31.10.2009

Startschuss für Bürgerstiftung

Kreuztal. 150-Jähriges: Sparkasse schenkt 150.000 Euro als Startkapital
Anlass der gestrigen Feier: 1859 wurde die Sparkasse für das Amt Ferndorf gegründet.

nja ♦ Wenn eine Sparkasse feiert, dann feiern eigentlich alle Bürgerinnen und Bürger vor Ort mit: „Die Sparkasse gehört den Menschen“, betonte so auch Dr. Rolf Gerlach, Präsident des Westfälisch-Lippischen Sparkassen- und Giroverbands, gestern bei seiner Visite am Fuße des Kindelsbergs. Der Anlass: 150 Jahre Sparkasse in Kreuztal. Vor dem Bunten Abend in der Stadthalle hatten Wilfried Groos, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Siegen, und dessen Vorstandskollegen Günter Zimmermann und Harald Peter zu einem Pressegespräch geladen.

Allen Kreuztalern war und ist somit auch das Geschenk gewidmet, das die Sparkasse am Abend machte: eine Start-Investition und Initialzündung für die Gründung einer Bürgerstiftung Kreuztal in Höhe von 150 000 Euro. Die Besetzung des Kuratoriums steht auch schon fest: Es sind Rudolf Biermann, Jürgen Althaus, Elfrun Bernshausen und Karl-Heinz Schleifenbaum. „Mit den Erträgen aus dieser für alle Interessierten offenen Stiftung sollen künftig förderungswürdige Projekte und Vorhaben in und für Kreuztal initiiert und unterstützt werden. Damit wollen wir einen Beitrag zum Gemeinwohl in Kreuztal leisten, der auch in vielen Generationen noch spürbar sein wird“, so Groos.

Sein Wunsch: Die Stiftung möge wachsen und gedeihen! Und damit nicht genug: Die bereits existierenden Bürgerstiftungen Siegen und Wilnsdorf sowie die Stiftung Altes Feuwehrgerätehaus Netphen erhalten aus Anlass des Kreuztaler Jubiläums Zustiftungen in Höhe von jeweils 50.000 Euro. Die Sparkasse sei Partner der Region und der Menschen, die dort lebten, betonte Wilfried Groos: „Wir sind in einer Schicksalsgemeinschaft zusammengeschweißt.“ Geld sei für den regionalen Wirtschaftskreislauf lebensnotwendig; die Sparkassen hielten den Kreislauf sozusagen am Leben. „Geld, das uns anvertraut wird und das wir in unserem Gebiet verdienen, investieren wir auch wieder in der Region – als Kreditgeber, Investor, Arbeitgeber, Steuerzahler“, Sponsor und Förderer.

„Die Unternehmen und Bürger können sich auf eine faire Finanzversorgung verlassen“, befand Dr. Gerlach. Mit Blick auf die Präsenz in und die Verbundenheit mit den Orten betonte er: „Die wirklichen Direktbanken sind wir!“ Dass sich Verlässlichkeit auszahle, da waren sich alle Sparkassenvertreter einig, zeige das Vertrauen, das private und gewerbliche Kunden „ihrer“ Sparkasse mehr denn je entgegenbrächten. Gerade in Zeiten der Finanzkrise würden die Sparkassen als Stabilitätsanker dienen. Als die Sparkasse in Ferndorf gegründet worden sei, so Groos, habe es noch keine Glühbirne gegeben. Wie es aussehe, werde die Sparkasse die Glühbirne sogar bei weitem überleben.

 

Der Pfarrer war der erste Kunde

Die Zeiten haben sich geändert: In den Anfängen der Sparkasse sollte Rendant im Kassenlokal schlafen

nja/sz Kreuztal.  Es war am 12. April 1859, als im damaligen Amt Ferndorf laut Beschluss der Amtsversammlung die Geschäfte der Sparkasse am Fuße des Kindelsbergs aufgenommen wurden. Dies ist die Grundlage für das Jubiläum, das die Sparkasse Siegen gestern in der Kreuztaler Stadtmitte feierte: 150 Jahre Sparkasse in Kreuztal. Ihre Eigenständigkeit gaben die Nordsiegerländer bekanntlich im Jahr 2003 auf, als die Stadtsparkasse Kreuztal mit der Sparkasse Siegen fusionierte.

Von Anbeginn war es Aufgabe des Geldinstituts, den Spargedanken zu fördern, die notwendigen Kredite bereitzustellen sowie ihr Wirken ganz allgemein in den Dienst der heimischen Wirtschaft und ihres Gewährträgers zu stellen.

„Erste Kassengeschäfte im Schlafzimmer abgewickelt“, so lautete die Überschrift über den SZ-Artikel anlässlich des 125-jährigen Bestehens der Sparkasse Kreuztal. Dies fußte auf dem Umstand, dass Johannes Scheiner, der erste Kassenleiter, wohl zunächst im „Kassenlokal“ auch seine Schlafstube hatte. Dies war keine Ferndorfer Erfindung, sondern offensichtlich Order von der Regierung in Arnsberg. Der Rendant musste demzufolge „in der Regel in dem Lokal schlafen, worin der Geldkasten aufbewahrt ist“, hieß es seinerzeit. Amtmann Schmitt bestellte daraufhin 1885 einen feuersicheren Geldschrank, die Siegener Firma Hinderthür lieferte laut Sparkasse dazu die erste Alarmglockenicherheitsanlage.

Erster Kunde war übrigens der Ferndorfer Pfarrer Usener, der 19 Thaler aus der Kollekte zur Anschaffung eines Abendmahlkelchs einzahlte. Der Standort wechselte immer wieder, ist den Annalen zu entnehmen, bis das Geldinstitut 1903 in einem Anbau an das Verwaltungsgebäude des Amtes Ferndorf – die Stadt Kreuztal gab es ja bekanntlich noch nicht – eine dauerhaftere Bleibe fand. Weitere Eckdaten der vergangenen 150 Jahre sind

► 1927, als in der Gemeinde Buschhütten die erste Nebenstelle ihre Pforten öffnete;

► 1928, als die nächste Filiale in Eichen folgte;

► 1945, als die Räume im Amtshaus einem Bombenangriff zum Opfer fielen. Nur der Tresor ragte noch aus den Trümmern. Der Geschäftsbetrieb war aber bereits in die Volksschule Osthelden und den Kreuztaler Kindergarten ausgelagert. Das Belegmaterial wurde in der Brauerei Schadeberg und in der Grube Viktoria Littfeld aufbewahrt.

► 1955, als das Institut erstmals sein eigenes Gebäude beziehen konnte; in den Folgejahren wurden Zweigstellen in Ferndorf, Krombach, Kredenbach, Littfeld und Fellinghausen sowie Geschäftsstellen in der Fritz-Erler-Siedlung und im Kreuztaler Einkaufszentrum gegründet;

► 1969, als im Zuge der Gründung der Stadt Kreuztal die Stadtsparkasse Kreuztal aus der Sparkasse des Amtes Ferndorf hervorging;

► 1972, als die erste Barabhebung an einem Geldautomaten erfolgte;

► 1978, als Bildschirm-Terminals eingeführt wurden; ab 1983 stand der erste EC-Geldautomat zur Verfügung;

► 1994, als im Zuge der Neugestaltung der Kreuztaler Stadtmitte auch das Sparkassengebäude erweitert wurde und sein heutiges Erscheinungbild erhielt;

► 2003, als die Stadtsparkasse Kreuztal mit der Sparkasse Siegen fusionierte.