdorf stammenden gefallenen Soldaten hochzuhalten. Insgesamt hatten 460 Männer aus dem Ort am Weltkrieg teilgenommen. Im Januar 1925 war die festliche Einweihung des Ehrenmals, Architekt war Carl Meckel aus Ferndorf, Baumeister Carl Rath aus Kreuztal.

In den dann folgenden Jahren des Nationalsozialismus war das Kriegerdenkmal Stätte größerer Parteiversammlungen, weil hier schon immer vaterländische Gesinnung zuhause war. Ortsgruppenleiter und Kreisleiter der NSDAP hatten keine Mühe, an solchen Orten ihre Parolen zu verkünden.

Der weiteren Entwicklung der damaligen Orts- und heutigen Stadtmitte von Kreuztal war das Ehrenmal offenbar im Wege. Ist es zu beklagen, dass es nach einem weiteren mörderischen Weltkrieg aus dem Blickfeld der Bevölkerung entfernt und in den 50er Jahren abgerissen wurde? Die Namen der in den nun beiden Weltkriegen zu Tode gekommenen Kreuztaler Soldaten sind seitdem in der Friedhofskapelle in Pergamentbüchern festgehalten und damit öffentlich zugänglich geblieben.

An der Stelle des Ehrenmals entstand ein Geschäfts- und Wohnhausblock im üblichen Baustil der Nachkriegszeit, teilweise mit seit Jahren währendem Leerstand, aber auch mit einer anspruchsvollen Gastronomie. Auch die Dresler-Fabrikhallen mit vorgelagerter Tankstelle, früher verbunden mit den Namen Albert Hoffmann und Oskar Fischer (OFK), sind längst dem Bagger zum Opfer gefallen. Der fußläufige Übergang über Bahn und HTS und eine jede Funktion entbehrende Stahlrohrkonstruktion, so die Meinung vieler Bürger, setzen hier keine überzeugenden städtebaulichen Akzente. Fest steht: „die gute alte Zeit“ hatte auch ihre schönen Seiten.