17.05.2010

Mehrkampf-Erlebnis hautnah in Kreuztal: Müller und Oeser die Challenge-Sieger

Die 1. Mehrkampf-Challenge war der erhoffte Höhepunkt im Terminkalender der LG Kindelsberg Kreuztal. Die deutsche Mehrkampf-Elite hatte sich ein Stelldichein im Stadion Stählerwiese gegeben, einen spannenden Wettkampf geliefert und tolle Leistungen geboten.

Die Athleten waren von der neuen Wettkampfform sehr angetan und freuten sich über die Zuschauerkulisse, die zwar nicht überwältigend, aber mit mehreren Hundert doch recht ordentlich war. Auch die heimischen Mehrkämpfer, die parallel ihre Kreismeisterschaften austrugen, freuten sich über den Zuspruch oder schauten sich selbst die Wettkämpfe der Profis an. Nur die Temperaturen hatten nicht so recht mitgespielt, wenngleich sich Kindelsberger freuten, dass es wenigstens nicht regnete.

Je fünf Zehnkämpfer und Siebenkämpferinnen, per Losentscheid zusammengeführt, machten am Samstag gemeinsame Sache und duellierten sich paarweise in den Disziplinen Kugelstoßen, Weitsprung, 100 bzw. 110 Meter Hürden und einem 150-Meter-Sprint. Die Team-Challenge hatte ein eigenes Wertungssystem: Das Siegerteam einer Disziplin erhielt fünf Punkte. Pro weiterer Platzierung wurde ein Punkt weniger vergeben. Somit erhielt das fünfte Team z.B. einen Punkt. Als reichlich beklatschtes Siegerpaar gingen Norman Müller (Hallesche Leichtathletik-Freunde), 16. der Zahnkampf-WM in Berlin, und Jennifer Oeser (Bayer Leverkusen), Vize-Weltmeisterin im Siebenkampf, hervor. Vor allem Jennifer Oeser präsentierte sich zwei Monate vor der Europameisterschaft in Barcelona in starker Verfassung.

Der Wettbewerb war eine spannende Sache bis zur letzten Disziplin, den 150 Metern. Vor dem Lauf lagen noch zwei Teams gleichauf vorn. Neben dem Siegerteam der Challenge wurden auch pro Disziplin Preise für die beste Einzelleistung bei den Frauen und Männern vergeben. Und in der ersten Disziplin bei den Männern – 110 Hürden - siegte gleich der „Einzel-Mehrkämpfer“ (ohne Partnerin) Rico Freimuth in 14,28sek. Bei den Frauen hatte über die 100 Meter Hürden die Vizeweltmeisterin aus Berlin, Jennifer Oeser, die Nase vorn und siegte in 13,60 Sekunden.

Auch persönliche Bestzeiten purzelten in der Stählerwiese. In neuer persönlicher Bestzeit kam Claudia Rath ins Ziel (13,99 Sekunden). Auch Elisa-Sophie Döbel konnte ihre Bestzeit auf 14,27 Sekunden steigern. Auch bei den Männern gibt es einen neuen Eintrag in der persönlichen Bestenliste: Jan Felix Knobel steigerte seine Hürdenzeit von 15,23 auf nun 15,12 Sekunden. Die Bahn in Kreuztal ist demnach eine sehr schnelle. Das sah auch Zehnkampf-Bundestrainer Claus Marek so: „Das haben wir heute gesehen, auch wenn die Anlage optisch nicht mehr top ist. Ich hoffe, dass die Anlagen durch die Stadt in Schuss gehalten werden.“

Weiter ging es mit dem Kugelstoßen, wo die Zuschauer hautnah – im wahrsten Sinne des Wortes - dabeistehen konnten. Manchmal war es den Athleten dann auch zu nah, so dass Jennifer Oeser doch einmal um mehr Platz und weniger Bewegung am Ring bitten musste. Es gewann bei den Frauen Maren Schwerdtner mit einer Weite von 13,68 Metern. Bei den Männern konnte sich Pascal Behrenbruch mit 15,97m vor Jan Felix Knobel (15,74m) durchsetzen. Für Knobel ebenso eine neue Bestmarke wie für Claudia Rath mit 12,11 Metern.

Die nächste Disziplin war der Weitsprung. Auch hier waren die Zuschauer nah dran, bekamen den Sand teilweise auf die Schuhe gespritzt. Auch hier gab es gute und sehr gute Weiten, und das bei den kalten Bedingungen und direkt zum Saisonauftakt. Als Einzelsieger aus der Entscheidung gingen Claudia Rath mit 6,38 Metern und Nils Büker mit 7,33 Metern hervor. Eine neue persönliche Bestleistung gelang Elisa-Sophie Döbel. Die Entscheidung brachten die 150 Meter, bei denen die Männer alle unter 17 Sekunden blieben. Schnellster war hier Nils Büker mit 16,18 Sekunden der sich seinen zweiten „Einzeltitel“ holen konnte und somit auch seinem Team den zweiten Platz sicherte. Auch bei den Frauen gab es einen zweiten Einzeltitel. Hier gewann Jennifer Oeser in 18,17 Sekunden.

Oeser, als Vizeweltmeisterin und Medaillenanwärterin in Barcelona sicher der Star der Veranstaltung, adelte die Kreuztaler, während sie den Kindern eifrig Autogramme gab. „Sicher, es hätte etwas wärmer sein können. Aber die Anlage ist gut und mit den Zuschauern ist das für uns Mehrkämpfer eine schöne Sache. Das haben wir sonst nur selten“, sagte Oeser, die auch von der Wettkampfform angetan war: „Es geht eng zu und ist spannend. Einige Dinge, zum Beispiel die Punktewertung, kann man aber noch diskutieren.“

U23-Talent Steffen Kahlert (TuS Wunstorf) stimmte zu: „Die Idee ist super. Unsere Testwettkämpfe haben ohnehin nie großen Wert, und so hübsch verpackt macht es auch Spaß.“ Auch Bundestrainer Marek gefiel der Wettkampf. „Die Idee ist gut und ausbaufähig. Mit der Kreismeisterschaft hat man auch einen passenden Rahmen gefunden“, so Marek, der hofft, dass Kreuztal als Veranstalter am Ball bleibt. „Die LG Kindelsberg hat einen guten Namen in Deutschland. Sie hat immer wieder gute Trainer und Talente hervor gebracht“, erklärte Marek.

„Wir sind zufrieden, auch wenn es ein Schwung mehr Zuschauer hätten sein können. Aber wir haben hervorragende Leistungen in allen Disziplinen gesehen, trotz der kühlen Temperaturen“, resümierte LGK-Vorsitzender Rolf Bernshausen. Eine Neuauflage im kommenden Jahr hält er, falls gewünscht, für möglich. Bernshausen: „Wir werden mit den Trainern sprechen und die Sache Revue passieren lassen. Vielleicht machen wir es nächstes Jahr auch mit anderen Disziplinen oder in Form eines Grand Prix. Auf jeden Fall stehen wir bereit, es im nächsten Jahr noch einmal zu machen.“

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