25.09.2010

Herbstübung der Stadtfeuerwehr

Schreiend kämpften sich Jugendliche durch die Traube von Rettungskräften, um zu ihren verunglückten Freunden zu gelangen, die gerade aus einem Fahrzeugwrack geschnitten wurden. Wahre Körperkraft mussten die Feuerwehrleute aufwenden, um die geschockten jungen Männer vom Unglücksort fernzuhalten. Dieser Augenblick gegen Ende der Herbstübung der Kreuztaler Stadtfeuerwehr gehörte zu jenen Momenten des Nervenkitzels, die unverhofft kamen und die Helfer aus der Konzentration auf die eigentliche Rettung rissen. Unverhofft war auch kurz vor Beginn der Großübung am Samstagmorgen ein Realalarm in den Zeitplan geplatzt: Dass der Löschzug Kreuztal in Dreslers Park in der Stadtmitte einer Brandmeldung nachgehen musste, war jedenfalls nicht Bestandteil des Übungsplanes gewesen, den Kredenbachs Löschgruppenführer Friedrich Wilhelm Preis ausgearbeitet hatte. Der Einsatz führte zu einer Zeitverzögerung des kompletten Übungsablaufes. Dabei gab es im Industriepark Ferndorftal laut geplantem Szenario einiges zu tun: Eine brennende Förderschnecke in den Lagersilos der Kläranlage Kredenbach war der Ausgangspunkt einer nachfolgenden Explosion, die wiederum Verletzte auf den Silos und in den vier Kellergeschossen des Pumphauses zur Folge hatte. Dass auf einem 200 Meter entfernten Firmengelände ein Mitarbeiter explosionsbedingt beim Verladen eines Pkw verunglückt und eine technisch komplizierte Rettung erforderte, komplettierte das Katastrophenszenario.

185 Einsatzkräfte
Nach und nach waren alle Einsatzkräfte der Kreuztaler Stadtfeuerwehr gefordert; das Hilfsangebot der ThyssenKrupp Steel AG, die städtischen Kräfte mit 35 Kollegen der Werkfeuerwehr zu unterstützen, nahm die Einsatzleitung im aus Freudenberg hinzugezogenen Einsatzleitwagen dankend an. Das Deutsche Rote Kreuz mit Teams aus Kreuztal und Hilchenbach errichtete ein Behandlungszelt und unterstützte bei den oft komplizierten Personenrettungen: Die Kreuztaler Drehleiter rettete aus großen Höhen, während Buschhüttener Wehrleute ihre Leitern in Stellung brachten, die auf ihrem neuen Löschgruppenfahrzeug verlastet sind. Die Löschgruppe Eichen hatte mit der Errichtung einer doppelten Wasserförderstrecke reichlich zu tun, und die Löschgruppe Krombach stand vor der kniffligen Aufgabe, Personen aus ineinander verkeilten Unfallwagen zu retten. Hier konnten die Zuschauer den Einsatzkräften am dichtesten bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen und sich vergewissern, dass technische Hilfeleistung viel differenzierte Aufgaben erfordert als nur das grobe Zerschneiden und Spreizen von verbogenem Blech. „Im großen und ganzen haben wir unser Ziel erreicht“, resümierte der Übungs-„Regisseur“ Friedrich Wilhelm Preis den Ablauf. 185 Einsatzkräfte hatte er an die Arbeit gebracht und damit das Leben von mehreren fiktiv „Verletzten“ gerettet.

Lob vom Bürgermeister 
Natürlich bleiben Kritikpunkte: Die Verfügbarkeit von genügend Atemschutzgeräteträgern bleibt ebenso eine Herausforderung wie der Umgang mit der telemetrischen, also über Funkimpulse funktionierenden Atemschutzüberwachung von Einsatzkräften. Auch das Verknüpfen von Daten mehrerer Einsatzleitwagen via Internet gehört zu den eher neuen Herausforderungen der Feuerwehr. Ein großes Lob von Kreuztals Bürgermeister Walter Kiß war den Helfern auf dem Kameradschaftsabend in der Stadthalle jedenfalls sicher: „Es war für mich wieder verblüffend und beeindruckend, mit wie viel Sicherheit und Gelassenheit die Aufgaben abgearbeitet wurden“, schilderte er seine Eindrücke; „Rat und Verwaltung ist sich dessen bewusst, was wir an unserer Feuerwehr haben“.

Zahlreiche Ehrungen 
Gemeinsam mit Berthold Braun als Leiter der Kreuztaler Feuerwehr beförderte und ehrte der Bürgermeister verdiente Feuerwehrkameraden: Gunther Homrighausen (Buschhütten) und Bastian Loos (Osthelden) wurden zu Brandmeistern befördert, der Buschhüttener Löschgruppenführer Uwe Heide zum Brandinspektor. Das silberne Feuerwehrehrehrenzeichen für 25 Jahre Feuerwehrdienst hielt die Stadtfeuerwehr für Rainer Schlabach (Eichen), Dieter Dersch (Eichen), Andreas Engler (Buschhütten), Oliver Thomas (Fellinghausen), Dirk Nitschke (Kreuztal) und Thomas Dahm (Littfeld) parat. Nach 35 Jahren Feuerwehrdienst erhielt der Fellinghäuser Reinhard Junk das goldene Feuerwehrehrenzeichen. Sonderauszeichnungen für 50-jährigen Feuerwehrdienst haben sich Erwin Wagener (Kreuztal), Hans Werner Grahn und Martin Klappert (beide Osthelden) verdient. Die goldenen Sonderauszeichnungen für 60-jährigen Feuerwehrdienst an Ehrenstadtbrandmeister Horst Reh (Kreuztal), Alfred Seippel (Kreuztal) und Siegfried Wagener (Krombach) will die Wehrführung bei deren Anwesenheit nachholen. bjö

Fotos auf http://feuerwehr.kreuztal.de/aktuelles/637/