12.12.2010

Keine Geschenke von „Piraten“

TuS Ferndorf - Leichlinger TV 28:30 (12:17). Keine Frage, es war das erwartet spannende Spitzenspiel am Samstag Abend in der Halle an der „Stählerwiese“, vor allem in der Schlussphase. Und nach dem Schlusspfiff jubelten die Spieler mit ihren Fans, fielen sich in die Arme und stimmten „Spitzenreiter“-Gesänge an. Problem aus Ferndorfer Sicht: Es waren die Leichlinger, die einen insgesamt verdienten Sieg mit zwei Toren Differenz bejubeln durften.

Der Leichlinger TV war im Spitzenspiel gegen TuS Ferndorf oben auf. Foto: Horst Schaumann

Mit Spekulatius in Weihnachtsstimmung
Im direkten Kampf um Tabellenplatz eins eröffnete Ex-Ferndorfer Maik Pallach mit seinem Anwurf das Spiel in der mit knapp 1150 Handballfans gut gefüllten Halle. Die Ferndorfer Anhänger waren mit Spekulatius-Tüten in weihnachtliche Stimmung gebracht worden, nun sollte ihr TuS möglichst noch ein weiteres Päckchen unter den Baum legen. Doch bereits der erste Angriff zeigte, was für eine Arbeit da auf die Gastgeber zukommen würde. Die Leichlinger „Piraten“ rührten in ihrer 6:0-Deckung Beton an, Spieler mit den Ausmaßen eines Kiki Born waren körperlich haushoch überlegen. Es dauerte drei Minuten, bis Peter Dettling mit einem schönen Schlagwurf das 1:0 für den TuS markierte, Ferndorf tat sich schwer, Lücken ins Leichlinger Abwehrbollwerk zu reißen.

Vor allem Kreisläufer Christian Stelzenbach musste einiges in der ersten Hälfte einstecken, holte dabei aber auch wichtige Zeitstrafen heraus, die dem TuS Überzahlsituationen bescherten. Im eigenen Angriff bewiesen die Gäste ihre individuellen Stärken, insbesondere Born machte in der ersten Hälfte fast, was er wollte, hatte großen Anteil daran, dass es nach achteinhalb Minuten 2:4 stand, bevor Dennis Aust vom Siebenmeterpunkt verkürzte. Aber Leichlingen ließ sich die Vorteile nicht nehmen, setzte sich mit Krachern aus dem Rückraum von 11:10 auf 14:10 ab; das 15:11 kurz darauf erzielte Pallach, der insgesamt aber unauffällig blieb. Bis zur Pause hatte Caslav Dincic bereits ordentlich rotieren lassen; Krause war für den bis dahin im Angriff glücklosen Rommelfanger gekommen, Michael Lerscht und Ceven Klatt für die Defensive.

LTV-Trainer Lorenzet spielte Rumpelstilzchen
Im Tor begann Max Hamers stark, hatte in der Folge gegen die abgefeuerten Rückraum-Raketen aber oft keine Abwehrchance und machte nach dem Seitenwechsel für Kai Rottschäfer Platz. Zur Halbzeit stand es 12:17, den Hausherren fehlten insbesondere die „einfachen Tore“ über das schnelle Spiel, von denen Dincic vor der Partie 10 bis 15 für nötig erklärt hatte. Nach dem Seitenwechsel erzielte zunächst Leichlingen zwei Tore zum 19:12, Ferndorf hatte seine liebe Mühe. Über ein Tor von Stelzenbach und einen Dreierpack von Feldmann war zumindest der alte Fünf-Tore-Abstand wieder hergestellt (16:21), ließ sich aber auch vorerst nicht reduzieren.

Mit dem Wissen, dass die Gäste aber auch beim 32:31-Sieg gegen den VfL Eintracht Hagen deutlich geführt hatten und in den Schlussminuten eingebrochen waren, bewies der TuS Moral. In der Ferndorfer Abwehr war Alen Sijaric auf Halblinks gekommen und machte einen guten Job gegen Aschenbroich. Der TuS war nun oft den einen Schritt weiter draußen, das frühe Stören machte sich bezahlt. Nachdem Christian Rommelfanger mit einem sehenswerten Kracher unter die Latte (45.) das 22:26 besorgt hatte, verkürzte Ceven Klatt so nach Ballgewinn in der Abwehr per Gegenstoß auf 23:26. Die Leichlinger, deren Trainer Frank Lorenzet des Öfteren wie Rumpelstilzchen an der Seitenlinie herum tobte und Caslav Dincic regelrecht als einen ruhigen Weihnachtsengel erscheinen ließ, hielten in dieser Phase über den langen Tim Menzlaff dagegen. Doch Ferndorf war jetzt wach, die Halle auch.

Und nachdem Klatt, Mirza Sijaric und Aust drei Gegenstöße genutzt hatten, um den TuS von 25:29 auf 28:29 heran zu bringen, lag die Wende in der Luft – blieb aber am Aluminium hängen. Denn drei Pfosten- und Lattentreffer in den letzten zweieinhalb Minuten (ein Mal Aust, zwei Mal Rommelfanger) waren zu viel, um noch einen Punkt zur anschließend anberaumten Weihnachtsfeier zu retten. Durch das unter dem Strich verdiente 28:30 übernimmt Leichlingen die Tabellenspitze, Ferndorf bleibt vorerst Zweiter; allerdings hat der OHV Aurich als Tabellendritter ein Spiel und einen Minuspunkt weniger auf dem Konto.