06.12.2010

TuS Ferndorf erkämpft ein 28:28 in Altenhagen

Bielefeld. Der TuS Ferndorf bleibt auch nach dem 13. Spieltag der 3. Handball-Liga West. Beim Tabellenfünften TSG Altenhagen-Heepen erkämpfte man sich nach hohem Halbzeit-Rückstand (11:18) noch ein Last-Minute-Unentschieden.

dsch - Mit einer kaum noch für möglich gehaltenen Aufholjagd hat der TuS Ferndorf in der3. Handball-Liga einen Pausenrückstand von sieben Toren bei der TSG Altenhagen-Heepen wett gemacht und am Ende einen verdienten Punkt beim 28:28 (18:11)-Unentschieden geholt. Die Tabellenführung bleibt damit weiter in Siegerländer Händen, zumal sich der Leichlinger TV vor dem Liga-Gipfel am Samstag in Ferndorf ausruhte: der Ex-Zweitligist holt seine Partie des 13. Spieltages erst am 8. Januar gegen Hatten-Sandkrug nach.

Erste "Auszeit" schon nach 157 Sekunden
Die Anzeigetafel im so genannten "Heeper Dom" im Bielefelder Stadtteil zeigte exakt 2:37 Minuten an, als Caslav Dincic, der Trainer des TuS Ferndorf, erbost die grüne Karte mit dem "T" auf den Zeitnehmertisch warf - Team-Timeout, heißt das. 0:3 lagen seine Ferndorfer da bereits zurück und hatten den Start in die Partie bei der TSG Altenhagen-Heepen glatt verschlafen. Diese Auszeit so früh im Spiel zeigte die ganze Unzufriedenheit des serbischen Trainers mit dem Auftreten der in blau spielenden TuS-Akteure. Zu wenig aggressiv in der Abwehr, zu ideenlos im Angriff, geistig nicht auf der Höhe. Noch dazu hatte Frieder Krause auf der Libero-Position in der 3-2-1-Deckung bereits einen Schlag auf den Ellbogen abbekommen und konnte seine Arbeit als Abwehrorganisator kaum noch ausführen. Keine guten Anzeichen also für den vorletzten Auswärtsauftritt des Jahres.

Mit Kunisch kam die Abwehr nicht klar
Gerade auch, da die TSG enorm stark auftrat. Mit einer geschlossenen, behände zupackenden 6-0-Formation in der Defensive und mit individuell starken Spielern in der Offensive - zu nennen sei hier nur Christopher Kunisch. Der Halblinke, vor der Saison von Minden gekommen, machte ein bärenstarkes Spiel und erzielte elf Tore. Gerade mit ihm kam die TuS-Abwehr nicht klar und so musste Ferndorf die Altenhagener Gastgeber unter den Augen von rund 25 mitgereisten Fans über 3:6 und 5:10 auf 11:18 zur Pause davonziehen lassen. Da Christian Rommelfanger bereits früh mit zwei Zeitstrafen gehandicapt war, konnte er in der Abwehr kaum aushelfen, und auch vorne lief es für den sprunggewaltigen Rechtshänder noch nicht rund. "Er ist nach seiner Verletzung noch nicht wieder komplett fit, das hat man heute gesehen", beschied dann auch Co-Trainer Axel Gerhard.

Falscher "Kleber" im "Heeper Dom"
Weder Rommelfanger noch Dennis Aust noch Kapitän Michael Feldmann hatten vor der Pause das nötige Schussglück, sie alle scheiterten mehrfach am starken Johnny Dähne im TSG-Kasten oder warfen daneben. Ein Grund dafür mag der so genannte "Kleber" gewesen sein. Im "Heeper Dom" ist nach Vorgaben des Eigentümers nur die wasserlösliche Variante des Kunstharzes erlaubt, mit dem sich die Spieler die nötige Ballkontrolle auf die Hände holen. Möglich, dass Ferndorf damit nicht klar kam, man sah schon einige seltsame Pässe, komische Ballverluste und ungewohnte Würfe - eine Entschuldigung für den Pausenrückstand war das aber nicht.

In der Kabine wurde es richtig laut
Dass der TuS es auch besser kann, zeigten die zweiten 30 Minuten. Es war etwas passiert in der Kabine, und wenn man Caslav Dincic ein wenig kennt, kann man erahnen, was. Aber nicht nur er war laut geworden: "Wir Spieler haben uns gegenseitig mal richtig angeschissen, das muss auch so sein. Das bleibt alles in der Kabine und es hat geholfen", gab Kreisläufer Christian Stelzenbach nach der Partie zu hören. Mit dem nun eingewechselten Ceven Klatt in der Abwehr, mit einem besser werdenden Max Hamers im Tor und einem aggressiven Michael Lerscht kam der Tabellenführer zurück in die Partie. Es dauerte zwar bis zur 45. Minute, ehe sich das auch in Zählbarem niederschlug, aber dann schmolz der Vorsprung der Altenhagener langsam dahin. Tor um Tor arbeitete sich Ferndorf heran, auch, weil mal wieder Julian Schneider eingewechselt wurde und einen starken Auftritt hinlegte - drei Tore gingen am Ende auf das Konto des A-Jugendlichen. Das Spiel lief nun so, wie sich Dincic das wohl wünscht: Hinten packte der TuS entschieden zu, ging viel entschlossener zu Werke und ließ die TSG kaum noch frei werfen. Dadurch ergaben sich zahlreiche Möglichkeiten zu den gefürchteten schnellen Gegenstößen der Siegerländer, die jetzt endlich auch genutzt wurden.Als Dennis Aust in der 55. Minute den Ausgleich zum 26:26 erzielte, kochte die Stimmung in der Halle fast über. Die Trommeln des fast komplett mitgereisten Fanclubs "Ferndorfer Füchse" trieben die Spieler sogar noch zur Führung an, sogar ein Sieg wäre noch möglich gewesen. Am Ende ging Altenhagen jedoch noch einmal in Führung, aber d nach kurzer Besprechung in der Auszeit war es erneut Dennis Aust, der 30 Sekunden vor dem Ende das 28:28 warf."Ein gefühlter Sieg, keine Frage! Und das haben wir unserem Mannschaftsgeist zu verdanken", freute sich Linksaußen Mirza Sijaric. Und er legte noch einen drauf: "Man könnte sogar sagen, es ist gut, dass es so gekommen ist und wir nur einen Punkt heute hier holen. Sonst wären wir gegen Leichlingen vielleicht überheblich gewesen." Und genau das, eine falsche Einstellung, darf man sich in dieser 3. Liga nicht erlauben. Die 1. Halbzeit hat das gezeigt. Was danach kam, war ein Punktgewinn der Moral.

TuS Ferndorf: Hamers, Rottschäfer, Aust (12/3), Mirza Sijaric (5), Dettling (4), Rommelfanger (3), Schneider (3), Stelzenbach (1), Klatt, Lerscht, Krause, Feldmann.
TSG Altenhagen-Heepen: Dähne, Welge, Kunisch (11/4), Öttking (4:1), Kappelt (4), Ortmann (2), Wagner (2), Starck (2), Limbach (2), Boy (1).