18.02.2010

Der Traum von Schwarz-Rot-Gold

Ferndorfer Michel Sorg nahm am DHB-Lehrgang teil – Spieler für die nächste Jugend-Nationalmannschaft getestet

Heidelberg/Kreuztal. Es ist Montag, der 8. Februar 2010, gegen 18 Uhr. Im Olympiastützpunkt Rhein-Neckar in Heidelberg haben sich 120 Nachwuchs-Handballer des Jahrgangs 1994 versammelt, um Kandidaten für die nächste Jugend-Nationalmannschaft zu suchen. Einer von zwölf Spielern für den Handballverband Westfalen ist Michel Sorg vom TuS Ferndorf.

Dem Mittelfeld-Spieler aus dem Siegerland stehen fünf harte Tage bevor, wie das Trainer-Team um DHB-Jugendkoordinator Christian Schwarzer, Heiko Karrer, Christoph Armbruster, Klaus-Dieter Petersen und Gast-Sichter Daniel Stephan direkt zu Beginn spüren lässt. Um 17 Uhr sind die letzten Spieler aus den zehn südlicheren Verbänden Deutschlands angereist.

Gefragt ist ein starker Wille
Ende Januar wurden 120 Spieler in Kienbaum auf Herz und Nieren getestet. Wie die Norddeutschen werden die südlichen Kandidaten gleich nach der Ankunft im Stützpunkt mit einem Konditionstest begrüßt. „Hier geht es uns direkt nach der Anreise weniger um die Ergebnisse. Wir wollen sehen, wer den nötigen Willen aufbringt”, verrät Ex-Nationalspieler Schwarzer.

Nach dem Konditionstest wird gemeinsam zu Abend gegessen, zum Abschluss des Tages müssen die Spieler noch einen rund 20-seitigen Fragebogen des IAT (Institut für Angewandte Trainingswissenschaft) zu ihrer Persönlichkeit, den so genannten Leistungsmotivationstest, ausfüllen. Dann geht es zu Bett; die eine Hälfte der Spieler schläft direkt im Stützpunkt, die andere Hälfte (auch die Westfalen) in der einen Kilometer entfernten Jugendherberge – Kapazitätsprobleme.

Lange schlafen können die Jungs ohnehin nicht: Am Dienstag um 9.30 Uhr steht die nächste Trainingseinheit in der großen, hellen Halle im Stützpunkt auf dem Programm, zweieinhalb Stunden lang die so genannten Grundspiele. Vier gegen vier und fünf gegen fünf auf ein Tor, Verband gegen Verband. Jedes Team bekommt zehn Angriffe, am Rand sitzen zwei Sichter. In der Spielfeldmitte stehen auf einem Pizzakarton zwei Pötte mit Harz – ungewohnt für die meisten Spieler, denn Harzen ist in den Jugendspielen eigentlich verboten.

Nachmittags geht es mit Turnen weiter. Auch hier müssen die Jungs in der Breite überzeugen: zehn Übungen am Boden, am Barren und auf dem Schwebebalken sind Pflicht. Am Mittwochmorgen wird handballspezifische Athletik abgefragt, am Nachmittag beginnen die eigentlichen Spiele, bei denen sich jeder Verband gut präsentieren möchte. Bis zum Freitag kristallisieren sich Baden und Hessen als die dominierenden Kräfte heraus und liefern sich zum Abschluss ein packendes Finale, das Baden gewinnt; Westfalen wird Achter.

Bei den Tests hat Michel Sorg gut abgeschnitten: Im Bereich Koordination ist er von 120 Spielern Zweitbester, insgesamt belegt er Platz drei. Das Problem: Auf der Mitte war Sorg bei den Spielen in Westfalen „nur” die Nummer zwei, musste meistens auf Linksaußen ausweichen. Die eins, Mindens Mittelmann Valentin Schmidt, wird ins All-Star-Team nominiert, der Ferndorfer sieht seine Chancen auf eine Nominierung ins Nationalteam daher gering.

Bescheid kommt mit der Post
„Ich nehme aber eine Menge von dem Lehrgang mit und habe gesehen, woran ich noch arbeiten kann”, sagt Sorg gelassen. In den nächsten Wochen erhalten die Spieler per Post den Bescheid, ob sie ins Nationalteam berufen sind oder nicht. Wenn es nicht klappt, ist das für Sorg kein Weltuntergang: Die Konzentration liege bei ihm sowieso auf dem Verein. Und der Ferndorfer B-Jugend winkt ja im Moment, wie im vergangenen Jahr, der Halbfinal-Einzug um die Westfalenmeisterschaft.

ZUR PERSON
Michel Sorg, geb. am 15. Februar 1994 in Kredenbach. 
Vereinsmitglied beim TuS Ferndorf seit 1994.
Begann als Kunstturner beim TuS und sattelte dann in der E-Jugend zum Handball um.
Seit 2008 spielt der Ferndorfer in der B-Jugend-Oberliga als Mittelmann.
Bisher größter sportlicher Erfolg: Halbfinalteilnahme bei den Westdeutschen B-Jugend-Meisterschaften 2009.