12.04.2011

10.000 Unterschriften für die FELS

Erndtebrück. Unternehmer, DGB und IHK präsentieren in Erndtebrück rund 10.000 Unterschriften für eine Entwicklungsachse Siegen-Wittgenstein.

howe - Na, besteht die Bevölkerung zwischen Kreuztal und Bad Laasphe denn nur aus "Leserbriefschreibern und Widerstandseichen-Pflanzern?" IHK-Vizepräsident und EJOT-Geschäftsführer Christian Kocherscheidt fand am Montag beim Pressegespräch in Erndtebrück deutliche Worte für eine Initiative "Entwicklungsachse Siegen-Wittgenstein". Sage und schreibe rund 10.000 Unterschriften sammelten Unternehmer, Arbeitnehmer, DGB und IHK für eine "längst fällige" Verkehrserschließung. Sogar während der Pressekonferenz überbrachten Willi Brase und Jörg Schorge zur Freude aller weitere hunderte Signaturen. Mit den Unterschriften wollen die Initiatoren endlich ein Zeichen setzen. Der Minister in Düsseldorf habe jüngst geäußert, er bekomme das Gefühl, dass die Region nicht für die Anbindung spreche. Wo denn die Unterstützer seien?

"Starker Start in das Thema"
Genau diese Aussage sei der Impuls gewesen, den Kampf gegen die Fernstraßen- und Verbindungsachsengegner aufzunehmen. Christian Kocherscheidt sprach von einem "starken Start in das Thema" und kündigte an, die Kampagne aufrecht erhalten zu wollen, "um Düsseldorf und Berlin wachzurütteln". Aus Unternehmersicht sowie aus Sicht eines "Menschen der Region" machte sich Jörg Schorge, Geschäftsführer der Erndtebrücker Eisenwerke (EEW), Gedanken über die nächsten Generationen: EEW verarbeite 120.000 Tonnen Stahl in Erndtebrück. Nur 50 Prozent der Bleche und Rohre würden mit der Bahn transportiert, der andere Teil per Lkw auf der Straße. Schorge entschuldigte sich bei der Bevölkerung und gestand, dass dies nicht zumutbar sei. "Die verkehrstechnische Anbindung Wittgensteins ist für uns so bedeutend wie der Zugang der gesamten EEW-Gruppe auf dem Weltmarkt." Bernd Berge vom gleichnamigen Wittgensteiner Bauunternehmen forderte dazu auf, dass "alle an einem Strang ziehen, um das Dilemma zu beenden." Berge Bau habe Aufträge im Siegerland und in Hessen, eine breitere Auftragsversorgung sei nicht möglich. "Die Wettbewerber sind längst in Köln, Dortmund oder Frankfurt, bevor wir aus Wittgenstein in Eiserfeld sind." DGB-Vorsitzender Willi Brase stellte gestern klar, dass es sich bei der Initiative von Unternehmerschaft, Handel, Handwerk, Gewerkschaft und IHK um eine völlig unpolitische handele. "Uns ist es egal, welche Farbenlehre irgendwo regiert." Wer 30 Jahre lang jeden Tag von Bad Berleburg nach Siegen zur Arbeit fahre, der erleide einen nicht unerheblichen Verlust an Lebenszeit.

Auszubildenden abgesagt
Petra Lux, Chefin des Gesamtbetriebsrates der Firma SMS in Hilchenbach, erzählte aus eigener Erfahrung, dass sie damals ihren Wohnort extra nach Hilchenbach verlagert habe, um nicht ständig auf der Lützel im Stau stehen zu müssen, weil ein Lkw entweder quer gestanden oder eine andere Behinderung verursacht habe. Auszubildenden "von weit her", hinter Bad Berleburg, habe man absagen müssen, weil der Weg zur Arbeit für einen 17-Jährigen absolut unzumutbar gewesen wäre.

IHK-Geschäftsführer Franz-Josef Mockenhaupt bezeichnete die niedrige Arbeitslosenquote als "nicht Gott gegeben". Es sei zynisch, wenn darauf abgehoben werde, dass es der Wittgensteiner Wirtschaft ja ohne bessere Anbindung gut gehe. "Wir wollen nicht nochmal 50 Jahre warten. Dafür ist Wittgenstein zu wichtig." Landrat Paul Breuer brachte alle Beteiligten zum Abschluss auf den neuesten Stand: Das Planfeststellungsverfahren für den ersten Teilabschnitt laufe. Zurzeit erfolge die Offenlegung, es gebe 400 Einwendungen plus eine organisierte Liste. Paul Breuer: "Ich fordere, dass man sich in der Abarbeitung nicht Monate festhält."