14.06.2010

Nachbarschaft unterm Raben

FERNDORF Äwerzahner Raweclub feierte 50-jähriges Jubiläum mit Festzug und Sportlichkeit

sib • Eine ordentliche Schippe drauf legten die Mitglieder im Äwerzahner Raweclub bei der Feier ihres Rabenfests: 50 Jahre gibt es den Club, eine Art Nachbarschaftsverband der Menschen auf dem Ebertshahn, dem östlichen Teil Ferndorfs ab der Weiherstraße. Diesmal begann das Fest mit einem Umzug, zu dem man sich am Haus Flender in der Feldstraße traf. Die Gründung wurde getragen von der Familie Flender mit den vier Brüdern Kurt, Gerhard, Rudolf und Günter sowie Werner Bienhaus, die bis heute den Club symbolisieren. Weitere Gründungsmitglieder waren die Nachbarn auf dem Ebertshahn. Das Rabenfest und das gesellige Beisammensein danach haben über die vergangenen 50 Jahre die Gemeinschaft und die Verbundenheit auf dem Ebertshahn nachhaltig geprägt.

Ganz zu Beginn hielt man das Rabenwerfen auf dem Gelände oberhalb des Hauses Flender ab, später am Ferndorfer Schützenheim, auf Zeltvorplätzen bei Ferndorfer Großveranstaltungen wie dem 900-jährigen Dorfjubiläum anno 1967, und seit 1974 am Dorfgemeinschaftshaus in den Irlenhecken. Beim Rabenwerfen wird mit 60 bis 80 Zentimeter langen Hartholzknüppeln aus Eiche oder Buche auf einen Holzraben geworfen, der auf einer etwa fünf Meter hohen Stange fixiert ist. Erbauer des Raben war in den ersten Vereinsjahren bis zu seinem Tode Werner Bienhaus, danach übernahm Günter Belz diese wichtige Vereinsaufgabe. In einem symbolischen Akt wurde der Rabe zum 50-jährigen Jubiläum hinten auf einem Bollerwagen befestigt, in dem außerdem die älteren Vereinsmitglieder Platz nahmen. Der Wagen wurde gezogen vom historischen Unimog, den Klaus Becker vom örtlichen Heimatverein zur Verfügung stellte. 
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Dieter Kanigowski verkleidete sich als Rabe, Lotte Greis kleidete sich im Stil der 20er Jahre, und sie sorgten dafür, dass die Knüppelladung für das Rabenwerfen zum Festgelände transportiert wurde. An der Spitze des Festzugs lief klangvoll der Spielmannszug des TV Littfeld unter Leitung von Hans-Jürgen Wahl. Den ersten Wurf auf den Raben setzte Kreuztals Bürgermeister Walter Kiß, der dem Rabenclub gratulierte und es toll fand, wie stark die Verbundenheit in dieser Nachbarschaft ausgeprägt ist und über fünf Jahrzehnte hinweg gepflegt wurde.

Nach gut drei Stunden und 918 Knüppelwürfen war es vollbracht: Mit dem 159. Treffer fegte Bastian Hein den Hölzernen von der Stange und schlug damit 34 Konkurrenten aus dem Feld. Der allererste Rabenkönig 1960 war übrigens Heinz Werry. Nur wenigen war es in den folgenden Jahren vergönnt, den Raben mehrfach abzuwerfen. Ergänzend zum Rabenwerfen gibt es schon seit geraumer Zeit ein Büchsenwerfen für die Damen. Dieses gewann unter 34 Teilnehmerinnen Tina Klein mit 35 Punkten, gefolgt von Monika Kolb (34) und Lea Schmidt (28). Neuer Rabenkönig der Kinder zwischen elf und 15 Jahren wurde Robin Schneider.

Nach dem Rabenwerfen gab es einen Festabend im Dorfgemeinschaftshaus, zu dem Rolf Bernshausen als Sprecher des Clubs die Anwesenden begrüßte. Bei der Siegerehrung wurden die traditionellen Rabenlieder angestimmt, die aus der Feder von Käthe Schreiber stammen. Nach erfolgreich abgelegter Rabenprüfung - Krähen und Flügelschlagen auf einem Stuhl - konnte Markus Dollinger als Neumitglied willkommen geheißen werden. Überhaupt zeigte sich Rolf Bernshausen sehr erfreut, dass so viele junge Leute beim Rabenfest mithalfen. Momentan hat der Club 65 Mitglieder.

Dr. Harald Hochkamp vom Verein zur Pflege der Dorfgemeinschaft Ferndorf machte dem Jubelclub seine Aufwartung, ebenso Jürgen Spies vom Ferndorfer Schützenverein. Rolf Bernshausen interviewte Gründungsmitglied Kurt Flender, und Helmut Menzel zeigte per Beamer Bilder aus der Geschichte des Clubs. Anja Sauerland hatte zur freudigen Überraschung der Vereinsmitglieder ein großes Bild vorbereitet mit den Namen aller Rabenkönige und dem großen Vereinsemblem, natürlich ein Rabe, das ursprünglich Kurt Flender entworfen hat. In diesem Jahr wird es wieder eine Clubfahrt geben. Das Ziel ist den Teilnehmern unbekannt, es soll eine Überraschung werden, die Günter Belz alle zwei Jahre organisiert. Termin ist der 9. Oktober. In der Vergangenheit führten die Fahrten beispielsweise in ein hochsauerländisches Schaubergwerk oder zur Wuppertaler Schwebebahn.