22.11.2010

Ferndorf trotz 34:34 alleiniger Tabellenführer

Hamm. Der TuS Ferndorf hat in der 3. Handball-Liga einen möglichen Auswärtssieg beim bisherigen Schlusslicht HSE Hamm in buchstäblich allerletzter Sekunde verschenkt und nur 34:34 gespielt - dennoch wohl ein Punktgewinn!

geo - Dem Nervenkostüm der Ferndorfer Zuschauer unter den rund 200 Besuchern in der Sporthalle der Hammer Friedensschule ging es am Samstag ungefähr so: nicht gebraucht, ruhig, dann erstes leichtes Unruhe-Flattern, hochgradige Erregtheit, Einleiten verschärften Nägelkauens zwecks Spannungsabbau, schließlich Alarmsymptome nahe dem "Herzkasper"! Und genau so kann man sich auch den Spielfilm der 60 Minuten vorstellen, bei dem der TuS Ferndorf eine Halbzeit lang das Schlusslicht der 3. Liga, die HSE Hamm sicher im Griff hatte und nach einer zunächst überzeugenden Leistung mit 20:15 in die Kabine ging. Am Ende aber stand ein 34:34-Unentschieden, mit dem Ferndorf dank der sensationellen Heimniederlagen der Mitkonkurrenten aus Leichlingen und Aurich die Tabellenführung sogar ausbaute.

Ferndorfer Spieler lullten sich selbst ein
Denn Leistung und Ergebnis waren kontraproduktiv und trugen zur totalen Selbsteinlullung der Spieler bei, die nicht wirklich begriffen, wie der Gegner sich in Halbzeit 2 minütlich steigerte und in die Partie "hineinbiss". Lange glaubte man wohl, das in der Ruhe die eigene Kraft liege. Nur vier Tore in den ersten 15 Minuten der zweiten Spielhälfte sprachen jedoch eine andere Sprache! Erst dann legte Ferndorf doch noch mächtig los, kam über eine Art "Mitte-links-Bündnis" und schnellen, einfachen Toren von Dennis Aust sowie Peter Dettling zumindest wieder in die Partie hinein, die sich längst gedreht hatte. Aber die Gastgeber ließen nicht locker, und wie das in solchen Spielen eben schon mal passiert, versagten ausgerechnet in den entscheidenden Minuten die Nerven einiger TuS-Akteure.

Zwei Siebenmeter verworfen
Ab der 43. Minute lag Ferndorf sieben Minuten lang in Rückstand, ging dann aber wieder in Führung (31:30) und hatte mit zwei Siebenmeterwürfen gleich zweimal die Chance, genau diesen minimalen Vorsprung etwas beruhigender auszubauen. Doch erst warf Dennis Aust drüber, dann Michael Feldmann an die Latte!

Frieder Krause traf neun Sekunden vor Schluss
Und da der TuS in der 2. Halbzeit in der Abwehr nicht aggressiv genug zu Werke ging, auch die Torhüter nichts hielten, spitze sich das "Drama" in den letzten Sekunden zu. Ferndorf hatte 37 Sekunden vor Schluss beim Stande von 33:33 (nach einem von Hamers abgewehrten Wurf) alle Trümpfe und den Ball in der Hand. Alles lief richtig, der Angriff wurde sauber durchgespielt, und neun Sekunden vor Schluss sorgte Frieder Krause mit einer beherzten Einzelaktion für den vermeintlich siegbringenden Torwurf. Drei Sekunden später hatte HSE-Trainer Micky Reiners die Grüne Karte gezückt - Auszeit!

Rote Karte und Sperre für Hilger
Die Trainer gingen nun noch einmal alle Taktiken für die allerletzte Spielaktion durch. Ferndorf wollte mit Alen Sijaric, Peter Dettling und dem bis dahin starken Dennis Aust versuchen, aus vorgezogener Position ein Foul und damit die nötigen, rettenden Sekunden zu "erzwingen". Doch genau bei Aust entstand die Lücke, der bullige Kreisläufer Manuel Mühlbrandt startete durch und Tim Hilger wusste sich nur noch mit einer überharten Attacke des Ansturms zu erwehren - Siebenmeter! Obendrein setzte es für Hilger, der in seinem Frust erst einmal Aust "abwatschte", die Rote Karte mit Folgen! Denn seit dieser Saison werden Fouls in der letzten Spielminute, die ausschließlich zur Verhinderung eines Torwurfs verübt werden härter bestraft. Da auch der klassischen "Ausschluss" (Handzeichen des Schiedsrichters: Gekreuzte Arme) abgeschafft wurde, führte man die "Disqualifikation mit obligatorischer Meldung und weiterer Bestrafung" ein. Im Klartext: Pass eingezogen, Hilger muss mindestens ein Spiel zuschauen!Ach ja: Stefan Honerkamp verwandelte den Siebemeter nach der Schlusssirene zum 34:34-Endstand.
TuS Ferndorf: Hamers, Rottschäfer - Aust (9/1), Krause (7), Dettling (6), Feldmann (4/1), Hilger, Klatt, Mirza Sijaric Christian Stelzenbach (alle 2)