05.10.2009

Spitzenreiter aus der Halle gefegt

„Raketen-Blanz“ und „Hammer-Lange“ überragten / Auch Hambloch stark

TuS Ferndorf nach eigenem 43:36-Kantersieg und Niederlage von Rheinbach/Wormersdorf in der Spitzengruppe wieder „dick mit drin“.

jb ♦ Noch genau vier Minuten waren zu spielen, als es keinen der über 1100 Zuschauern mehr auf den Sitzen hielt. Der TuS Ferndorf wurde mit „Dauer- Standing- Ovation zum Schlusspfiff begleitet. Er hatte den als Spitzenreiter angereisten Aufsteiger TSG Altenhagen/Heepen nach einer starken Vorstellung mit 43:36 (16:16) überrollt und förmlich aus der Halle gefegt. Die ersten 13 Minuten der 2. Halbzeit waren grandios: in der 3. Liga selten zu sehendes atemberaubendes Tempospiel, das die Fans von den Sitzen riss.

„Anschnallen bitte, für die nächste Rakete!“
 Timo Blanz unwiderstehlich im Angriff. Foto: rita

In der Pause hatte Ferndorfs Trainer Caslav Dincic reagiert – oder vielleicht war es auch eine von vornherein geplante Taktik. Jedenfalls wurde nachhaltig im Angriff gewechselt. Vor der Pause hatte sich Nils Hambloch mit einer vorzüglichen Vorstellung auf der rechten Rückraumseite präsentiert. Seine zweiwöchige Pause zur Regeneration des schmerzenden Rückens hatte dem „Kapitän“ offensichtlich sehr gut getan. Wie zu seinen besten Tagen marschierte er durch die gegnerische Deckung und warf in Durchgang 1 acht Tore. Dafür taten sich die Ferndorfer auf der anderen Seite wesentlich schwerer. Denn auf Tim Hilger, Alex Orlov und Michael Feldmann hatte sich die Gäste-Deckung sehr gut eingestellt. Diese Verlagerung hätte durchaus Taktik sein können.

Nach dem Seitenwechsel ließ Trainer Dincic Carsten Lange, der zuvor mehr auf Außen gespielt hatte, auf die rechte Halbposition wechseln, und Timo Blanz spielte jetzt im linken Rückraum. Vor allem der 2,07 m Hüne erfordert für die gegnerische Abwehr eine komplette Umstellung. Auch Ferndorfs Defensive war nun aggressiver ausgerichtet. Eine Mischung aus Ball abfangen, Torwürfe abblocken und gehaltenen Bällen sorgte nun immer mehr für die Voraussetzungen, dass die Ferndorfer ihr Tempospiel aufzogen.

Und das hatte ICE-Tempo – und zwar ohne „Verspätung“. Den Gästen aus Bielefeld blieb kaum noch Zeit, sich nach hinten zu orientieren bzw. auf Abwehr umzuschalten und schon gar nicht zum Durchatmen. Sowohl Lange als auch Blanz fackelten erst gar nicht lange, wenn sie den Ball hatten. Die Lederkugel schlug sofort in Altenhagens Kasten ein. Blanz stieg zumeist aus bis zu elf Metern zum Sprungwurf hoch. Wie Raketen schossen die Bälle den Gäste-Keepern Johnny Dähne und Pascal Welge, die sich beide mehr oder weniger verzweifelt auswechseln ließen, um die Ohren. Ganz schnell lag Ferndorf mit zwei bis drei Toren vorne. Als der Vorsprung beim 31:26 (43.) erstmals fünf Treffer betrug, verordnete Altenhagens Trainer Helmut Bußmeyer dem aus seiner Sicht bösen Treiben ein Ende, indem er 60 Sekunden Auszeit einforderte.

Zumindest war Ferndorfs euphorische Phase vorübergehend ein wenig in der Intensität gebremst. Dennoch war es auch weiterhin eine klar einseitige Angelegenheit. Die Gäste spielten munter mit, aber zwischenzeitlich wuchs Ferndorfs Vorsprung sogar bis auf neun Tore beim 41:32 an. Zweistellig „abschlachten“ wollte sich Altenhagen/Heepen bei der ersten Niederlage seit Monaten aber auch nicht und kam ganz gegen Ende bei doppelter Überzahl noch ein wenig heran.

Schwacher Trost für die Bielefelder. Sie werden bestimmt im oberen Drittel der Tabelle verbleiben. Und für das Rückspiel, das in der riesigen Seidenstickerhalle stattfinden wird, kann sich der TuS Ferndorf schon jetzt auf eine Revanche einstellen. Die Gäste zeigten vor allem in der ersten Hälfte ihre Stärken. Als Ferndorf nervös war und sich einige Fehler leistete, konterte Altenhagen. Zwischenzeitlich lag Ferndorf sogar einmal 4:7 in Rückstand.

TuS Ferndorf: Rottschäfer, Gudmundsson, Wellen (n.e.); Alen Sijaric, Hambloch (10), Orlov (3), Blanz (8), John (1), Hilger (2), Klatt (2), Feldmann (6/1), Lange (10), Mirza Sijaric, Pallach (1).

TSG Altenhagen/Heepen: Welge, Dähne; Meyer (1), Ortmann (7), Zimba (1), Öttking (6/3), Müller (5), Kappelt (5), Fröbel (7), Starck, Grunow (2), Limbach (2).