11.03.2010

Neues Angebot für Menschen mit Demenz im Cafe "auszeit"

In Kreuztal gibt es von Donnerstag an ein neues Angebot für Menschen mit Demenz

Der braune „Erinnerungskoffer” hat es in sich: Die Kartoffelreibe ruft schmerzhafte kleine Küchenunfälle wach, als einst mit ihr der Grundstoff für Reibekuchen entstand. Die 60er-Jahre-Seife und das leinene Nachthemd: Merkposten aus einer vergangenen Zeit - wie auch die alten Bilder und die Witzesammlung.

Bis zu neun Gäste werden angenommen 
Den antiken Koffer hält der Kreuztaler Entlastungsdienst „auszeit” bereit, um verschüttete Erinnerungen ins Bewusstsein zurückzuholen. Denn ab diesem Donnerstag bietet der Verein einmal wöchentlich eine Betreuungsgruppe für Menschen mit Demenz im Haus Ernsdorfstraße 5 der Stiftung Diakoniestation an. Das „Cafe´ auszeit” wird jeden Donnerstag von 15 bis 18 Uhr für bis zu neun Gäste offen sein, die von drei Mitarbeiterinnen des Vereins betreut werden.

Cornelia Hillnhütter koordiniert den Einsatz der insgesamt 22 Frauen, die mit ihrem Entlastungsdienst für die Angehörigen von rund 40 an Demenz erkrankten Menschen im Stadtgebiet einspringen, wenn sie eine „Auszeit” brauchen. Im Durchschnitt nimmt jede Familie diesen seit drei Jahren angebotenen Service rund vier Stunden pro Woche in Anspruch. Zusätzlich gibt es ab sofort für den auf etwa 100 Betroffene geschätzten Kreis nun das an einen Ort gebundene Betreuungsangebot im Gemeinschaftsraum der neuen Wohnanlage.

„auszeit”-Vorsitzender Friedrich Wilhelm Koblenzer, Vorstandsmitglied Mechthild Fischer, Diakonie-Geschäftsführer Dietmar Braun sowie die Geschäftsführerin des „Atempause”-Verbundes aus 14 Organisationen im Kreisgebiet, die Kreuztaler Sozialamtsleiterin Bettina Eberbach, stellten den neuen Service vor. Es geht darum, die Situation in den Familien mit Demenzkranken zu entschärfen. Die Gäste werden einen gedeckten Tisch vorfinden, auf dem Kaffee in nostalgischen Kannen serviert wird. Spiele stehen bereit und Bücher mit Gedichten und Geschichten, ein altengerechtes Memoryspiel oder - im „Erinnerungskoffer” - die Wäscheklammern aus Holz, wie sie längst nicht mehr handelsüblich sind.

Wichtige Methode zum Gelingen der Betreuung ist die Musik, sagt Dietmar Braun. Damit ließe sich fast jeder Mensch, den die Erinnerung verlassen hat, wieder erreichen. Das bestätigt auch Bettina Eberbach: Was die alten Menschen einst gelernt haben, kehre oft zurück, wenn nur an der passenden Schublade des Gedächtnisses gerüttelt wird.

Diakoniestation erweitert Spektrum 
Für das nördliche Siegerland ist das Angebot neu. Die Diakoniestation entwickelt damit ihr Spektrum konsequent weiter: ergänzend zur Wohngemeinschaft mit zwölf Plätzen, die seit Beginn des Jahres in der Seniorenwohnanlage für Demenzkranke eingerichtet worden ist. hn