08.09.2010

1000-Tore-Team denkt um

Ferndorf setzt vor „Hammersaison“auf verbesserte Abwehrarbeit

geo Ferndorf. Seine Sprüche waren schon mal derber, kesser zudem. Wenn Caslav Dincic vor einer Handball-Saison ans Mikrofon trat, kam mindestens dabei ein Aufstiegsplatz dabei heraus. Aus seinem Standardsatz „Ich will immer Erster werden“, machten die Journalisten dann flugs eine Kopfrechenaufgabe: zwei, drei Plätze abziehen, weil es ja „der Caslav“ sagte, ein bisschen Pech dazu addieren, und bekanntlich kommt ja zuweilen auch noch ein Portion „kein Glück“ dazu. So wusste man meist zuverlässig, dass der TuS Ferndorf irgendwo zwischen Platz 8 und 4 landen würde.

Vor der neuen Saison, der ersten unter der Bezeichnung 3. Liga - Staffel West, aber möchte der in wenigen Tagen 50 Jahre „jung“ werdende Trainer des heimischen Handball-Aushängeschildes in der nun anstehenden „Hammer-Saison“ unter „die ersten Sechs“ kommen.

Hallo? Die ersten Sechs? Wird der Mann altersmüde? Wohl kaum, vielmehr hat man nie zuvor einen derart ruhigen und souveränen Coach erlebt, wie den serbischen Handball-Experten. Und tatsächlich geht es ab Samstag nicht um verbale „Überflüge“ sondern nur ums nackte Überleben. Zu den Fakten. Aus der letztjährigen Saison haben sich durch die Reduzierung von fünf deutschen Regionalligen auf nur noch vier die sechs schwächsten Teams verabschiedet. Um die 3. Liga ein weiteres Jahr zu halten, müssen die verbliebenen Teams noch einmal ein Drittel der Liga hinter sich lassen - diesmal aber ohne jene schwächeren Teams.

So besteht die Staffel West nun aus drei Aufsteigern aus der Oberliga (TV Aldekerk, HSE Hamm, TSG Hatten/Sandkrug), dem Zweitliga-Absteiger Leichlinger TV und elf weiteren Teams, die alle auf ein respektables Abschneiden in der vorigen Regionalliga verweisen können.

In dieser Mördergrube will sich der TuS Ferndorf ein weiteres mal durchsetzen und mindestens Neunter werden. Dazu hat er sich mit vier Spielern verstärkt: Max Hamers (Tor/TuS Wermelskirchen), Christian Rommelfanger (Rückraum links/TV Korschenbroich), Christian Stelzenbach (Kreis/TV Hüttenberg) und Peter Dettling (Rückraum links/VfL Fredenbeck). Auffällig an diesem Quartett ist, dass alle Spieler bereits Erfahrung aus Dritt- und teilweise Zweitliga-Spielen mitbringen. Diese „Stress-Resistenz“ soll zum entscheidenden Plus in der neuen Saison werden, denn nicht nur Dincic glaubt: „Es wird in dieser Saison noch mehr enge Spiele geben. Letztes Jahr haben wir gerade da einige wichtige Punkte verschenkt!“

Zu jenem Platz 7 gab der Coach noch etwas zu bedenken: „Aust und Lange haben uns elf Spiele gefehlt, also die komplette rechte Seite, Hambloch konnte kaum noch trainieren, Orlov war ab Dezember weg, Krause lange verletzt und Feldmann stand uns in Normalform erst ab der Rückrunde zur Verfügung.“

Wird nun alles besser? Keineswegs, denn erst muss man den Schock des Kreuzbandrisses von Carsten Lange verdauen. „Er fehlt uns nicht nur als Linkshänder sondern auch menschlich. Er ist ein Kämpfertyp, der andere mitreißt“, so Dincic. Dennoch sieht er neue Stärken im Team: Wir sind in der Abwehr besser und machen mehr einfache Tore. Aber es fehlt uns noch eine funktionierende Achse so wie früher Orlov und Stenske. Und es fehlt uns noch Cleverness.“

Tatsächlich könnte die verbesserte Abwehrarbeit nun zum entscheidenden Plus werden, denn offensiv geht kaum noch mehr: Ferndorf war in der letzten Saison Deutschlands einziger 1000-Tore-Drittligist . . .