Gegen Kai kein Kraut gewachsen

TuS Ferndorf zieht nach 30:29-Sieg gegen TV Groß-Umstadt in die 2. DHB-Pokalrunde ein

15 Sekunden Restspielzeit zeigt die Uhr in der Halle „Stählerwiese” beim Stande von 30:29.
Die Ferndorfer Anhänger toben auf den Rängen und treiben ihre Handballer an. Noch ein letztes Mal hinten dicht halten, dann ist Ferndorf weiter. Mit der Schlusssirene wehrt David Wellen den letzten Angriff von TV Groß-Umstadt ab. Damit zittert sich Ferndorf im DHB-Pokal-Duell der beiden Regionalligisten vor „nur” 450 Zuschauern in die zweite Runde.

Vier 7-Meter „versiebt”
Nein, es war noch nicht der große Wurf des Siegerländer Aushängeschildes in Sachen Handball. Zu viele Fehlwürfe, Abspiel- und Fangfehler – und wenn sich dann, wie die Ferndorfer, eine Mannschaft von fünf 7-Metern vier Nullnummern (Dennis Aust, Michael Feldmann, Tim Hilger und Ceven Clatt vergaben) erlaubt, wird sie normalerweise am Ende bestraft. Doch nicht so das Team von Trainer Caslav Dincic, das zwar über weite Strecken führte, zwischenzeitlich sogar mit sechs Toren Vorsprung davongezogen war (25:19), den Gegner aber immer wieder unnötig aufbaute.

Es war nicht der starke Rückraum, nicht die Durchsetzungsfähigkeit der Spieler am Kreis oder die Konter über die „schnelle Mitte” - es war die Nummer 1, die auch buchstäblich zur Nummer eins für die Ferndorfer wurde. Torwart Kai Rottschäfer war der Mann des Tages. Mit seinen Paraden brachte er die Ballwerfer des TV Groß-Umstadt zur Verzweiflung und immer dann, wenn die Ferndorfer vorne patzten, haute der 25-Jährige hinten alles weg und baute damit die Seinen wieder auf.

Als der Hüter des Tores nach gut einer Viertelstunde einen Wurf mit ordentlich Effet ohne Abwehrmöglichkeit ins Gesicht bekommt und minutenlang benommen am Spielfeldrand auf und abgeht, da befürchten die TuS-Anhänger, es könnte sich auch auf das Reaktionsvermögen des Ballfängers auswirken. Es ist genau die Phase, in der Groß-Umstadt die Partie zu kippen droht. Nach einer 7:4-Führung der Ferndorfer treffen die Gäste sechs Mal in Folge, während der TuS durch Feldmann den zweiten und Timo Hilger den dritten 7-Meter „versieben” und zwei Minuten später auch noch Neuzugang Ceven Klatt vom Punkt aus den Wurf in die Fangarme von Björn Conrad setzt.

Ceven Klatt gegen Groß Umstadt

Doch Ferndorf hat ja Kai Rottschäfer und von dessen kurzzeitiger Benommenheit ist dann nichts mehr zu sehen. Er putzt die Unzulänglichkeiten seiner Vorderleute aus und wächst über sich hinaus. Die Folge: 10:10 (23.) Palach, über 13:10 (28.) Lange bis hin zur 14:13-Halbzeitführung. Auch wenn die Ferndorfer in den zweiten 30 Spielminuten stets vorne liegen, sich eine Sechs-Tore-Führung erarbeiten, so wackeln die Nordsiegerländer dann doch noch. Die in der Vorbereitung einstudierte 3-2-1-Deckung funktioniert an diesem Tag noch nicht wie geplant. „Da müssen wir noch dran arbeiten”, so Dincic nach dem Spiel.

Caslav Dincic gegen Groß Umstadt  

Auch wenn es kein hochkarätiges erstes Pflichtspiel der Siegerländer war, die spannende Schlussphase macht Appetit auf die am Samstag startende Meisterschaft. Um 19.30 Uhr empfängt der TuS Ferndorf in Kreuztal Lemgo.

Gudmundsson kommt 
Auf dem Spielberichtsbogen war der Torwart mit der Nummer 12 bereits vermerkt, doch noch ist der Isländer Hilmar Gudmundsson nicht in Deutschland eingetroffen. Der Neuzugang der Ferndorfer wird am Freitag mit Freundin in Ferndorf erwartet, wo er dann seine Wohnung bezieht. Am Samstag soll Gudmundsson gegen Lemgo spielberechtigt sein.

STATISTIK 
TuS Ferndorf: Aust (8/2), Hambloch (5), Lange (4), Klatt (3), Alen Sijaric (3), Feldmann (2), Hilger (1), Pallach (1), Mirza Sijaric (1), Orlov (2).

STIMMEN ZUM SPIEL 
Caslav Dincic (Trainer TuS Ferndorf): „Wir sind selbst schuld, dass wir uns das Leben so schwer gemacht haben. Wir konnten, wir mussten das Spiel viel früher entscheiden. Aus dem Rückraum kam viel zu wenig, die schnelle Mitte hat fast ganz gefehlt und dann haben wir viele dumme Fehler gemacht. Aber was soll`s, wir sind eine Runde weiter, nur das zählt heute. Kai Rottschäfer muss ich ein Lob aussprechen, er hat stark gespielt. [Wen wünschen Sie sich als nächsten Gegner?] Gummersbach,... oder Kiel.”

Harald Münker (Abteilungsleiter TuS Ferndorf): „Vier 7-Meter verworfen, das ist normalerweise tödlich. Wir haben zu viele Fehler gemacht und die Mannschaft hat sicherlich gemerkt, dass es in der Saison keinen Alleingang des TuS Ferndorf geben wird. Wir müssen jetzt richtig Gas geben.”

DHB-Pokal - 1. Runde 
TuS Ferndorf – TV Groß-Umstadt 30:29 
Bad Schwart. – SC Magdeburg II 28:21
Leichlinger TV – HC Erlangen 23:30
Oftersheim/Schwet. – EHV Aue 25:30
HSG Varel – HSG Nordhorn-Ling. 26:27
OSC Rheinhaus. – TSG Friesenh. 35:42
VfL Edewecht HC Empor Rostock 25:35
Lehrter SV – OHV Aurich 35:26
HSG Hohn/Elsd. – HSV Hannover 23:43
Langenwedding. – Lichtenrade 25:29
Berliner TV – HSG Tarp-Wanderup 46:47
HSC 2000 Coburg – TV Bittenfeld 25:29
Barmstedt. MTV – Stralsunder HV 25:30
Jahn Brinkum – ASV Hamm 13:36
SG Wallau – TuSpo Obernburg 22:30
SV Oebisfelde – TSV Bremervörde 28:25
TSG Groß-Bieberau – Eisenach 27:33
VTV Mundenheim – Korschenbroich 24:42
THW Kiel II – TV Emsdetten 24:36
Jahn Hiesfeld – Ahlener SG 27:36
DJK Rimpar – Bergischer HC 22:28
Schülp-Wester. – GWD Minden II 34:32
Leutershausen SG – Bietigheim 31:35
SG Saulheim – TSG Oberursel 28:17
Wilhelmshav. HV – Anhalt Bernb. 30:32
LVB Leipzig – HR Ortenau 30:25
HG Saarlouis – TV Neuhausen/E. 36:29
Salamander Kornwest. – Hermsdorf 29:26
Eintr. Hagen – TuSEM Essen 23:29
HSG Freiberg – SG Köndringen/T. 17:35
Hüttenberg – HSG Frankfurt 27:31
Eintr. Baunatal – SG Pforzheim/E. 35:31
HG Rosdorf-Gr. – Wittenb.-Pister. 31:23
MTV Müden – MTV Herzhorn 21:38
TV Moselweiß – Conc. Delitzsch 25:31
HSG Gütersloh – WIFT Neumünst. 29:31
VfL Horneburg – TSV Altenholz 28:48 
HSG Pohlheim – TSV Neuhausen 30:42
HC Neuruppin – SV Beckdorf 30:29 
Eintr. Hildesheim – Dessau-Roßl. 33:29 
HSG Lemgo II – SVP Schwerin 25:34