21.01.2009

Kindelsbergschüler befassten sich mit Fred Meyers Schicksal

Projekt „Geschichte erfahrbar machen” in der Jugendbegegnungsstätte – Kreuztal in der NS-Zeit

Unter dem Motto „Geschichte erfahrbar machen” stand die jüngste Kooperation der Kindelsbergschule und der Jugendbegegnungsstätte Kreuztal. Im Rahmen des Kreuztaler Arbeitskreises „Jugend gegen Rechtsextremismus” entstand die Idee, Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, sich mit der regionalen Geschichte des Nationalsozialismus und der Shoa, speziell in Kreuztal, auseinander zu setzen. Dabei war es für alle Beteiligten wichtig, den Lernort Schule einmal zu verlassen und von den täglichen Unterrichtseinheiten Abstand zu gewinnen. Aus diesem Grund wurde die Jugendbegegnungsstätte (JBS) zum Projektort erklärt.

Exemplarisch wählte die Arbeitsgruppe um Frank Niederhausen, Daniela Jungherr und Simon Steinicke das Einzelschicksal des in Littfeld geborenen jüdischen Kindes Fred Meyer. Drei Tage lang arbeitete die Klasse 10 der Kindelsbergschule, gemeinsam mit ihrem Klassenlehrer Peter Terweiden, in der JBS. Dabei lag zu Beginn der Schwerpunkt auf einer Auseinandersetzung mit Filmmaterialien über die NS-Zeit. Außerdem beschäftigte sich die 16-köpfige Gruppe mit Fred Meyer, der als Dreijähriger von den Nazis verschleppt wurde und als jüngstes jüdisches Opfer des Regimes in Kreuztal gilt. „Wir können gar nicht glauben, dass so etwas wirklich geschehen ist, und das hier bei uns in Kreuztal", äußerten sich die betroffenen Schüler und Schülerinnen.

Abgeschlossen wurde das Projekt mit einem Zeitzeugengespräch. Dafür lud die Jugendeinrichtung aus Kreuztal Helmut Stähler ein. Der heute 74-jährige Littfelder wohnte als Kind Tür an Tür mit der Familie Meyer. Durch seinen Bericht entstand ein reger Austausch innerhalb der Gruppe, die den Förderschülern die Lebensumstände zu der Zeit des NS-Regimes deutlicher werden ließ.

Das Seminar wollte einen Beitrag gegen das drohende Vergessen leisten, weil junge Menschen zeitlich immer weiter entfernt von dieser Vergangenheit aufwachsen. „Wir müssen über diese schreckliche Zeit informiert sein, denn nur wer weiß, was für grausame Dinge geschehen sind, kann dazu beitragen, dass so etwas nicht in Vergessenheit gerät und nie wieder geschieht”, heißt es im Resümee der Teilnehmer, „neonazistisches Gedankengut darf nie wieder politischen oder gesellschaftlichen Einfluss erlangen.”