19.09.2009

Licht, Raum – und 300 Sitzplätze

Siegen/Kreuztal  Architekturstudenten „basteln“ an Erweiterung der Sporthalle Stählerwiese

„Präsentation studentischer Entwürfe“ am Donnerstag in Kreuztal

Prof. Friedrich-Wilhelm Stein von der Universität Siegen erläuterte 
der SZ die verschiedenen Entwürfe und Modelle seiner Studenten.

geo ♦ Beim Handball-Regionalliga-Heimspiel des TuS Ferndorf heute Abend gegen Tabellenführer HSG Rheinbach/Wormersdorf werden sich wieder über 1000 Zuschauer in die 25 Jahre alte Sporthalle Stählerwiese „zwängen“. Und das ist schon längst nicht mehr die positive Ausnahme sondern in der Zwischenzeit die Regel. Samstagabend ist Partyzeit in Kreuztal, da wird der Feier-Abend eben beim Handball des TuS Ferndorf „eingeläutet“. Doch für solch herausragende Events war die Sporthalle eigentlich nie ausgelegt, nur rund 600 Sitzplätze sind tribünenseitig vorhanden - was heißt „nur“? Viele andere Regionalligisten wären froh, auch nur annähernd so viele Zuschauer begrüßen zu dürfen.

Aber es gibt in Ostwestfalen, im Bergischen und im Ruhrgebiet eben durchaus auch moderne Beispiele attraktiver Sporthallen. Und der „Boom“ des TuS Ferndorf ist keine Modeerscheinung mehr sondern fester Bestandteil des heimischen Sportgeschehens. Und als die Siegener Zeitung vor geraumer Zeit erstmals über Diskussionen berichtete, dass man in der Stadt Kreuztal über bauliche Erweiterungen der Sporthalle nachdenke, griff ein Siegener Universitätsprofessor das Thema beherzt auf - nicht ganz überraschend freilich. Denn der Architektur-Studiengang unter Prof. Friedrich-Wilhelm Stein hatte der Stadt Kreuztal schon einmal interessante Entwürfe geliefert, als es um die Teil-Überdachung des Stadions in der Stählerwiese ging.

Prof. Stein schlug den Kreuztaler Stadtvätern einen architektonischen Ideenwettbewerb und bat mit Erfolg um Überlassung der Bau-Unterlagen. In der Zwischenzeit haben die Studenten, überwiegend angehende Architekten im 5. Semester, ihre Arbeiten abgeschlossen. Die fünf besten Tragwerksentwürfe werden nun am Donnerstag im großen Saal der Weißen Villa in Dreslers Park von den Studenten selber präsentiert. Zu dieser Präsentation hat die Stadt Kreuztal neben den Mitgliedern des Infrastruktur- und Umweltausschusses sowie des Sportausschusses u. a. auch Vertreter des TuS Ferndorf eingeladen.

Die SZ ließ sich unterdessen schon im Vorfeld von Prof. Stein die Ideen und Entwürfe erläutern und nahm die fertigen Modelle in Augenschein. Insgesamt 35 Studenten beteiligten sich meist in Zweier-Teams an den Entwürfen und sammelten zuvor natürlich auch vor Ort Eindrücke von der jetzigen Sporthalle.

Im Prinzip sehen alle Lösungen nur zwei verschiedene Ansätze vor: entweder eine Erweiterung in Richtung Zweifach-Sporthalle mit einer Hinter-Tor-Tribüne oder aber eine Erweiterung mit einer neuen Gegentribüne, die auf den bestehenden Räumlichkeiten (Geräteräume und/oder Umkleiden) „aufsetzt“. Bei allen Entwürfen bemühten sich die Studenten auch um eine Verbesserung der Hallen-Infrastruktur (Toiletten, Verkaufsstände, Freiräume). Teilweise wurde dazu der Halleneingangs-Komplex zwischen Zweifach - und Dreifach-Sporthalle verlegt, um somit auf komfortabelstem Wege „beide“ Tribünen erreichen zu können. Allen Entwürfen gemein ist das Bemühen, das Sinnvolle mit dem Nützlichen zu verbinden: mehr Raum und Licht und eine größere Zuschauerkapazität!

Auch die baulich aufwändigeren Gegentribünen-Lösungen schaffen zusätzlichen Raum durch umlaufende Gänge. Nachteile einer Gegentribünen-Lösung sind die relativ hohen Sitzpositionen. Auch beim Bau einer „Südtribüne“ verzichteten die Studenten darauf, die Tribünen bis an den Spielfeldrand „herunter“ zu planen und blieben auf dem Niveau der bestehenden Tribüne.

Diese Überlegungen haben allesamt den gravierenden Nachteil, dass mit großem Aufwand relativ wenig erreicht wird. „250 bis 300 Sitzplätze kämen im Durchschnitt aller Entwürfe hinzu“, rechnete Prof. Friedrich-Wilhelm Stein der SZ vor. Eine besonders gelungene Gegentribünen-Lösung hat aufgrund des umlaufenden Ganges zumindest noch den Charme, rund 100 weitere Sthplätze hinter der Süd-Torseite zu schaffen, so dass dann maximal rund 400 neue Besucherplätze entstünden. Wie die SZ in diesem Zusammenhang aus Kreuztal erfuhr, gibt es aber auch schon Überlegungen, einem früheren Vorschlag des TuS Ferndorf mehr Gewicht einzuräumen, mit Hilfe mobilen Tribünen auf der Tribünen-Gegenseite ähnlich viele zusätzliche Plätze zu schaffen.

Während die planerischen Maßnahmen für die Universität Siegen ein willkommenes Objekt für das „Planen und Bauen am Bestand“ darstellte, müssen sich nun die Experten und Kommunalpolitiker in Kreuztal ihre Gedanken machen. Denn der TuS Ferndorf hat sportlich vorgelegt und spielt nicht mehr im „Untergeschoss“ des deutschen Handballs. Er hat sich mit der Sporthalle längst zur „Visitenkarte“ der Stadt Kreuztal entwickelt - ähnlich etwa dem Leimbach-Stadion der Fußballer in Siegen. Und auch dort konnte man irgendwann die Hände eben nicht mehr in den Schoß legen.