26.02.2009

Keine Kündigungen bei Thyssen Krupp

Rund 400 TKS-Mitarbeiter aus Eichen und Ferndorf demonstrierten in Duisburg

Nach vier Stunden kam Wolfgang Otto mit der erlösenden Botschaft aus dem Aufsichtsrat heraus: Es wird keine betriebsbedingten Kündigungen bei Thyssen Krupp Steel geben.

Bis Ende Juli wird ein Arbeitskreis unter Beteiligung der Betriebsräte festlegen, wie die Produktion umgestellt wird, welcher Personalabbau erfolgen muss - „wo die Einschläge kommen”, wie Otto formuliert. Die Stellenstreichungen sollen aber dann durch freiwilliges Ausscheiden gegen Abfindungen realisiert werden, ein Sozialplan ist noch auszuhandeln. Teil der gestern vereinbarten „Beschäftigungs- und Einkommenssicherungsinitiative”, die das Sparprogramm des Unternehmens abfedert, ist die Übernahme der Auszubildenden und die Ausweitung der Altersteilzeit - so, wie es im Tarifvertrag „Pro Zukunft” 2006 vereinbart wurde. Über Transfermaßnahmen soll schließlich auch der Umstieg auf andere Arbeitsplätze erleichtert werden. Außerdem wird geprüft, bisher von Fremdfirmen ausgeführte Leistungen eigenem, dafür zu qualifizierendem Personal zu übertragen.

Auf einen langen Abend hatte Axel Ganseuer seine Kollegen am Mittag eingestellt. Der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende stellte sich an die Spitze seiner rund 400 Kollegen aus Ferndorf und Eichen, die in acht Bussen zur Belegschaftsversammlung nach Duisburg fuhren. Dort wartete Betriebsratsvorsitzender Wolfgang Otto auf sie, bevor er in die außerordentlichen Sitzung des Aufsichtsrats ging. „Es darf keinen Vertragsbruch geben”, stand auf einem der Transparente aus Kreuztal. Die Belegschaften äußerten ihre Sorge, dass der „Tarifvertrag Zukunft”, der Kündigungen ausschließt, nicht eingehalten wird. Gerade in Kreuztal werden viele Aufträge der Autoindustrie bearbeitet, Feuerverzinkungs- und Bandbeschichtungsanlagen werden seit Wochen immer wieder abgeschaltet. 1500 der derzeit 17 200 Stellen an allen sieben TKS-Standorten gelten als gefährdet. In Duisburg sprach auch der aus Kreuztal stammende IG-Metall-Vize Detlef Wetzel zu den 10 000 Beschäftigten: Die Belegschaft erwarte vom Vorstand andere Antworten auf die Umsatzrückgänge als ein reines Sparprogramm auf Kosten von Arbeitsplätzen. Ebenfalls nach Duisburg mitgereist war der Siegener IG-Metall-Bevollmächtigte Hartwig Durt.

Auf dem Parkplatz vor dem Eichener Werk verabschiedete SPD-Bundestagsabgeordneter und DGB-Regionsvorsitzender Willi Brase die Belegschaftsmitglieder, von der Siegener Verwaltungsstelle der IG Metall war Daniel Salewski gekommen. Beim moralischen Zuspruch blieb es nicht - damit ihre Kolleginnen und Kollegen auch körperlich bei Kräften blieben, hatten die Betriebsräte kistenweise Lunchpakete packen lassen.