09.07.2009

Thyssen-Krupp könnte SMS Probleme bereiten

matz/sz Ferndorf/Dahlbruch. Der Thyssen-Krupp-Konzern stellt Teile seines im US-Staat Alabama geplanten Stahlwerks auf den Prüfstand.

Wie ein Sprecher von Thyssen-Krupp-Steel (TKS) gestern erklärte, erwäge der Konzern den Verzicht auf das noch nicht im Bau befindliche Elektrostahlwerk, in dem eine Million Tonnen Rohstahl jährlich produziert werden sollten. Einsparpotenzial: 600 Mill. Euro. Der Konzern leidet wie die gesamte Branche unter der stark zurückgegangenen Stahl-Nachfrage u. a. aus der Bau- und Autoindustrie. Zugleich wird der Bau eines Stahlwerks in Brasilien wesentlich teurer als geplant, weil Thyssen-Krupp dort Projektteile selbst errichtet, die ursprünglich externe Partner übernehmen sollten. Eine Rolle spielten auch bauliche Qualitätsprobleme.

Die Entscheidung über das Elektrostahlwerk soll bei einer Aufsichtsratssitzung Anfang September fallen, hieß es. Für den Bau der Anlage hatte Thyssen-Krupp ursprünglich 3,1 Mrd. Euro angesetzt. Inzwischen haben sich die Kosten laut des Sprechers aber um 10 Prozent erhöht. Ein weiteres Werk für Qualitätsflachstahl in dem Werkkomplex in Alabama stehe nicht zur Disposition. Wenn die Weltstahlkonjunktur mitspiele, laufe das US-Werk im Frühjahr 2010 an. Die Inbetriebnahme einer dritten Produktionsstätte, eines Kaltwalzwerks zur Verarbeitung von Rohstahl, soll sich um ein Jahr auf 2011 verzögern.

„Die Überlegung, das Elektrostahlwerk nicht zu bauen oder den Bau auf der Zeitschiene zu bewegen, gab es schon länger“, erklärte gestern Wolfgang Otto, TKS-Betriebsratsvorsitzender in Eichen, auf SZ-Anfrage. Für die TKS-Standorte in Eichen und Ferndorf bedeute diese Überlegung jedoch „keine Entspannung“, da das Elektrostahlwerk hauptsächlich Edelstahl produziere, vor allem für die USA. „Entspannung für uns hätte der Verzicht auf das Werk für Qualitätsflachstahl bedeutet“, so Otto. Dort entstehen vier Feuerverzinkungslinien mit einem hohen Produktionsstandard – bisher ein Alleinstellungsmerkmal im Konzern für Ferndorf. Ein Problem, das Otto vor zwei Monaten noch als „hausgemacht“ bezeichnet hatte.

Größere Verschiebungen oder gar Auftragsstornierungen wären jedoch für SMS problematisch, wie Dr. h.c. Heinrich Weiss, Vorsitzender der Geschäftsführung der SMS GmbH, noch jüngst erklärt hatte. Bekanntermaßen ist SMS der Hauptbauträger in dem Thyssen-Krupp-Stahlwerk in Alabama. Wollte sich Dr. Thomas Isajiw, Leiter der Unternehmenskommunikation der SMS Siemag AG, dazu nicht äußern, so wusste Wolfgang Otto Näheres. „Mit SMS haben rechtzeitig Verhandlungen stattgefunden, dass man sich auf der Zeitschiene bewegen kann.“