Dramatik pur mit einem echten Herzschlag-Finale. Im Handball-Drittliga-Duell des TuS Ferndorf am Samstagabend in der Kreuztaler Sporthalle Stählerwiese setzt der verwandelte Siebenmeter-Strafwurf nach der Schlusssirene durch Dennis Aust den Schlusspunkt zum 29:29 (12:12) gegen die HSG Ahlen-Hamm. "Punktgewinn oder Punktverlust?" Diese Frage stellt man sich zwangsläufig nach einem solchen Spiel. Auf den ersten Blick im Duell des Tabellendritten gegen den -neunten ein verlorener Zähler für den TuS. Doch nach dem Spielverlauf und vor allem wegen der dramatischen Schlussphase kann nur von einem Punktegwinn gesprochen werden - von einem glücklichen obendrein. So sieht es auch Trainer Caslav Dincic: "Wer sechs Sekunden vor Schluss mit einem Tor hinten liegt und durch einen Siebenmeter nach dem Abpfiff den Ausgleich schafft, der hat einen Punkt gewonnen. Ganz klar."
Der Coach zieht dabei den (nicht vorhandenen) Hut vor Dennis Aust, dem Mann ohne Nerven: "Er holt den Siebenmeter raus und macht ihn auch noch rein. Das war schon klasse..." In der Tat. Der Mann auf Rechtsaußen hatte den TuS schon 30 Sekunden zuvor mit einem verwandelten Strafwurf im Spiel gehalten, als er zum 28:28 ebenfalls von der Marke ausgeglichen hatte. Das unterstreicht die Glücksgefühle, die die Ferndorfer Fans an diesem Abend mit nach Hause genommen haben und macht gleichzeitig klar, wie schwer es der Underdog aus dem nördlichen Ruhrgebiet den Siegerländern gemacht hat. Dem reichten im Prinzip drei herausragende Akteure, nämlich der frühere litauische Nationalspieler Dainius Skarbalius als Spielmacher, Merten Krings aus dem Rückraum und am Kreis ein "echter Schimanski" - geschrieben aber Thorsten Szymanski -, der sich wuchtig in der diesmal nicht zupackenden Ferndorder Deckung bewegen konnte wie er wollte und immer wieder traf. Der Name passt jedenfalls zu der recht raubeinigen Spielweise der Gäste, die aber nicht nur damit den Ferndorfern den Zahn zogen.
Das sagt eigentlich genug aus über die Leistung des TuS, der nicht nur in der Abwehr seine Probleme hatte, sondern auch vor dem gegnerischen Tor einfach nicht den Zug fand, auf den er in Richtung Heimsieg hätte aufspringen können. Von den Halbpositionen - vor allem von der rechten - kam zu wenig, Anspiele an den Kreis klappten nicht. Die Manndeckung, der sich Mittelmann Michael Feldmann nicht entziehen konnte, zeigte Wirkung. Unnötige Ballverluste kamen hinzu. Es passte an diesem Abend einach nicht. "Wir haben die Räume nicht genutzt, die Gelehenheiten vertendelt, einfach auch zu langsam gespielt", kritisiert Caslav Dincic die Spielerei seines Teams, in dem vom Anfang an der Wurm steckte. Die Gäste verstanden es immer wieder in die Lücken zu stoßen, auch nach einem Drei-Tore-Rückstand (7:4 / 16. Minute) die Ruhe nicht zu verlieren, wieder heran zu kommen und das Spiel ab der 19. Minute (7:7) durchweg ausgeglichen zu gestalten.
Und am Ende hätte es fast sogar zum Sieg in der "Höhle des Löwen" gereicht. Nach dem 26:26 (57.) legten die Hammer stets einen Treffer zur Führung vor. Die drei Treffer machte im übrigen in dieser Phase Thorsten Szymanski vom Kreis, was in einer solch entscheidenden Phase gegen eine gute Deckung eigentlich nicht passieren darf. "Es hat einfach ein Tick gefehlt heute", suchte "Siebenmeter-Mann" Dennis Aust am Ende nach einer Erklärung. "Wir konnten spielerisch nicht die nötigen Akzente setzen, so muss man mit dem Punkt zufrieden sein." Caslav Dincic hatte so etwas Ähnliches schon kommen sehen: "Irgendwie hat uns schon die ganze Woche die Spannung gefehlt. Das hat sich heute fortgesetzt. Vielleicht hat die Mannschaft den Gegner obendrein auch noch ein wenig unterschätzt. Dann kommt eben so ein Spiel zustande."
TuS Ferndorf - HSG Ahlen-Hamm "Youngsters" 29:29 (12:12).
Ferndorf: Hamers, Rottschäfer; Krause (1), Alen Sijaric, Lerscht, Aust (10/3), Dettling (2), Hilger (3), Klatt, Feldmann, Mirza Sijaric (2), Stelzenbach (4), Rommelfanger (7).
Ahlen-Hamm: Schmidt; Wiegers, Rogowski (1), Doller (5), Macke (2), Skarbalius (5/5), Mühlhoff, Krings (5), Paul (6), Szymanski (5).
Schiedsrichter: Bargmann/Stein (Frankfurt/Koblenz).
Zuschauer: 1000.