23.09.2010

Ferndorf gewinnt ... die zweite Halbzeit

Wer acht Gegentore in einer Halbzeit von einem Zweitligisten kassiert, kann zufrieden sein. Und das war dann auch die einhellige Meinung in Kreuztal nach dem Pokal-Aus des TuS Ferndorf gegen die HG Saarlouis: Mit der Abwehrleistung der zweiten Halbzeit kann man zufrieden sein. Mit dem Rest des Spiels allerdings nicht so ganz. Schade, schade, TuS. Am Ende 29:30 verloren. Die Chance auf eine Überraschung und den Einzug in die nächste DHB-Pokalrunde haben sich die Ferndorfer Spieler vor nur 450 Zuschauern in der Stählerwiese ein Stück weit selbst verbaut – mit tatkräftiger Hilfe der Schiedsrichter, übrigens. Aber dazu später mehr.

Das Spiel begann schnell, beide Mannschaften wie die Jungs in Rot, die dahin müssen, wo’s heiß ist: Wie die Feuerwehr. Tore hier, Tore da – ganz im Gegenteil zum pomadigen Auftritt der Ferndorfer am Sonntag in Aurich. 5:5 nach fast sechs Minuten – zu dem Zeitpunkt war bei den Ostfriesen noch kein Tor gefallen. Der TuS zeigte in der ersten Halbzeit durchaus eine gute Chancenverwertung. Die Angriffe saßen, stellenweise mit schönen Spielzügen, schnellen Pässen durchgesteckt auf Außen. Das Problem waren die 22 Gegentore, die sich die Dincic-Sieben vor dem Seitenwechsel einhandelte.

Die Abwehr packte nicht richtig gut, die offensive Deckung gegen die körperlich robusten und schnellen Saarländer ließ denen immer wieder Möglichkeiten, sich im Eins-gegen-Eins durchzusetzen und dann mit einfachen freien Würfen zu treffen. Alleine Fontaine traf vor der Pause quasi nach Belieben. Hier stimmte einfach die Aggressivität nicht, man hatte das Gefühl, jeder spielt für sich alleine, deckt für sich alleine, arbeitet nicht im (offensiven) Verbund. Das sollte sich nach der Pause (18:22) ändern.

Kokoszka springt hoch, aber Rommelfanger packt zu: Starke TuS-Abwehr in der zweiten Hälfte.

Die Abwehrarbeit in Hälfte zwei: Richtig gut. Beweglich, aggressiv, immer wieder zwangen die Siegerländer Saarlouis zu langen Angriffen, Zeitspiel war die Folge. Die Würfe kamen nicht mehr so frei, nicht mehr so platziert, Kai Rottschäfer bekam immer mehr zu halten. Eigentlich die perfekte Situation, um einen gemäßigten Rückstand aufzuholen und dann den Gegner zu überholen. Denkste, Puppe. Ferndorf kam, kam heran, schaffte aber den Ausgleich nie. Gleich drei mal war die Möglichkeit dazu da – aber was in Hälfte eins noch gut klappte, war jetzt schwach: Die Chancenverwertung. Aust warf den Torwart an, Hilger ebenfalls, Klatt rutscht beim Gegenstoß aus oder scheitert mit dem Heber, Sijaric zielt am langen Pfosten vorbei – alles gute Möglichkeiten, die vergeben wurden. Da nützt die beste Abwehr nichts.

Noch dazu hatte man das Gefühl, stellenweise spielen die Ferndorfer heute gegen neun Mann, statt gegen sieben. “Über Tote und Schiedsrichter nur Gutes”, hat mal jemand im Journalismus gesagt. Das hier ist aber ein Blog, ein persönlicher noch dazu, und da sage ich dann auch mal klipp und klar: Die Schiedsrichter haben den TuS Ferndorf in diesem Pokalspiel gegen den Zweitligisten HG Saarlouis klar benachteiligt. Ende. Siebenmeter nicht gepfiffen, Zeitspiel hier und da unterschiedlich ausgelegt, falsches Sperren falsch gepfiffen, Zeit beim Siebenmeter viel zu spät angehalten – gegen Ende der Partie hörte man in der Stählerwiese sogar “Schieber, Schieber”-Sprechchöre.

Meckern ist müßig, das wissen auch die Jungs vom TuS. Schon ärgerlich, die Chance zum Weiterkommen war durchaus da. Hätte das Team von Caslav Dincic von Beginn an diese engagierte Leistung in der Deckung gezeigt – Saarlouis wäre es vermutlich wesentlich schwerer gefallen, diese Tore vor der Pause zu erzielen. Was bleibt noch? Ein unzufriedener Manager Harald Münker, der zwar auch wegen der ersten Halbzeit nicht zufrieden war, aber vor allem durch den geringen Zuschauerzuspruch bedient war. “Man macht, man tut, bereitet die Halle vor, hat einen guten Gegner – und dann kommen so Wenige”, bilanzierte Münker enttäuscht. Was bleibt noch? Julian Schneider. Der A-Jugendliche kam gegen den Zweitligisten zum Einsatz, durfte schon in der ersten Hälfte ran und machte seine Sache auf der Mittelposition gut. In der zweiten Hälfte traf Schneider dann sogar vom Kreis, nachdem er sich gut durchgetankt hatte! Tolle Sache für den Jungen, der übrigens unter den Augen von Nils Hambloch (im Publikum) dessen langjährige “Nummer 4″ trug.