23.11.2009

„Junge Wilde“ kein Prüfstein

TuS Ferndorf überrollt Bayer Dormagens „A-Jugend“ mit 46:31

Das nackte Ergebnis des Kantersieges täuscht über eine durchwachsene Leistung mit oft zerfahrenem Spiel hinweg.

Auf Spielmacher Michael Feldmann, der jetzt nach Abschluss seines Studiums intensiv mit der Mannschaft trainiert, baut der TuS Ferndorf. Hier erzielt der Techniker unbedrängt von Dormagens offensiver Deckung eines seiner vier Tore. Foto: rita

jb  ♦ Eigentlich hatte man nach den beiden letzten Auswärtsniederlagen eine „echte“ Rehabilitierung von den Spielern des TuS Ferndorf in eigener Halle vor etwa 1000 Zuschauern erwartet. Auch eine Woche vor dem mit Spannung erwarteten Südwestfalen-Derby bei der SG Schalksmühle/Halver (Sonntag um 17 Uhr in Halver) hätte man gerne eine verlässliche Aussage über das aktuelle Leistungsvermögen der Mannschaft von Trainer Caslav Dincic erhalten. Der serbische Coach machte jedoch nach dem Spiel aus seinem Herzen auch keine Mördergrube und kritisierte heftiger als man es sowieso von ihm gewohnt ist (siehe Extra-Kasten mit den Stimmen der Trainer).

Viele Fans waren zwar im zweiten Durchgang unüberhörbar versöhnt und zufrieden. In den zweiten 30 Minuten wuchs der Vorsprung kontinuierlich durch eine Vielzahl von Kontern bis auf am Ende 15 Tore an. 46 Mal klingelte es in Dormagens Kasten. Es hätten aber auch – wie Dincic gerechtfertigt kritisierte – locker bis zu 60 Tore sein können, wenn man sich nur besser konzentriert hätte.

Gerade daran haperte es in den ersten 20 Minuten des Spiels. Die „Jungen Wilden“ aus Dormagen erinnerten verblüffend an den letztjährigen Tabellenletzten aus Aachen. Der spielte auch frech, unbekümmert und schnell mit sechs A-Jugendspielern auf. Dormagens Trainer Pascal Mahé (einst Weltmeister mit Frankreich) verwies auf den Unterschied: „Allerdings haben wir vier Spieler an unsere Bundesligamannschaft abgegeben.“ Und die gewann zur gleichen Zeit überraschend das Kellerduell in Minden.

Jedenfalls verteidigte Dormagen wie neulich der Soester TV mit einer zwar riskanten aber sehr offensiven Abwehrvariante. Es hat sich in der Liga herumgesprochen, dass sich die Ferndorfer sehr schwer tun, wenn gleich drei Spieler ganz eng attackiert werden. Und so war es dann auch. Es wechselten sich im Zwei-Minuten-Takt technische Fehler und Abschlussschwächen mit sehenswerten Aktionen ab, als sich vornehmlich Nils Hambloch im Zweikampf durchsetzte.

Nach dem 0:2 hatten die Gäste bis zum 3:4 einen kleinen Vorteil. Danach legte Ferndorf zwar vor, machte aber weiterhin so viele Fehler, dass die Gäste insbesondere durch die Treffer des jungen Holländers Wai Wong dran blieben. Zwischen der 17. und 25. Minute überschlugen sich die Ereignisse. TuS-Keeper Kai Rottschäfer wurde nach dem 11:9 ausgetauscht. Es folgte eine besondere Kuriosität. Hilmar Gudmundsson, der ihn ersetzte, flog 40 Sekunden später ohne Ballberührung vom Platz. Bei einem schnellen Konter brachte er einen Gegenspieler in Höhe der Mittellinie (!) eher tolpatschig und unbeabsichtigt mit leichtem Beinstellen zu Fall. Für diese „Notbremse“ gab es keine Alternative zur Roten Karte. Ihm folgte David Wellen als dritter Keeper.

Dormagens Wai Wong verletzte sich bei einer anderen Aktion und fehlte nun für den Rest der ersten Hälfte. Bei Ferndorf hatte indes Alen Sijaric, der auf Linksaußen seinen verspielten Bruder Mirza ablöste, starke Minuten. Auch nach guten Szenen von Michael Feldmann hieß es nach 11:10 nun vorentscheidend 17:12. In der zweiten Hälfte unterliefen den immer mehr nachlassenden Gästen viele Fehler, die Ferndorf konsequent auskonterte.

TuS Ferndorf: Rottschäfer, Wellen, Gudmundsson; A. Sijaric (6), Hambloch (7), Orlov (n.e.), Lerscht (7/2), Aust (7), Blanz (3), Hilger (4), Klatt (5), Feldmann (4), M. Sijaric (2), Pallach (1).

Bayer Dormagen 2.: Schlingmann, Burggraf Fine; Kuhfuss (2), Wong (6/1), Bleuel (1), Eich, Doetsch (2), Neldner (3), Hueser (2), Pusch (3), Clausing (1/1) , Zimmermann (9/3), Rachow (2).