06.12.2009

Gute Leistung, aber verloren: Ferndorf unterliegt 34:35

Ärgern wegen des Ergebnisses? Freuen wegen der Leistung? So ganz sicher, was zu tun ist, waren die rund 1200 Zuschauer und auch die Regionalligaspieler des TuS Ferndorf nach dem 34:35 (19:16) gegen den OSC Rheinhausen nicht.

 Am Ende nutzte auch die breite Unterstützung von der Ferndorfer Bank 
leider nichts. Hier jubeln der verletzte Carsten Lange, Michael Lerscht,
Timo Blanz, Maik Pallach und Alen Sijaric. Foto: cst

Einer brachte Klarheit: „Ich bin zufrieden mit meiner Mannschaft, wir haben eine gute Leistung gezeigt“, formulierte TuS-Trainer Caslav Dincic nach dem Spielende auf der Pressekonferenz im Mittelkreis. Recht hat er, der Serbe, denn die Ferndorfer zeigten nach dem Debakel in Schalksmühle die geforderte Reaktion und spielten gegen den Tabellenführer Rheinhausen mit einer gänzlich anderen Körpersprache, gesteigertem Einsatz und auch spielerisch guten Mitteln.

Dabei darf man nicht vergessen, wer an diesem Abend in der Stählerwiese vorstellig wurde: Rheinhausen steht nicht zu unrecht auf Tabellenplatz eins der Regionalliga West und wurde von Caslav Dincic im Vorfeld als „beste Mannschaft der Liga“ geadelt. Dass sie in der Tat erstklassige Einzelspieler in ihren Reihen haben, zeigte der Olympische Sportclub (OSC) bereits beim ersten Tor nach einer halben Minute: Der bärenstarke Fabian Schneider verwandelte sehenswert einen Kempatrick.

Zur guten Leistung der Ferndorfer passte es jedoch, sich von solchen Kabinettstückchen nicht beeindrucken zu lassen. Vor allem offensiv zeigten sich Feldmann und Co konzentrierter und zielgerichteter als zuletzt, gingen beim 6:5 zum ersten Mal in Führung: Mirza Sijaric hatte eins seiner sechs Tore an diesem Abend erzielt. Der sprunggewaltige Linksaußen zeigte im Spitzenspiel alte Form, hatte keinen einzigen Fehlversuch. Auch Nils Hambloch sorgte für Jubelstürme auf der Tribüne: Der Kapitän traf immer wieder in den entscheidenden Phasen und kam am Ende auf stramme neun Tore, darunter ein wichtiger Siebenmeter. Vor allem zum Ende der ersten Halbzeit hin griff die offensive Deckung des TuS immer mehr, der wurfgewaltige Andre Loschinski, der bis dato alles getroffen hatte, wurde besser angegangen und so zog Ferndorf auf 19:16 davon.  Zu verdanken hatten die Dincic-Mannen das auch ihrem Keeper Kai Rottschäfer, der stark hielt.

Auch nach dem Seitenwechsel konnte man in Kreuztal erkennen, das der TuS Ferndorf großes Potential hat. Hilger, Feldmann und Alen Sijaric schraubten die Führung gegen den Spitzenreiter auf 22:16 hoch. Sechs Tore vorne – es war zu früh für diese Führung, wie sich später herausstellte. In der Folgezeit wurde es eng und enger für die Ferndorfer, immer wieder kam der OSC Rheinhausen durch die individuelle Klasse seiner Spieler zu Toren und konnte den Abstand stetig verkürzen. Drei verworfene Siebenmeter und leider auch einige Ballverluste auf Siegerländer Seite taten das Übrige. Vier Minuten vor dem Ende stand es 32:32-Unentschieden – dass das hier eine hautenge Geschichte werden würde, war schon länger abzusehen.

Die Schlussphase wurde dramatisch, beide Trainer nahmen hier ihre Auszeit. Am Ende hatten die Rheinhausener mit Mirko Bernau den Spieler, der sich 30 Sekunden vor dem Ende entscheidend zum Kreis durchtankte und traf. „Dafür sind solche Spieler dann auch da“, resümierte Michael Feldmann. Zeit genug für den Ausgleich war noch: Dincic wechselte für die letzte Aktion Timo Blanz für den Torwart ein, doch sein Wurf landete aus aussichtsreicher Position am Pfosten.

„Es war am Ende auch ein bißchen unglücklich, aber ich denke, heute können wir zufrieden sein. Das war die Mannschaft, wie wir sie sehen wollen und wie auch die Zuschauer sie sehen wollen“, sagte Ferndorfs Pressesprecher Roger Becker. Keine Frage, so ist der Sport. Als Spitzenreiter hat man dann eben auch mal das nötige Quäntchen Glück – beim OSC landeten zum Beispiel in der entscheidenden Phase zwei Abpraller genau im Lauf des Gegenstoßes.

Bleibt abschließend noch die Frage, ob das Spiel ein Nachspiel haben wird. Wie expressi.de erfuhr, hat Ferndorfs Manager Harald Münker nämlich noch in der Schiedsrichterkabine Einspruch gegen die Wertung der Partie eingelegt. Schuld war ein Stück aus dem Kuriositätenkabinett noch vor dem Anwurf. Was war passiert? Axel Gerhard hatte als Betreuer der Siegerländer den Münzwurf gewonnen und durfte sich gemäß Regel und Tradition für eins entscheiden: Die Seitenwahl oder den Ball zum Anwurf. Gerhard wählte die Seite. Normalerweise bleibt dem Gegner, dem OSC Rheinhausen, damit der Ball. Die Schiedsrichter Mirko Kreuzer und Andre Tews überließen jedoch dem Rheinhausener Betreuer ebenfalls die Wahl und der entschied sich, die Seiten zu wechseln. Zur Verblüffung aller wurde damit die Ferndorfer Wahl überstimmt, noch dazu bekam Rheinhausen den Ball zugesprochen. Eine kleine Ungerechtigkeit, könnte man meinen. Aber Protest? „Aber ja“, ereiferte sich Harald Münker, „das hat nämlich Auswirkungen auf die Taktik. Wir wechseln mit Alex Orlov Abwehr-Angriff und je nachdem, auf welcher Seite wir spielen, muss er einen längeren Weg aufs Feld gehen und steht früher oder später auf seiner Position. Das spielt bei dem hohen Tempo eine große Rolle.“ Und auch Trainer Caslav Dincic sah darin einen Nachteil: „Wir spielen seit langer Zeit mit dieser Taktik und haben in dieser Saison so noch kein Heimspiel verloren.“ Bleibt nun abzuwarten, was die entscheidenden Stellen zu diesem Einspruch sagen.

TuS Ferndorf - OSC Rheinhausen 34:35 (19:16). Ferndorf: Rottschäfer, Hambloch (9/1), Aust (5/1), Mirza Sijaric (6), Alen Sijaric (2), Klatt (2), Orlov (1), Feldmann (4), Lerscht (2), Hilger (2/1), Pallach (1), Blanz