09.02.2010

Zentrum braucht klare Grenzen

Kreuztal ♦ Fortschreibung des Einzelhandelskonzepts fand in der Politik klare Zustimmung. Die Kindelsbergkommune benötigt vor allem eines: 
die Wiederbelebung der Extra-Immobilie

js ♦ Ein klares Plädoyer für die Stärkung des Einzelhandels in der Kreuztaler Innenstadt sprach gestern Abend der Infrastrukturausschuss aus. Mit einstimmigem Votum empfahl er dem Rat, die vom Kölner Beratungsunternehmen Cima vorgelegte Fortschreibung des Einzelhandelskonzeptes (die SZ berichtete) zur Öffentlichkeitsbeteiligung freizugeben.

Cima-Gutachter Michael Karutz fand in seiner Präsentation des überarbeiteten Konzeptes noch einmal klare Worte: „Wichtig ist es, die kritische Masse im Kern zu behalten.“ Sprich: Die Wiederbelebung der City – in der momentan nur 25 Prozent des Kreuztaler Umsatzes erzielt werden – müsse oberste Priorität genießen. „Sie dürfen nicht dem Ansiedlungsdruck in Randbereichen nachgeben – dadurch würde die Innenstadt weiter zerfleddern.“ Eine Revitalisierung des Extra-Marktes sei ein dringend notwendiger Impuls, damit die „hohlen Zähne“ der City wieder gefüllt werden könnten. Eine Erweiterung des Innenstadtbereichs auf das brachliegende Novoferm-Gelände westlich der Hagener Straße dürfe keinesfalls in Erwägung gezogen werden. Dort sollten nur nicht zentrenrelevante Läden angesiedelt werden. „Der Baumarkt, der jetzt in Buschhütten steht, hätte da hin gehört!“

Die Ansiedlung des nicht unumstrittenen Kaufland-Marktes hält Karutz für einen „Glücksfall“. „Sie haben damit Vorsorge getroffen“, spielte er auf das Aus von Extra an. Der neue Laden binde mehr Kaufkraft, als es der jetzt leerstehende vermocht habe. Nun müsse eine Nachnutzung für die vakante Immobilie gefunden werden, z. B. ein Fachmarkt für Unterhaltungselektronik. Bürgermeister Walter Kiß äußerte sich zu diesem Thema optimistisch: „Ein Projektentwickler ist an der Sache dran und bereits auf einem guten Weg.“ Die Verwaltung führe Gespräche in alle Richtungen. „Wir werden diesen Knoten zerschlagen!“

Doch auch der Handel selbst sei gefordert, betonte Michael Karutz. „Wer samstagsnachmittags den Laden schließt und die Kundschaft freiwillig der Konkurrenz in Siegen überlässt, muss sich an die eigene Nase fassen.“

Jenseits der City sieht das Einzelhandelsgutachten Nebenzentren in Buschhütten und Eichen/Krombach. Das Einkaufszentrum Kredenbach sieht das Konzept von nun an als „ergänzenden Nahversorgungsstandort“ mit Bestandsschutz an, in dem Entwicklungen nur begrenzt möglich sind. Den Entscheidern in der Kindelsbergkommune müsse in Bezug auf all diese Nebenzentren klar sein: „Alles, was die Attraktivität der Standorte in den Außenbereichen steigert, schadet der Innenstadt.“ Die Erweiterungswünsche des Eichener Lidl-Marktes sieht der Gutachter als bedingt erfüllbar. Die Ladenfläche darf seiner Meinung nach nicht mehr als 950 m2 betragen – 100 m2 weniger als vom Discounter angepeilt. „Doch selbst das bereitet mir Magenschmerzen.“ Eine Vergrößerung des Ladens führe zu Verschiebungen im Nebenzentrum, die zu Lasten der anderen Anbieter vor Ort gehe. Zudem sieht der Gutachter die Chancen auf einen kleinen Nahversorger in der Fritz-Erler-Siedlung durch eine Stärkung des Standortes Eichen deutlich geschmälert.