10.09.2009

Thyssen Krupp: Fast jeder Fünfte muss gehen

Bittere Nachrichten für die Belegschaften von Thyssen Krupp Steel und Thyssen Krupp Bausysteme: 
Von den derzeit rund 1470 Mitarbeitern beider Bereiche werden bis zu 272 ihren Arbeitsplatz verlieren.

Über diesen Abbau hinaus, der bis Ende September 2010 erfolgen soll, denkt die Unternehmensleitung über eine daran anschließende zweite Welle der Stellenstreichungen nach, bei der weitere 150 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz einbüßen.

„Tiefe Betroffenheit” hat Wolfgang Otto, Betriebsratsvorsitzender im Siegerland und Mitglied des Steel-Aufsichtsrats, bei der Betriebsversammlung am Mittwochvormittag im Eichener Hamer wahrgenommen. Eine weitere Betriebsversammlung, dann gemeinsam mit der Belegschaft der Bausysteme, findet kommenden Mittwoch statt, und im Oktober geht es dann zu den betroffenen Anlagen-Mannschaften in die einzelnen Abteilungen. „Da kann ich für nichts garantieren”, sagt Wolfgang Otto, „ich kann die Wut und die Ohnmacht der Kollegen gut verstehen.”

Der Einschnitt, bei dem fast jeder fünfte Arbeitsplatz vernichtet wird, hat für Otto und seinen Bausysteme-Kollegen Udo Nissel die Dimension von 1986, als das Eichener Kaltwalzwerk stillgelegt wurde. Zustande kommt die Größenordnung durch zwei Maßnahmen: Das schon länger schwelende „Ergebnissicherungsprogramm 2010” kostet bei Steel 85, bei den Bausystemen 37 Stellen. Aufgesetzt wird der Stellenabbau durch den Umbau des Konzerns, der in Kreuztal die Fusion von Steel und Bausystemen zur Folge hat: 130 „Maßnahmen”, wie es in der Fachsprache der Personalverwalter heißt, bei Steel, 20 bei den Bausystemen, überwiegend in der Produktion, aber auch in Verwaltung und Vertrieb.

Auch im Oktober keine Kurzarbeit 
Verhindert hat der Aufsichtsrat die vom Vorstand vorgesehene Ausgliederung der Kreuztaler Betriebe in eine GmbH, die nicht der Montanmitbestimmung unterlegen hätte. „Das hätte sozialverträgliche Lösungen erschwert”, sagt Wolfgang Otto. Mit dem Ausscheiden „rentennaher Jahrgänge”, Abfindungen und Qualifizierungsangeboten in der Transfergesellschaft Peag erscheint den Betriebsräten der Abbau von 250 Stellen realisierbar. „Wir versuchen, die jungen Mitarbeiter zu halten, wenn es irgend geht”, sagt Bausysteme-Betriebsratsvorsitzender Udo Nissel. Weitergehende Streichungen akzeptiert die Belegschaftsvertretung derzeit nicht, erst recht nicht einen zweiten Schnitt Anfang 2011: Vorher wollen die Betriebsräter selbst einen Wirtschaftsprüfer einschalten.

Am Zorn auf die Vorstände ändert das nichts. „Zum größten Teil hausgemacht” und nicht allein auf die Wirtschaftskrise zurückzuführen seien die Probleme bei TKS, erinnert Otto an das Brasilien-Abenteuer des Konzerns. In den Kreuztaler Verzinkungs- und -beschichtungsanlagen wird es auch im Oktober keine Kurzarbeit geben: „Der Auftragseingang ist steigend.” Und die Bausysteme sind, wie Betriebsrat Nissel betont, sogar „voll ausgelastet”.