26.09.2010

TuS: “Du kommst hier net rein”

Sieben kräftige Türsteher in signalroten Klamotten, die zu jedem Ball sagen: “Du kommst hier net rein”. Bisschen gewöhnungsbedürftig, aber durchaus passend, dieses Bild. So war es beim Heimspiel des TuS Ferndorf gegen den TuS Wermelskirchen – einem echten Topspiel der Dritten Liga. Angemessen starke Leistungen und große Spannung sahen die rund 1000 Zuschauer in Kreuztal. Alles überragt jedoch von der bollwerkartigen Leistung der Ferndorfer. Nein, Bollwerk ist eigentlich der falsche Vergleich, ein Bollwerk steht fest, kompakt und unbeweglich. Genau das war die Abwehr der Dincic-Mannschaft aber nicht. Sondern wendig, schnell, aggressiv und offensiv. Die offene 3-2-1-Formation, die Caslav Dincic für seinen Tempohandball so gerne sieht, funktionierte gegen die Wermelskirchener wie aus dem Lehrbuch.

Tim Hilger als Turm am Kreis, der Robert Heinrichs zumindest in der ersten Halbzeit nicht einen einzigen Stich ließ, dazu zwei unermüdliche Halbspieler, mitverschiebende und mitdenkende Außen und ein Christian Stelzenbach in der offensiven Mitte, der bärenstark höchsten Alarm gegen den Gegner machte. Die Defensivleistung in den ersten 20 Minuten der Partie war so ziemlich das Beste, was ich in den letzten Jahren in Ferndorf gesehen habe, kein Wunder also, dass man gegen die Rheinländer mit 10:3 führte. Immer wieder ins Zeitspiel gewzungen, hatten die mit langen Positionsangriffen kaum ein Mittel gegen den TuS Ferndorf. Trainer Lars Hepp ging am Spielfeldrand der Hut hoch.

Sein Gegenüber Caslav Dincic konnte zufrieden sein, war es auch. Neben der Abwehr vor allem auch mit Torwart Max Hamers. Der hatte mir gegenüber noch am Donnerstag angedeutet, dass er leistungsmäßig mehr von sich erwartet – das heute war ein dickes Ausrufezeichen hinter einer Antwort auf diese Aussage. Bombenleistung in Halbzeit eins, schnelle Reaktionen, wenn der Ball mal durchkam, war Hamers da. Dass man diesen Stiefel nicht 60 Minuten lang so durchspielen kann, ist verständlich. Dass sich ein Spitzenteam wie Wermelskirchen fängt und mit ihren indiviuell guten Leuten wie Schwolow, Heinrichs oder Berblinger einen Rückstand aufholen können, ist auch verständlich. Genau das passierte gegen Ende der ersten Halbzeit und bis zur 45. Minute ebenfalls. von 10:3 auf 13:14 – Ferndorf leistete sich einige technische Fehler und kleinere Patzer im Angriff. Schwupps, Vorsprung weg.

Doch weit gefehlt, wer jetzt dachte, Ferndorf schenkt sich ab. Einstellung, ist das Zauberwort und die stimmte hundertprozentig. Beim 21:18 war man fast schon wieder weg, doch die Zuschauer in der Stählerwiese wollten es spannend haben. Dann eben spannend. 22:22, Rommelfanger ballert einen seiner neun Treffer in die Maschen – Führung. Zwei Minuten vor dem Ende reicht das eigentlich noch nicht. Diesmal schon. Wegen den TuS-Türstehern, die auch jetzt rigoros dicht machten und von jedem blauen Angreifer nicht nur einen Ausweis sehen wollten, sondern direkt sagten: “Hier ist voll, hier kommst Du nicht durch.”

Der letzte Wurf (in der gefühlten 6. Minute des Zeitspiels der letzten Minute) landete im Block, die Halle konnte endlich die angestauten und angetrommelten Emotionen voll rauslassen und der TuS Ferndorf hat nach der Niederlage in Aurich einen ganz wichtigen Sieg eingefahren.

Dass Interviews nach so einem Spiel Spaß machen, hat sich dann wohl auch Kapitän Michael Feldmann gedacht. Erst schön an meinem Mikrofon Rede und Antwort gestanden – und dann selbst bei seinem Torwart Kai Rottschäfer auf Stimmenfang: auf www.siegerland-sport.de