04.08.2009

FELS-Debatte - Die Mehrheit schweigt nun lauter

Die Bühne im Dahlbrucher SMS-Restaurant gehörte am Montagabend den Befürwortern des „FELS”-Projektes. 150 Minuten lang, ärgerte sich Michael Poser vom Bündnis der Bürgerinitiativen gegen die „Fernstraße”: „Wir hatten nur neun Minuten, aber deswegen haben die anderen nicht Recht.”

Und die Mehrheit der Sympathien hatten die Gegner offenkundig auch nicht in der Runde, in der es vor allem viel Beifall für die Positionen von Gewerkschaften, Kreistagsmehrheit und IHK gab. Die hatten mit ihrer Diskussionsveranstaltung über die Ortsumgehungen zwischen Kreuztal und Schameder die große, bisher „schweigende Mehrheit” erreichen wollen, wie es auch Eberhard Friedrich, Sprecher einer „Pro”-Initiative aus Bad Berleburg, formulierte. Dazu passten die 1540 Unterschriften, die die Wittgensteiner Pro-FELS-Initiative gesammelt hatte und gleich zu Beginn der Veranstaltung überreichte. Bernd Weide erklärte später, warum das Straßen-Thema kaum nur sachlich diskutiert werden könne: Er selbst sei gerade 50 Minuten hinter einem Holzlaster hergefahren, habe Jahresringe gezählt...

Schon SMS-Siemag-Vorstand Dr. Kay Mayland als Gastgeber entschied sich für deutliche Worte. „Hanebüchen” sei die Verkehrsanbindung des Standorts Dahlbruch, „die schlechteste, die ich in meinem Berufsleben erlebt habe.”

Räte werden 2010 wieder gefragt sein
„Die Region hier im Ferndorftal hat es doch noch gut”, meinte später in der Diskussionsrunde Rainer Pöppel, Geschäftsführer der Berleburger Schaumstoffwerke, „was wir jetzt haben, ist einfach nur grausam.” Und Helmuth Rath, Betriebsrat bei Busch Jaeger in Aue, teilte dem über 300-köpfigen Publikum seine Sorge mit, schon im konzerninternen Wettbewerb zu verlieren: Der Standort sei „gefährdet”. Willi Brase, DGB-Vorsitzender und SPD-MdB, erinnerte daran, dass die Ortsumgehungen immerhin als rot-grünes Projekt in den Bundesverkehrswegeplan gelangten: „Wir müssen das endlich auf den Weg bringen. Das haben die Menschen verdient.” Und Landrat Paul Breuer (CDU) wandte sich direkt an die Gegner: „Hört doch auf, die Leute mit Fehlinformationen zu verunsichern.”

Die Veranstalter hatten mit Bernd Ketteniß, dem früheren Ministerialbeamten und heutigen Berater des Kreises, und mit Ludger Siebert, Niederlassungsleiter des Landesbetriebs Straßenbau, die Fachleute für einen weiteren Versuch aufgeboten, das Begriffsdickicht von „FELS” und „Fernstraße” zu lichten. Siebert riet zum Begriff „Regionale Kraftfahrstraße”, um deutlich zu machen, dass die fünf Ortsumgehungen Wittgenstein besser erschließen und auch in einer Verlängerung nach Hattenbach keine Autobahnfunktion haben sollen. In der Sprachregelung festgehalten werden soll am „Zwei-Plus-Eins”-Querschnitt, sprich: zwei Fahrspuren und ein Zusatzstreifen zum Überholen. Vierspurig, sagte Siebert später auf Nachfrage, werde allenfalls eine 1,5 Kilometer lange Gefällstrecke der Südumgehung Kreuztal, weil dort Überholstreifen in beiden Fahrtrichtungen erforderlich würden. „Dann hört's aber auch schon auf.”

Wann gebaut wird? Kreuztal steht vor dem Beginn der Planfeststellung. Zur Linie für den folgenden Abschnitt bis Allenbach werden nächstes Jahr die Stadträte Stellung nehmen müssen. 2011 könnte mit der Linienbestimmung für den Rest begonnen werden, und dann, so ließ Ludger Siebert durchblicken, sind es bis zum Baubeginn noch mindeszens zehn Jahre. „Die muss in zehn Jahren fertig sein”, protestierte Jochen Niemand, der engagierte SGVer, „ganz schnell - eine umweltverträgliche Straße ist machbar.”