"Platz eins - was denn sonst!?"

Handball-Regionalligist TuS Ferndorf erhebt Ansprüche auf den Thron – Ziel: Aufstieg in die 3. Liga

Kreuztal-Krombach. Schnell noch die letzten Falten am Leibchen beseitigen. Der Hauptsponsor soll natürlich ins rechte Bild gesetzt werden. Da war die breite Brust gefragt, die richtig Werbefläche erzeugt.

„Es ist gar nicht so leicht, alle Sponsoren bei der Stange zu halten, vor allem in der Zeit der Wirtschaftskrise”, weiß Handball-Abteilungsleiter Harald Münker, aber zusammen mit dem Kassenwart Horst Lütz konnte er verkünden: Der Etat ist gegenüber dem Vorjahr gleich geblieben.

"Ich laufe mir doch nicht die Hacken ab, um irgendwo in der Oberliga zu landen"
Apropos „breite Brust”: Mit der gehen die Ferndorfer in eine Regionalliga-Saison - und das ist nicht irgendeine, sondern die, an deren Ende sich die Mannschaften für die neugeschaffene 3. Liga in der Saison 2010/11 qualifizieren. Alle Mannschaften, die die Plätze zwei bis zehn belegen, erhalten dort einen Platz, die Teams auf den Rängen 11 bis 16 rutschen in die Oberliga ab.

Doch mit dieser Klasse beschäftigt man sich im Lager des Traditionsclubs aus dem nördlichen Siegerland erst gar nicht. Und weil „klappern” bekanntlich zum Handwerkszeug von Siegertypen gehört, haute der Trainer Caslav Dincic bei der Kadervorstellung am Montagabend vor der Braustube der Krombacher Brauerei mal richtig einen raus. Auf die Frage nach dem Saisonziel sagte der Serbe: „Platz eins natürlich, was soll ich sonst sagen.”

Bei soviel Steilvorlage konnte natürlich auch Harald Münker, der beim TuS Ferndorf seit Jahren eher die Aufgabe eines Managers inne hat, nicht zurückstehen. „Wir wollen in die 3. Liga”, war sein erster verbaler Schritt, doch als er die Aussage von Caslav Dincic vorgehalten bekam, ließ auch er seinen Handball-Emotionen freien Lauf: „Gut, wenn Caslav das so sagt..., das stimmt natürlich, wir wollen gewinnen, wir wollen jedes Spiel gewinnen. Und wenn wir jedes Spiel gewinnen, dann stehen wir am Ende wohl auch ganz oben.” Und so, als würde es nochmal einer besonderen Betonung bedürfen, mit wieviel Herzblut die Macher des TuS Ferndorf bei der Sache sind, legte er noch einen drauf: „Ich laufe mir doch nicht die Hacken ab, um irgendwo in der Oberliga zu landen!” Doch weil Harald Münker das Handballgeschäft kennt, warf er einschränkend hinterher: „Natürlich muss alles passen. Du brauchst nur zwei, drei Verletzte zu haben, schon ist es aus, so schnell geht das.”

Die Vorzeichen für die Saison sind in Ferndorf gut: Alle Spieler sind wohlbehalten aus der Pause zurück und die erste „Diagnose” von Mannschaftsarzt Falk Uhlig lautete: „Die haben ordentlich gearbeitet”, alle Spieler hätten den „Kneiftest” zur Körperfett-Messung sicher bestanden. Und weil alle Vereine in diser Saison auf die Karte „Alles oder Nichts” setzen, um gegen harte Konkurrenz den Kampf um die Plätze in der 3. Liga zu bestehen, haben auch die Ferndorfer aufgerüstet. Zum einen kommt vom RSV Eiserfeld der Rekord-Torschütze der abgelaufenen A-Jugend-Oberliga-Saison für die JSG Eiserfeld/Dielfen, Frieder Krause. Der 19-Jährige besitzt mit 1,96 Meter Gardemaß und gilt als großes Talent. Sicher eine große Verstärkung ist auch Rückkehrer Michael Feldmann. Der Rückraumspieler ist in Ferndorf ein guter Bekannter: von 2001 bis 2004 spielte er bereits für den TuS (damals Oberliga), von 2004 bis 2007 war er für die HSG Augustdorf/Hövelhof in der 2. Bundesliga Nord am Ball, in der Saison 2007/08 wechselte er zur HSG Barnstorf-Diepholz und kehrt nun zu seinen sportlichen Wurzeln ins Siegerland zurück.

Die allergrößten Hoffnungen ruhen auf dem 28-jährigen Ceven Klatt. Der 1,85 cm große Klatt, der die Lücke von Marc Stenske schließen soll, gilt als bester Kreisläufer der Regionalliga und belegte mit 192 Toren den siebten Platz in der Torschützenliste der Regionalliga West. Klatt kommt vom Liga-Konkurrenten TuS Niederwermelskirchen. Der Brandenburger hat unter anderem in der 2. Liga mit Carsten Lange - wechselte im vergangenen Jahr zum TuS - bei der LTV Wuppertal gespielt.

"Die Qualität muss stimmen und er muss bezahlbar sein"
Eine „Baustelle” will der TuS Ferndorf noch abarbeiten – die Torwartfrage. Ab dem kommenden Wochenende testet der TuS Ferndorf einen Spieler aus Island, der mit seiner Freundin zum Probetraining nach Köln kommt. Der 25-jährige Hilmar Gudmundsson nimmt am dreitägigen Trainingslager in Ferndorf teil und wird auch in Testspielen unter die Lupe genommen. Münker: „Die Qualität muss stimmen und er muss für uns finanzierbar sein. Wir stehen mit einem deutschen Trainer in Island in Kontakt, mal sehen, wie die Sache ausgeht.”

SPIELERKADER 
Tor: 1 Kai Rottschäfer, 28 David Wellen
Feldspieler: 2 Frieder Krause, 3 Alen Sijaric, 4 Nils Hambloch, 5 Alex Orlov, 6 Michael Lerscht, 7 Dennis Aust, 8 Timo Blanz, 10 Tim Hilger, 11 Ceven Klatt, 13 Michael Feldmann, 15 Carsten Lange, 18 Mirza Sijaric, 20 Maik Pallach
Trainer: Caslav Dincic, Co-Trainer: Axel Gerhard, Mannschaftsarzt: Falk Uhlig, „Physio”: Stephan Stötzel

Terminkalender 
7. bis 9. August 2009: Trainingslager in Kreuztal
8. August 2009 – 18.00: Testspiel gegen OL Nümbrecht (Heimspiel)
9. August 2009 – 17.30: Testspiel gegen OL Dünnwalder TV (H)
14. August 2009 – 19.00: Testspiel: OL Pulheim
15. August 2009 – 19.30: Testspiel (A) gegen 2. Bundesligisten Hüttenberg
19. August 2009 – 20.00: Testspiel gegen 2. BL TV Korschenbroich (H)
22. August 2009 – 16.00: Testspiel (A): OL Opladen
23. August 2009 – 18.00: Testspiel (H): OL Derschlag
29. August 2009 – 19.30: Pokalspiel gegen den RL TV Groß-Umstadt
5. September 2009 – 19.30: 1. Meisterschaftsspiel, Heimspiel gegen HSG Lemgo II