19.08.2010

Unerhörte Leckerbissen

Abwechslungsreiche Instrumentalreise mit dem Trio Diverso Kiel

Das Trio Diverso aus Kiel konzertierte mit „unerhörten“ musikalischen 
Leckerbissen von Rasetti bis Piazzolla im ev. Gemeindezentrum Kredenbach. Foto: sib

sib Kredenbach. Das Programm „Unerhört. Musikalische Leckerbissen von Rasetti bis Piazzolla“ führt das Trio Diverso Kiel im musikalischen Gepäck, und das „Unerhörte“ kann man gleich doppelt ernst nehmen: Einerseits setzen die sympathischen Musiker oft und gern auf Stücke, die im kollektiven Kulturgedächtnis keine große Rolle spielen und die – meist zu unrecht – kaum noch gespielt werden, andererseits besticht das Trio mit einer ungewohnten Besetzung: Die aus Kredenbach stammende Simone Kaskel spielt Querflöte, Florian Winkler Fagott, und Paul Plummer gesellt sich am Klavier dazu, letzterer ersatzhalber für die ursprünglich angekündigte Oxana Torianik, die in diesen Tagen ihr zweites Kind erwartet.

Simone Kaskel erblickte 1975 in Siegen das Licht der Welt, erhielt ab ihrem 14. Lebensjahr Flötenunterricht. Sie studierte unter anderem an der Musikhochschule Lübeck. Sie war 1995 1. Preisträgerin im Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ und im Jahr darauf Stipendiatin des Richard-Wagner-Verbandes. Seit 2001 ist sie 1. Flötistin im Philharmonischen Orchester Kiel.

Der klangvolle Abend im ev. Gemeindezentrum Kredenbach, präsentiert von der Arbeitsgemeinschaft der Ev. Chöre der Stadt Kreuztal im Rahmen von Kreuztal-Sommer und moderiert von Florian Winkler, begann mit den eher unbekannteren Stücken und Komponisten. Das Trio Nr. 2 für Klavier, Flöte und Fagott op. 13 machte den Anfang. Komponiert wurde es von Amadeé Rasetti, einem Zeitgenossen Mozarts. Die drei Sätze bestachen durch ein wechselvolles Neben- und Hintereinander der drei Instrumente. Überraschende Wendungen und Originalität versprühte das Allegro assai, es folgten kunstvoll eingefangene Momente der Wehmut in der Romanza, und der Schlusssatz bestach mit pittoresken, energetischen Momenten voller Lebensfreude.

Ein „Duetto Concertante“ über Themen von Giuseppe Verdi, darunter solche aus seinem „Rigoletto“, haben Pietro Morlacchi und Antonio Torriani verfasst und brachten somit einige Appetithäppchen aus dem Opernbereich in den unerhört abwechslungsreichen Abend. In diesem musikalischen Kleinod übernahm das Klavier den Orchesterpart, die Bläser waren als Singstimmen übersetzt.

Eine entzückende, warmherzige Romanze op. 38 für Flöte, Fagott und Klavier von Oskar Klose erwartete das Publikum im gut besuchten Konzert in der Folge. Wahre „Gassenhauer“ der Musikgeschichte kamen im Anschluss zum Vortrag, nämlich eine Carmen-Fantasie für Flöte, Fagott und Klavier von Georges Bizet. Seine „Carmen“ war bei der Uraufführung ein glatter Misserfolg, heute ist „Carmen“ die meistgespielte Oper weltweit. Die drei Instrumentalisten entführten das Publikum im Geiste in eine Welt voller Leidenschaft und feuriger Klangfanale.