03.07.2010

Vom Marktleiter zum Schulleiter

Rektor Erich Hofmann verabschiedete sich feierlich in den Ruhestand. Der Chef der größten Kreuztaler Grundschule nimmt Abschied.

js ♦ Als Erich Hofmann in den 60er Jahren seinen Realschulabschluss ablegte, zog es ihn nicht direkt wieder in die Schule. Er wollte die Geschäftswelt kennenlernen, machte eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann bei COOP, arbeitete sich dort zum Supermarktleiter vor und wechselte später als Einkäufer zur Kreuztaler Firma Siebau.

Seine Liebe für den Sport dürfte eine entscheidende Rolle dabei gespielt haben, dass der heute 61-Jährige dann doch den Weg ans Lehrerpult fand. Als hauptamtlicher Übungsleiter für das Fach Sport kehrte dorthin zurück, wo er als kleiner Junge eingeschult worden war – an die Gemeinschaftsgrundschule (GGS) am Kreuztaler Ziegeleifeld. Mit Ablauf des Schuljahres verabschiedet sich Erich Hofmann als Rektor eben dieser GGS in den Ruhestand. 21 Jahre lang war er in der Schulleitung tätig, elf davon als erster Mann. Gestern Abend feierte Hofmann mit Wegbegleitern und Freunden in der Littfelder Ilsen-Brauerei seinen Abschied.

Ein ausgesprochen gutes Zeugnis war es, das ihm die 80 geladenen Gäste in ihren Wortbeiträgen ausstellten. „Sie haben stets zielstrebig und selbstlos für Ihre Schule gehandelt“, sagte Schulamtsdirektor Volker Reichel, dem auch das herzliche Wesen des scheidenden Schulleiters nicht fremd ist. „Die Herzen der Damen fliegen Ihnen nur so zu“, schmunzelte Reichel im Hinblick auf den guten Draht zwischen dem Kreuztaler Schulleiterbüro und dem Vorzimmerpersonal des Kreis-Schulamts.

Sehr persönliche Worte richtete der langjährige Weggefährte und ehemalige Schulkamerad Dieter Loske an Erich Hofmann. Der Schuldezernent der Stadt Kreuztal lobte seinen Freund dafür, dass er eine „lebendige Schule mit einem Wir-Gefühl“ geschaffen und dieser ein deutliches Profil gegeben habe. Hofmann habe auf Verständigung und Integration gesetzt und damit die größte Grundschule der Stadt geprägt und vorangebracht.

Auch aus Sicht der Eltern und Kinder sei alles „super gelaufen“, lautete das Fazit des Schulpflegschaftsvorsitzenden Kai-Uwe Carstensen. Das Kollegium beschrieb seinen Chef als menschlich, humorvoll, freundschaftlich, fair und kompetent. Ihn zu ersetzen, falle schwer.

Erich Hofmann selbst nutzte die Feierstunde in erster Linie als großes Dankeschön vor dem Abschied in die passive Phase der Altersteilzeit, ließ es sich aber nicht nehmen, ein paar kritische Anmerkungen zu machen. So forderte er seine Rektorenkollegen auf, sich stärker dafür einzusetzen, dass ihre Position als Beruf und nicht als Nebenjob für Lehrer angesehen, besser anerkannt und adäquat besoldet wird. „Mit einer lächerlichen Stundenentlastung ist das nicht getan.“ Immerhin habe er viele Fertigkeiten benötigt, um seine Leitungsfunktion ausfüllen zu können – er sei Lehrer gewesen, aber auch Sozialarbeiter, Leiter einer Kita, Psychologe und Bilanzbuchhalter. Seine Erfahrungen als Supermarktleiter habe er bestens gebrauchen können.

Selbst wenn seine berufliche Laufbahn nicht ohne Umwege auskam – in einem war sich der passionierte Sportler, der vielen auch als „Stimme des Gillerbergfests“ bekannt ist, durchweg treu: in seiner Liebe zu Kreuztal. „Ich bin hier nie rausgekommen“, schmunzelte er. Schon auf der Wigrow habe er als Kind Heimweh bekommen. Und tatsächlich: Seine drei beruflichen Stationen mögen inhaltlich weit auseinanderliegen, geografisch trennen sie nur ein paar hundert Meter...