23.08.2009

Van der Haegen: Held der Lüfte

Kreuztaler Zeppelin-Kommandant starb bei Absturz

Von Jochen Krause • Otto van der Haegen, in Kreuztal stand 1887 seine Wiege, zählt zu den deutschen Pionieren der Zeppelin-Luftfahrt. Vor 100 Jahren, im Spätsommer 1909, als Graf Zeppelin ein Jahr zuvor mit seinem Luftschiff die erste Fernfahrt über die deutschen Länder startete, ist van der Haegen, der nach seinem Abitur 1906 am Siegener Realgymnasium sofort die militärische Laufbahn einschlug, zum Luftschifferbataillon einberufen worden.

Galt doch auch am 22. September 1909 seine Bewunderung dem ersten Überflug eines Zeppelins über das Siegerland, als Tausende auf den Höhen und Dächern das Schauspiel in den Lüften verfolgten. Nachdem er mutig am 15. März 1910 mit einem Freiballon in Müsen landete, war er schon in aller Munde. Überschwängliche Freude und Begeisterung in seiner Siegerländer Heimat, als dann am 21. Mai 1912 mit dem Kreuztaler Flugleutnant Otto van der Haegen, am Steuerrad eines Zeppelins, er das Siegerland überquerte. Auch er war ergriffen, als er über seine Heimat stille Kreise zog. Denn außer dem Surren der Schwingräder machte das große schlanke Luftschiff keinerlei Geräusche. Er wird die Menschen gesehen haben, die wie Trauben an den Berghängen hingen, ihm mit Fahnen und Tüchern zujubelten.

Bedeutende Luftaufnahmen
Bei weiteren Luftschiffreisen im April 1913, März 1914 und am 18. April 1915 überquerte er mit der 150 Meter langen LZ II wiederum sein Siegerland, machte aus den offenen Gondeln die ersten Luftaufnahmen, die von großer heimatkundlicher Bedeutung werden sollten. Vom Ferndorftal, wo er groß geworden, von Kreuztal, Ferndorf, Dahlbruch, Hilchenbach und der Klosteranlage Keppel, wo seine älteren Schwestern Cornelia, Johanna, Adele und später Clara van der Haegen ihre Schulbildung fanden. Lohe soll er in geringer Höhe überflogen haben, wo eine seiner Schwestern (verheiratete Irle) wohnte.

In der Nacht vom 6. auf den 7. Juni 1915 ereilte ihn sein Schicksal über der flämischen Stadt Gent, aus der seine Vorfahren stammen. Das von Calais zurückfliegende Luftschiff, von ihm gelenkt, wurde nach einem Luftkampf von einem britischen Flugzeug in Brand geschossen, stürzte aus über eintausend Meter Höhe ab. Luftschiffkommandant Otto van der Haegen und seine Mannschaft - bis auf einen Mann - fanden den Tod. Die Nachricht hierüber bestürzte die Siegerländer Bevölkerung.

Bei Kriegsausbruch am 1. August 1914 war der 28-jährige Otto van der Haegen, inzwischen Oberleutnant der Luftflugwaffe, Kommandant zuerst der kaiserlichen LZ VIII und dann der LZ 37. Er zählte sofort zu Beginn des Ersten Weltkriegs zu den sechs für Autklärungs- und Angriffsfahrten eingesetzten „Luftkreuzern" über Belgien und Frankreich.

Angriff im Schutz der Dunkelheit
Da in den ersten vier Monaten bereits vier Zeppelin-Luftschiffe tagsüber verloren gingen, wurden die Angriffsfahrten auf England nur noch im Schutze der Dunkelheit in Neumondnächten geflogen. Auch Otto van der Haegen erhielt bereits in den ersten Augustwochen 1914 seine Feuertaufe, die er über den Frontlinien in Frankreich glücklich überstand. Artillerie und Gewehrsalven hatten sein Luftschiff zu einer Ruine gemacht, es konnte aber in der Nähe von Badonviller östlich Luneville landen.

Ehrung mit Eisernem Kreuz
Mit seiner Mannschaft in einem 16-stündigen Marsch durch die Vogesen vorbei an den Franzosen, um die deutschen Linien zu erreichen. Es gelang, dafür wurde ihm das Eiserne Kreuz verliehen. Im Oktober 1914 wurde ihm die Leitung der Luftschifferschule in Berlin-Johannestal übertragen.

Doch ihn drängte es wieder zum Fronteinsatz, wurde im April 1915 Kommandant der in Potsdam fertiggestellten LZ 37, mit der er nach einigen gelungenen Einsätzen abstürzte. Englische Flugzeuge verfolgten das Luftschiff auf dem Heimflug, konnten zunächst lange Zeit durch die Maschinengewehre auf der Plattform des Zeppelins in Schach gehalten werden.

Auf dem Westfriedhof zu Gent wurde über die Gräber ein Ehrenmal gesetzt. Die LZ 37 war eines der 40 deutschen Luftschiffe, die im ersten Weltkrieg durch Absturz mit ihren Besatzungen verlorengingen.